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Das Outing von Millius
Barbara Freis PR-Berater vergleicht Peter Jans mit Mickey Mouse. Und versucht sich die Wahlschlappe mit der «ungünstigen Konstellation» zu erklären. Statt sich selber zu hinterfragen.
Jetzt, da Peter Jans gewählt ist, fragt man sich: Warum? Beziehungsweise: Warum wurde Barbara Frau Frei nicht gewählt. Jans habe seinen Sieg den Stimmen aus dem bürgerlichen CVP-Lager zu verdanken, so die Vermutung einiger Journalisten an der gestrigen Jahreszusammenkunft mit dem Stadtrat. Dafür seien Jans’ moderate Linkspositionen verantwortlich.
Etwas anders sieht das Stefan Millius, Kommunikationsstratege, Filmemacher, Romanautor. In seinem jüngsten Posting auf persönlich.com outet er sich als politischer Berater von Barbara Frei, wie schon zuvor übrigens auch von Markus Buschor, mit dem die SP aus dem Stadtrat «herausgekegelt» wurde – «mit unserer Hilfe».
Nach der Niederlage mit Frei gibt sich Millius wenig selbstkritisch. Er schreibt: «In der politischen Kommunikation kann man manchmal aufgrund der ungünstigen Konstellation schlicht nichts ausrichten.» Das sei keine Persönlichkeitswahl gewesen. Die FDP hätte selbst mit «Barack Obama gegen Micky Maus antreten können, und die Disney-Figur hätte obsiegt.»
Bei dieser Ausgangslage seien jegliche Kommunikationsstrategien wirkungslos, behauptet Millius und erklärt: «Es geht heute darum, zu zeigen, dass die Person hinter den sattsam bekannten Inhalten authentisch ist. Leute, die darstellen, was sie wirklich sind und nicht einfach eine aufgesetzte Rolle spielen: Danach sehnt sich die Wählerschaft.»
Das ist selbstverständlich. Das bessere Wort dafür wäre: Ehrlichkeit.
Und damit sollte Millius zuerst bei sich selbst anfangen. Die Spatzen haben es nämlich schon länger von den Dächern gepfiffen; dass er mitmischt bei Freis Kampagne. Für die letzte Seite im November-Heft (Bild unten) wollten wir es genauer wissen und haben ihn deshalb gefragt – per Facebook, weil grad keine Telefonnummer zu Hand war.
Nach einigen Ausweichmanövern («Schreibt sie neuerdings Bücher?», «Das ist eines der langweiligsten Gerüchte, die ich je gehört habe.», «Wieso interessiert das Saiten?») und abermaligem Nachhaken kam dann schliesslich die Antwort:
«Es ist einfach: Ich bestätige oder dementiere keine Gerüchte über tatsächliche oder allfällige oder angebliche Kunden.» Und: «Also, was mich betrifft: Ich bin nicht ‹Barbara Freis Ghostwriter›.»
Vielleicht wurde Peter Jans ja doch nicht nur wegen der Konstellation gewählt, sondern als Persönlichkeit. Und vielleicht sollte sich die FDP als Kundin – wenn sie denn Authentizität will –, besser einen neuen PR-Berater suchen. Einen ehrlichen.
Nach dem Lesen von dort als Kommentar gepostet:
Sehr geehrter Herr Millius:
Habe ich Ihren Beitrag richtig verstanden, wenn ich ihn so zusammenfasse, dass Inhalte gleichzusetzen sind mit plakativen Slogans, und zu einer vergangenen politischen Epoche gehören? Und dass die Wähler_innen heute mehr an „Authentizität“ als an Inhalten interessiert sind. Dies ist eine interessante Auffassung des Begriffs Authentizität und seines möglichen Gegenpols.
Gewiss eine bemerkenswerte Analyse des politischen Zeitgeistes!
mit freundlichen Grüssen
C. Mijnssen
Ha, ha, jetzt wird mir klar, warum Herr Miilius im neuen „Leader“ – meiner Lieblings-Postille – dermassen auf „Saiten“ eindrischt, „als Hintergrundzeitschrift getarntes Klassenkampfblatt“. Kommunistenfressernostalgie vom Feinsten!! Immerhin behauptet sich Saiten seit Jahren erfolgreich im „freien Markt“… Na ja, derartige Details brauchen jemanden mit der rechten, pardon, richtigen Ideologie nicht zu stören…
Jösses, das lustige Textlein sehe ich erst jetzt, nachdem ich mich selbst in anderem Zusammenhang dringend googeln musste. Also, erstens: Meine Auskünfte an „Saiten“ (die in einem Privat-Chat erfolgten und nicht zur Publikation bestimmt waren) waren absolut korrekt und ehrlich: Ich war nicht der Ghostwriter von Barbara Frei. Um die Richtigkeit dieser Aussage zu beurteilen, müsste Frau Riedener aber erst die Bedeutung des Worts „Ghostwriter“ kennen. Und zweitens: Ein so schlechter PR-Berater kann ich eigentlich nicht sein. Immerhin habe ich als Wahlberater von Markus Buschor 2012 die SP aus dem St.Galler Stadtrat hinausgekegelt. Die verdutzt-bestürzten Gesichter der SP-Stadtpartei im Waaghaus in jenem Herbst sind mir Trost auch in dieser schweren Zeit, in der mir die Saiten-Redaktion völlig überraschend nicht die Stange hält.