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Facing the Atmosphere, baby!
Lange Beine auch für die Kleine! Daune sitzt, Kappe auf, Kufen geschliffen, ab die Post und rauf aufs Eis. Pirouetten drehen & «luege wer de Gschwinder isch!» – Eisdisco im Lerchenfeld: ein Heidenspass! von Olivia Hersche
Vorbildlicher als man es den Engländern nachsagt, reihen sich die Besucher der 6. Eisdisco im Lerchenfeld vor der Eishalle in die Schlange ein. Sie würden an diesem Samstag 1500 Besucher erwarten, meinte Dimitrji Itten, einer der Organisatoren in einem Vorab-Interview. Und wirklich: «Es hät gräblet!». Einchecken, Schlittschuhe mieten, Eisen montieren, 15 Zentimeter wachsen und mit leichter Vorderlage durch die Gänge stochern. So viele «hohe Menschen» an einem Ort!
Wo willst du hin, Schneeprinzessin? Auf das grosse Eisfeld in der Halle oder lieber nach draussen aufs kleinere, wo dir der kühle Wind um die Ohren pfeift?
Musik begleitet das Spiel und verwandelt das lebendige Treiben indoor in ein rauschendes Fest. Überdimensional grosse Kronleuchter thronen über den Leutchen und beleuchten die roten Fratzen. Teeniealarm und Discotunes von Dj Moonrider und Hardy Hardcore ab 18 Uhr – die Jungen finden’s lässig, wenn schon mal etwas offen hat für unter 18! Und auch Familien finden Gefallen am fetzigen Gerutsche auf Eis.
Etwas abseits von Sturm und Drang gemütliches Beisammensein bei Burgerverstärkung und Glühwein-Bier-Geschlürfe; draussen hat es nämlich eine Holzbar, wo von der Taste & Tender Crew Falaffel oder Fleischburger über den Tresen gereicht werden. Die Leute schätzen es, dass man trotz Ausgangsstimmung in Ruhe reden und etwas essen kann.
Tender geht es auch auf dem Eis neben der Holzbar zu und her: Hand in Hand werden auf dem Aussenfeld wie verrückt Runden gedreht. Trotz dem auffallend jungen Publikum am frühen Abend ist das Getümmel bunt durchmischt; Altersgruppen von schätzungsweise 3 bis 60 Jahren vergnügen sich an Ort. Zu Michael Jackson geht auch Jungspund Robin im grünen Skianzug in die Hocke; zünftig wippend, etwas neben dem Takt grinst der dreijährige über alle Backen.
Die Eisdisco ist eine wahre Freude. Um halb 9 staunt das Publikum nicht schlecht, als ein Mann und eine Frau auf sinnliche Weise auf dem Eis performen. Das Panorama Dance Theater – die Überraschung des Abends!
Um 23 Uhr sind die Jüngsten verrauscht. Die Schlange vor dem Eingang ist nicht kürzer geworden, und auf dem Inneneisfeld dreht ein dichter Strom von Besuchern seine Runden. Was lockt die vielen Leute hierher, die das Teenagersein hinter sich haben und schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel tragen?
Erstaunen tuts ja eigentlich nicht, dass so viele Leute den Weg aufs Eis gefunden haben, erhofft sich doch der Nostalgiker von einer Eisdisco dieses gewisse 80er-Jahre-frisch-verschossen-Disco-Party-Flair à la Claude Pinoteau aus dem Klassiker La Boum – halt einfach auf dem Eis, mit «Schlifiseli». Da nimmt man auch gerne die Bläuele beim Sturz auf die «Blootere» in Kauf.
Aber trotzdem, hey: Romantik pur. Die Kälte lässt die Münder rauchen und man kommt beim Schlittschuhlaufen ins Schnaufen. Facing the Atmosphere, baby!
Ein Eisprinz hat sich sogar in Schale geworfen: Der Bursche trägt ein beiges Manchesterjacket und fliegt mit seiner Fee übers Feld. Im Hintergrund die passende Musik, die im Schweif der vorbeirauschenden Schlittschuhläufer die strahlenden Gesichter in der Nacht verewigt – zum Dahinschmelzen!
Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. «Romantic mood» versprach die Crew. Romantic mood, indeed! Klar gibt es auf dem Aussenfeld auch weniger elegante Pirouetten, als man es sich von Ballerinas gewohnt ist, aber das spielt keine Rolle. Wer die Vorderlage auch da noch nicht verlernt hat, kann sich nachher an der Bar wieder steckengerade aufrichten und beschwingt von dem krachenden Kufenerlebnis ein Getränk zu sich nehmen.
Das Licht macht die Stimmung perfekt. Scheinwerfer verstrahlen das Treiben auf dem Eis mit violetten, roten, blauen und grünen Lichtern. Ein loderndes Feuer am Rande der Eisbahn sorgt für das passende Ambiente. Das farbige Licht spiegelt sich auf dem frisch rasierten Eis und den weissen Schlittschuhen an den strammen Waden. Die Besucher verwandeln sich zu Königen und Königinnen der Nacht.