, 11. September 2013
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FC Valencia: Die Lage ist hoffnungslos

Der FC Valencia wäre in jedem anderen Land ausser in Spanien längst in Konkurs gegangen.

Wenn der Gegner des FC St.Gallen in der Europa-League kein spanischer Klub wäre, müsste man es als Wunder bezeichnen, dass er überhaupt noch existiert.

Aber in Spanien kann Real Madrid einen Spieler wie Gareth Bale zum Preis von rund 100 Mio. Franken auf Kredit kaufen. Wie schon Cristiano Ronaldo für rund 90 Mio. Euro. Beides Mal war Bankia der Kreditgeber. Beim Transfer des Portugiesen war das Geldinstitut zu wenig flüssig und lieh sich das Geld bei der Europäischen Zentralbank aus, die dafür ein Pfandrecht am Spieler erhielt. Beim Bale-Deal war Bankia wenige Monate zuvor verstaatlicht worden.

So läuft das in Spanien.

Doch zurück zu Valencia. Der Klub überlebt seit Jahren mit einem Schuldenberg von rund  400 Mio. Euro. Jahr für Jahr müssen die besten Spieler verkauft werden: Silva, Mata, Villa, Albiol.

2007 begann man mit dem Bau des neuen Stadion «Nou Mestalla» mit 75’000 Plätzen. 150 Mio. Euro wurden investiert. Das war zu wenig, gearbeitet wird schon lange nicht mehr. Nou Mestalla ist eine riesige Investitionsruine aus Beton.

Das Ganze ist aber auch eine Geschichte über Filz, Grössenwahn und Korruption. Über gigantische, aber ungedeckte Investitionen in den Sport sollten in Valencia politische Karrieren aufgebaut werden. Die Stichworte dazu: America’s-Cup mit Alinghi, Formel 1-Strecke, FC Valencia.

Die Ermittlungen, die der spanische Untersuchungsrichter Baltasar Garzon (u.a. Ankläger gegen Pinochet) im «Fall Gürtel» gegen den Korruptionssumpf in Valencia anordnete, werden als Hauptgrund für seinen Sturz genannt. Zu viele wichtige politische Figuren wären betroffen gewesen, heisst es.

2009 war der FC Valencia eigentlich Pleite. Doch dann bewilligte Bankia einen Kredit von rund 70 Mio. Euro. Genau genommen einer zuvor gegründeten Klub-Stiftung. Der Vorteil einer Stiftung im Vergleich zu einem verschuldeten Klub ist, dass eine Stiftung einen Kredit über Bürgschaften absichern kann. Die Bürgschaft übernahm die Region Valencia.

Es ist ein perfektes Trio: FC Valencia, Bankia, Comunitat Valenciana.

2012 wies Bankia einen Jahresverlust von 2 Mrd. Franken aus – den höchsten der spanischen Wirtschaftsgeschichte – und musste verstaatlicht werden. Natürlich mit Geldern aus dem EU-Rettungsschirm.

Auch die Region Valencia hat kein Geld. Einen Kredit der Deutschen Bank konnte sie nur mit Hilfe der Zentralregierung in Madrid begleichen. Wahrscheinlich ebenfalls mit EU-Geldern.

Im Januar 2013 erklärte die Klub-Stiftung des FC Valencia, dass sie die Kapitalzinsen nicht mehr bezahlen kann – von einer Rückzahlung des Kredits war sowieso nie die Rede.

Damit wäre eigentlich die Bürgschaft fällig geworden.

Verschiedene Medien meldeten, dass der zahlungsunfähige Klub nun der zahlungsunfähigen Comunitat Valenciana gehöre – wie schon der FC Elche.

Kurz darauf hiess es, dass ein Gericht die Bürgschaften von 2009 für ungültig erklärt habe.

Wie es seither weiterging, lässt sich nicht herausfinden. Wahrscheinlich laufen Gerichtsverfahren.

Eigentlich ist die Lage hoffnungslos.

Am 24. Oktober spielt der FC St.Gallen in Valencia.

 

 

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