, 1. Dezember 2015
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FCSG-Niederlage: Das Stadion ist schuld!

Der FC St.Gallen konnte im neuen Wankdorf noch nie gewinnen. Auch letzten Samstag nicht. Das Senf-Kollektiv ist sich sicher: Schuld ist das Stadion!

Gelb-schwarzes Herz trifft multifunktionale Eventarena: Blick ins Wankdorf. (Bild: Senf-Kollektiv)

Seit über zehn Jahren versucht der FC St.Gallen nun schon, in Bern einen Sieg einzufahren. Letztmals erfolgreich waren die St.Galler noch im Neufeld, dem Ausweichstadion der Berner Young Boys, als das Wankdorf gerade erst abgerissen und noch nicht neu gebaut worden war. Im neuen Wankdorf, das offiziell in Stade de Suisse umbenannt wurde, konnte der FC St.Gallen also noch nie als Sieger vom Platz gehen.

Die logische Schlussfolgerung: Die ewigen Niederlagen in Bern liegen nicht an den elf St.Gallern auf dem Platz. Und auch nicht an den elf Bernern. Die Chancenauswertung der Young Boys am vergangenen Samstag ist Beweis genug: Aus 30 Torschüssen nur zwei Treffer zu machen, spricht nicht für die Effizienz. Es muss folglich am einzigen konstanten Punkt liegen: am Stadion.

Ladies Night im Wankdorf

Zugegeben: So schlimm wie der Stimmungsmoloch Letzigrund ist das Wankdorf natürlich nicht. Aber einige Punkte stimmen in Bern halt auch nicht. Da wäre zum einen der Kunstrasen. Wir alle kennen die Vorteile: Mehrfachnutzung, Terrainbeständigkeit, Wartung. Trotzdem: Der Fussball lebt davon, nicht klinisch steril zu sein. Nicht vorhersehbare Richtungsänderungen des Balls, der Geruch des Rasens, die dreckigen Shorts der Spieler- Das alles gehört zum Fussball dazu – nur in Bern halt nicht. Nicht wegzudiskutierender «Vorteil»: In der Pause kann das Auto eines Sponsors seine Runde ums Feld drehen. Wo andernorts ein Acker zurückbleiben würde, hinterlässt diese Marketing-Aktion keine Spuren auf dem Kunstrasen – dafür in den Köpfen der immer wieder über diese Aktion irritierten Gästefans.

Obwohl der Rasen also künstlich ist und entsprechend eigentlich kein Sonnenlicht braucht, versucht man in Bern neustens, solches künstlich zu generieren. LED-Banden zwischen dem ersten und zweiten Rang der Tribünen an den Längsseiten überstrahlen selbst das Flutlicht. Der Stadionbesuch als Solarium-Ersatz? Wellness-Tag beim Fussball? Würde ja irgendwie passen, schliesslich ist in Bern immer ein spezieller Tag: Wir haben aufgehört zu zählen, wie oft wir schon bei einer Ladies Night oder einem Kids Day zu Gast waren. Dieses Mal wars – der Jahreszeit geschuldet – das X-Mas-Special.

Offenbar ist man bei den Verantwortlichen in Bern der Meinung, dass man nicht wegen dem Fussballspiel in ein Stadion pilgert, sondern wegen einem «Mehrwert». Kein Wunder wird das Stadion auf den Werbebanden mit dem Slogan «Stade de Suisse – die multifunktionale Eventarena» beworben.

Wankdorf? Stadion? Fussball?

Das ist offenbar nicht sexy genug, um im Marketingsprech zu bleiben.

Fettspritzer von der YB-Wurst

Vielleicht ist der Grund für den Sonnenlicht-Ersatz per LED-Bande aber auch ein ganz anderer: Das Wankdorf gleicht nämlich einem Kühlschrank sondergleichen. Gefühlt herrschen im Stadion immer einige Grad weniger als rund herum. Und gefühlt lässt uns die Liga auch immer an den kältesten Tagen nach Bern reisen. Wer sich dann aufwärmen will, greift zu kaum geniessbaren Heissgetränken oder zu einer YB-Wurst. Der Verkaufsschlager im Sortiment ist bei den Fans vor allem beliebt, weil man sämtliche weitere Personen in einem Umkreis von drei Metern bei jedem Biss am Genuss beteiligt.

Beim Geschmack gehen die Meinungen auseinander. Aber als St.Galler muss man sich in fremden Stadien ja mit schäbiger Wurstqualität zufrieden geben. Wer sich durch die Fettspritzer der YB-Wurst nicht das Augenlicht weggebrannt hat, darf sich in der Pause an der Videowand über das «vermutlich beste Bier der Welt» informieren und die Hausdruckerei der Young Boys kennenlernen.

Wir retten uns durch diese Dauer-Bewerbung, versuchen nicht einzufrieren und sind dann doch irgendwie froh, als die YB-«Viertu-Stung» eingeläutet wird: nur noch 15 Minuten (plus natürlich die 30 Minuten Blocksperre für Gästefans) in diesem Kühlschrank ausharren.

In diesem Sinne: Hebet näch am Bänkli, YB hät für euch äs Werbe-Gschänkli…

 

Das Senf-Kollektiv besteht aus 15 fussballverrückten Frauen und Männern. Es gibt die St.Galler Fussballzeitschrift Senf («S’isch eigentli nume Fuessball») heraus und betreibt daneben auch einen Blog. Senf kommentiert auf saiten.ch das Geschehen auf und neben dem Fussballplatz.

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