, 22. Juni 2015
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Ivo Sasek zu Pegida: «Wäre gern einmal euer Kampfgenosse»

Nach der Absage in Frauenfeld will Pegida Städte und Gemeinden in der ganzen Schweiz mit Demo-Gesuchen eindecken. Der radikale freikirchliche Prediger Ivo Sasek hat Pegida derweil abgesagt – und verstrickt sich in Widersprüche.

«Weil ich denke, das Herzensanliegen der Pegida verstanden zu haben (…), wäre ich gerne einmal Kampfgenosse an eurer Front.» Mit diesen Worten antwortete Ivo Sasek, radikaler freikirchlicher Prediger aus Walzenhausen, auf eine Anfrage von Pegida («Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes») Schweiz.

Die weit rechts stehende Pegida-Bewegung wollte Sasek als Redner an ihrer geplanten Demo in Frauenfeld auftreten lassen. Der entsprechende Mail-Verkehr zwischen Sasek und Pegida-Schweiz-Vertreter Mike Spielmann liegt Saiten vor.

Doch zur Demo kommt es nicht: Die Stadt Frauenfeld lehnte das Demo-Gesuch ab. Dies mit der Begründigung, die Behörden könnten die Sicherheit während einer solchen Demo nicht mit verhältnismässigem Aufwand gewährleisten.

Auch Saiten hat vergangene Woche Online darüber berichtet und dabei auch die geplanten Auftritte des Pegida-Initianten Lutz Bachmann und eben Ivo Sasek genannt. Diese beiden und weitere Namen werden auch in der Verfügung des Frauenfelder Stadrats erwähnt.

Saseks Angst vor dem schwarzen Block…

Sasek hat sich nun in einem Schreiben an die Saiten-Redaktion gewandt und eine «Gegendarstellung» verlangt. Das liest sich so:

«Ich bin Ivo Sasek, von dem saiten.ch am 17. Juni 2015 hinsichtlich der verbotenen Pegida-Demo berichtet hat: Neben den drei Schweizer Rechtsaussen-Figuren Ivo Sasek, Yannic Nouffer und Ignaz Bearth hätten die deutschen Pegida-Einpeitscher Lutz Bachmann und Tatjana Festerling sowie ein noch nicht mit Namen genannter Österreicher auftreten sollen..

Diese Publikation entspricht nicht der wahren Tatsache und ist eine reine Unterstellung, die ich hiermit richtig stelle. Weil ich in diesem Artikel in einem als gefährlich gebrandmarkten, dem Islam feindlichen und dem Gesetz trotzenden Kontext erwähnt wurde, betrachte ich meine Person als massiv verunglimpft und verleumdet. Richtig ist: Ich wurde zwar von der Pegida als Redner angefragt, nahm aber dieses Angebot genau aus den auch vom Stadtrat Frauenfeld und Justiz befürchteten Gründen nicht an. Schrift-Beweis liegt vor. Ich stand somit nicht als Redner fest.

Der Artikel von saiten.ch suggeriert damit aber auch fälschlicherweise meine Bereitschaft, Handlungen vorzunehmen, die eine Volksgefahr darstellen. Dieses implizierende Vorgehen weise ich als haarsträubende Unterstellung und Diskreditierung meiner Person konsequent zurück. Ich hätte aus oben erwähnten Gründen mit keiner Silbe in all diesen konstruierten Zusammenhängen genannt werden dürfen.»

 

Von Pegida hält Sasek also demnach nicht viel.

So weit Saseks offizielle Sicht. Seine Begründung gegenüber Pegida liest sich im Mail-Verkehr allerdings ganz anders: «Was nun aber meine Teilnahme an Eurer öffentlichen Demonstration betrifft, werde ich gerade durch meine eigenen Verordnungen in der OCG, AZK usw. zurückgepfiffen», schreibt Sasek.

Er meint damit seine radikal-christliche Glaubensgemeinschaft Organische Christengemeinde (OCG) und seine umstrittene Anti-Zensur-Koalition (AZK), die auch schon Holocaust-Leugnern eine Plattform geboten hat.

Diese beiden, so schreibt Sasek weiter, organisierten ihre Demos ausschliesslich mit Mund-zu-Mumd-Propaganda. Nur Leute, «für die wir die Hand ins Feuer halten könnten», erführen davon. Der Grund: Sobald Sasek und seine Mitstreiter öffentlich angekündigt demonstrieren, treten die «stets schwarz gekleideten Lohnterroristen» in Erscheinung, heisst es in Saseks Mail weiter.

…und seine Einladung an Pegida-Gründer Bachmann

Und weiter: «Sie greifen uns tätlich an und berichten dann in den Medien, dass wir gewalttätig wurden, führen zeitgleiche Gegendemonstrationen zu ihrer eigenen PR durch usw.» Aus dieser Angst vor Gegendemos müsse er «leider von einer Teilnahme wieder absehen».

Sasek betont aber noch, dass er «gerne» seine Einladung an Pegida-Gründer Bachmann zum nächsten Treffen der AZK erneuere. «Sehr viele Leute auch aus unseren Reihen brennen darauf, die Sichtweise der PEGIDA aus erster Hand zu erfahren.»

Pegida fasst weitere Orte ins Auge

Auch Pegida will derweil nicht aufgeben. Laut Angaben des Frauenfelders Mike Spielmann, der sich als Vertreter von Pegida Schweiz bezeichnet, werden die Organisatoren Gesuche an rund ein Dutzend Gemeinden und Städte in der Schweiz stellen. «Wir berufen uns auf die Versammlungsfreiheit, die uns von der Verfassung garantiert ist», so Spielmann. Ausserdem sei gegen die Verfügung aus Frauenfeld Rekurs eingelegt worden.

Neue Demo-Gesuche sollen unter anderem in Romanshorn, Wattwil, Weinfelden, Solothurn oder Basel eingereicht werden. Die Kantonspolizei Basel-Stadt allerdings hatte ein ähnliches Anliegen von Polit-Querulant Eric Weber bereits diesen Januar abgelehnt.

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