, 20. Dezember 2016
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Kulinarisches Storytelling

Essen in drei Akten und Ausbildungsplätze für Jugendliche mit zusätzlichem Unterstützungsbedarf: Der Thurgauer Renato Blättler übernimmt im Herbst 2017 das Restaurant Concerto und die Kantine des Theaters St.Gallen. Er löst Peter Schiltknecht von PSG ab. von Nina Rudnicki.

Wer essen möchte wie Don Camillo und Peppone im italienischen Ort Brescello, der bestellt sich Tortelli mit Kürbisfüllung, Nussbutter und Salbei. Und zu Mozarts Oper Le nozze di figaro, die in Sevilla spielt, passt am besten Kalbfleisch mit Sardellenfilets, Orangenjus und Röstgemüse-Paella.

Solche zum Programm des Theaters St.Gallen passenden Gerichte werden ab der Spielzeit 2017/2018 im Restaurant Concerto auf dem Menü stehen. Die Idee dazu hatte der neue Pächter Renato Blättler. Er ist Gesamtleiter des Vereins Lehrbetriebsverbund Wert-Voll, Pächter des Hotels Greuterhof in Islikon bei Frauenfeld und des Café St-Gall in der Hauptpost St.Gallen.

Renato Blättler. (Bild: pd)

Blättler hatte sich beim Theater beworben, nachdem bekannt geworden war, dass Peter Schildknecht mit seinem Betrieb PSG die Pachtverträge nicht verlängern will. Blättlers Speisekarte wird in drei Akte unterteilt: in Vorspeise, Hauptspeise, Nachtisch und diverse Zugaben. Und sie soll stets dem aktuellen Spielplan angepasst sein. Das Konzept überzeugte Werner Signer, den geschäftsführenden Direktor von Konzert und Theater St.Gallen. Ausschlaggebend sei vor allem auch die Idee des Vereins Wert-Voll gewesen, sagt er. «Dadurch wird für die Region ein wichtiger sozialer Beitrag geleistet.»

Im Concerto Jugendliche ausbilden
Wert-Voll hat seinen Sitz in Islikon. Renato Blättler gründete den Verein 2005, mit dem Ziel, Jugendliche und junge Erwachsene mit zusätzlichem Unterstützungsbedarf über eine Berufausbildung in die Arbeitswelt zu integrieren. Auch im Concerto und in der Kantine des Theaters sollen Jugendliche ausgebildet werden, allerdings frühestens ab 2019.

Im kommenden Jahr wird der Betrieb zunächst mit 16 Gastronomie-Fachmitarbeitenden starten. «Theoretisch ist es dann möglich, pro Mitarbeitendem einen Jugendlichen einzustellen und auszubilden», sagt Blättler. Die Jugendlichen werden über die IV vermittelt, mit der Wert-Voll auch über eine Leistungsvereinbarung verfügt. Die Jugendlichen bewerben sich und schnuppern sie einige Tage im Betrieb. Danach wird in einem Gespräch abgeklärt, ob sie sich für eine Ausbildung im Gastronomiebereich eignen.

Im Café St-Gall ist derzeit ein Jugendlicher angestellt, zusätzlich zu den zwei Fachmitarbeitenden. Im Hotel Greuterhof arbeiten zehn Jugendliche. Dort wurden bislang auch das Essen und die Menus für das Café St-Gall zubereitet. Wegen des langen Anfahrtsweges von Islikon habe er sich aber schon länger nach einem geeigneten Standort in St.Gallen umgeschaut, sagt Blättler. «Mir ist es wichtig, kreativ und innovativ zu sein und Synergien zu nutzen. Beim Theater in St.Gallen ist das alles gegeben.»

Menüs für Tänzerinnen und Bühnenbauer
Renato Blättler ist gelernter Koch und Kellner und besuchte die Hotelfachschule. Mit Jugendlichen arbeitet der 48-jährige Thurgauer seit 2003 zusammen. Damals führte er das Hotel Schloss in Romanshorn und begann mit dem SBW Haus des Lernens zusammenzuarbeiten und Jugendliche in der Gastronomie auszubilden.

«Ich merkte, dass ich stärker in diesem Bereich arbeiten will und bewarb mich beim Zürcher Lehrvertriebsverbund Axisbildung», sagt er. Dort begleitete er Jugendliche in ihren Lernprozessen und machte es sich bald zum Ziel, in der Ostschweiz ein ähnliches Programm aufzubauen. Heute beschäftigt Wert-Voll 20 Jugendliche. «Zu uns gehören ausserdem elf Verbundbetriebe, die insgesamt acht verschiedene Ausbildungen anbieten.»

Ein Hauch von Weltstadt: Restaurant Concerto in der Tonhalle. (Bild: Theater St.Gallen)

Im Concerto wird Blättler nur ab und zu anzutreffen sein. Denn für den Restaurant- und Kantinenbetrieb wird das Wirtepaar Ruth und Gabriel Frick verantwortlich sein. Ruth Frick arbeitete im Schloss Arbon und leitete zuletzt das St-Gall, Gabriel Frick kochte ebenfalls im Schloss Arbon und im Schiff Kesswil.

«Die beiden sind sehr versiert im Umgang mit Jugendlichen», sagt Blättler. «Ausserdem haben sie Lust auf eine innovative und kreative Herausforderung. Im Concerto werden sie die Gäste mit kulinarischem Storytelling verführen und in der Kantine Menüs kreieren, die sowohl die Ballettänzerinnen- und -tänzer als auch die Leute vom Schauspielensemble und vom Bühnenbau zufrieden und satt machen.»

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