, 31. März 2016
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Neue Literatur – und ein neuer Kanton

Am Samstag wird aus dem schönsten Erker der Stadt einmal mehr zu nächtlicher Stunde lauthals literarisch berserkert: Der Gassenhauer ist los. Und auch davor und danach bieten die 8. St.Galler Literaturtage Wortlaut ein Programm für alle Sprach-Sinne.

Wenn sich der meistbewunderte Erker der Stadt und das unverzichtbarste Kulturmagazin der Ostschweiz zusammentun, dann fliegen die Fetzen oder zumindest die Wörter. Zur nächtlichen Stunde lädt das Magazin Saiten zusammen mit dem Theater am Tisch auch dieses Jahr zum Gassenhauer in der Schmiedgasse.

Gassenhauer 001Knacknuss: Landeskunde

Beim letzten Mal, anno 2015 hockten sich die Gespenster des neoliberalen Turbokapitalismus im Pelikanerker fest – das war die Geschichte: Günther, Deutscher von Herkunft, Anästhesist von Beruf und gesellschaftlicher An-Anästhesist, ist entlassen worden; zu aufmüpfig, zu wenig stromlinienförmig, benchmark-untauglich. Und seine Kollegin Emmi gleich mit. Dem grossen Reinemachen ist Günther nach Griechenland entkommen und hat sich dort mit dem gebeutelten Volk solidarisiert. Jetzt, ein Jahr später, kommt er zurück und stellt fest: Die Geschichte ist weitergegangen, Emmi ebenfalls, und wie!

In der Ostschweiz ist die Zukunft ausgebrochen. Der Kanton St.Gallen ist unbrauchbar geworden, unfähig, mit der Entwicklung im Innern und dem Flüchtlingsproblem von aussen zu Gang zu kommen. Deshalb musste kurzerhand ein neuer Kanton gegründet worden. Günther packt die Chance und tritt an zur Einbürgerungsprüfung. Knacknuss ist die Landeskunde. Alles weitere live: am Samstag, 2. April, 23 Uhr in der Schmiedgasse in St.Gallens Altstadt. Mit Diana Dengler und Marcus Schäfer vom Theater am Tisch.

Viele Tonlagen, wenig Ostschweiz

Die 8. St.Galler Literaturtage Wortlaut bieten darüber hinaus eine Vielzahl weiterer potentieller Gassenfeger quer durch die Sparten: Literatur, Spoken Word, Comic, Kabarett. Doppelter Auftakt ist heute Donnerstag: Im Alten Zeughaus Herisau liest Arno Camenisch, der Bündner Erfolgsautor, aus seiner neuen Erzählung Die Kur, in der sich ein alter Nörgler durch einen geschenkten Aufenthalt im Luxushotel nörgelt, mit allerlei Helvetismen beziehungsweise Bündnerismen im humorigen Text. Auftakt Nummer zwei ist ein Gespräch zur «Strapazierfähigkeit und Überlappung von Comic, Kunst und Wort» im Kunstraum Nextex, wo bereits seit längerem die Ausstellung «Aufblühende Attacken» zu sehen ist.

Am Freitag ist Urs Augstburger mit seinem Roman Kleine Fluchten in einer szenischen Lesung im Raum für Literatur in der Hauptpost zu hören, und in der Grabenhalle geht unter dem Titel «Sägs rächt» der Dialekt-Slam-Wettbewerb über die Bühne.

Am Samstag ist von 12 bis 24 Uhr Nonstop-Literatur angesagt, mit prominenten Namen wie dem Zeichner Matthias Gnehm, dem Humoristen Thomas C. Breuer oder dem Buchpreis-Gewinner Rolf Lappert; Monique Schwitter, ebenfalls Buchpreis-Gewinnerin, musste krankheitshalber kurzfristig absagen. Daneben gibt es Geheimtipps wie den Slammer Pierre Jarawan, der aus seinem Roman Am Ende bleiben die Zedern liest. Heinz Helle, Nadja Küchenmeister, Timo Brunke, Radek Knapp heissen weitere hierzulande noch weniger bekannte Stimmen.

spluegeneck2

Die Schweiz und namentlich die Ostschweiz stehen dagegen eher in der zweiten Reihe. Zwar stellen Rebecca C. Schnyder und Laura Vogt, beide in Ausserrhoden aufgewachsen und in St.Gallen lebend, je ihren Romanerstling vor, mehr dazu hier. Im übrigen bekommt man die regionalen Stimmen aber nur in Kurzlesungen unter dem Titel «Ostschweizer Bühne» im Splügeneck zu hören: Tanja Kummer, Edgar Hermann, Heinrich Kuhn, Gabrielle Alioth, Ruth Rechsteiner und Eva Roth lesen dort aus aktuellen Büchern.

Ganz «hiesig» ist dagegen der Abschluss am Sonntag, mit «Worten in der Stadt» von Richard Butz und Nathalie Hubler sowie der Buchpremiere von Band drei der Edition Literatur Ostschweiz: Laura Vogts Roman So einfach war es also zu gehen.

Alle Infos: wortlaut.ch

 

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