, 1. Juli 2015
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Von oben herab: Auf dem Dach der Arena

Der FC Basel und St.Gallen haben es, Aarau hingegen nicht: Ein Dach über dem Kopf. Doch wie sieht es dort oben aus? Und vor allem: Was kann man da so anstellen?

Ja, ich gebs zu: Ich will seit geraumer Zeit aufs Dach eines Fussballstadions.

Eigentlich seit der Südkurven-Choreo im Espenmoos, welche vom Dach runter die ganze Kurve überspannte. Wie gut erinnere ich mich noch an meine Gänsehaut, als ich hinter der pechschwarzen Blache stand, an den Lärmpegel, der stieg, und daran dass ich mich damals fragte, wie es wohl da oben gewesen sein muss: die Kurve zu Füssen.

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Die erwähnte Südkurven-Choreo 2005 im Espenmoos. (Bild: green-fires.ch)

Weil aber das Dach der Südkurve den Baggern zum Opfer gefallen ist, möchte ich als FCSG-Fan Ausgabe 2015 aufs Dach der Arena. Das ist natürlich völlig unvernünftig. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich Höhenangst habe und raufklettern müsste.

Insider-Infos von Greenpeace-Aktivisten

Diese in regelmässigem Abstand wiederkehrende Faszination für Stadion-Dächer hat mich auf folgende Idee gebracht: Was kann denn so ein Dach über den dazugehörigen Verein aussagen?

Gehen wir dieser Frage nach, nehmen aber einen Perspektivenwechsel vor, um die Situation statt wie normal «bottom up» als einfacher Stehplatz-Fan mal so richtig «top down» unter die Lupe zu nehmen. Von oben herab, oder aus der Vogel-Perspektive quasi.

Das letzte Auswärtsspiel unseres FC St.Gallen gegen Basel noch gut im Kopf beginnen wir beim Dach des Ligakrösus und amtierenden Meisters. Das ist zwar ein bisschen uneben wegen dem zusätzlichen und später aufgebauten Tribünen-Rang, aber gut im Stand.

Und wir wissen aus sicherer Quelle, dass die Spatzen dort goldig sind.

Die Greenpeace-Aktivisten, welche 2013 am Champions League Spiel zwischen Basel und Schalke 04 statt einer Choreo sich selbst abseilten, haben es uns im Vertrauen verraten. Sie haben uns ausserdem gesteckt, dass ihr Weg der schnellste und einfachste sei, mit den Cüpli-Trinkern der Logen mal auf Augenhöhe zu diskutieren oder uneingeladen ans bereitgestellte Essen zu gelangen.

Auf dem Arena-Dach

Im Gegensatz dazu findet man auf dem Dach der Arena St.Gallen weniger Spatzen, dafür sind sie aber zäh. Dort gibt es nämlich nur wenig Grünes, was im rauen Klima des Ostens das Jahr über Spatzen ernähren könnte. Die Beleuchtung des Wortes Arena im Stadion-Namen, welche an Spieltagen grün erstrahlt, spendet leider wenig bis gar keine Wärme aufs Dach.

Weil also die Dach-Fläche in St.Gallen eher einer Brach-Fläche gleicht, hat man sich einen Weg einfallen lassen, wie man diese nutzen könnte. Man hat vor, ähnlich wie im Stade de Suisse, Solarzellen zu installieren. Wir finden das eine heisse Idee, würden aber gerne noch vor der Installation kurz die Lage checken. Offiziell, um die noch verbliebenen Spatzen in Sicherheit zu bringen; unter uns gesagt aber, um zu sehen, wie es sich mit dem Abseilen verhält.

Leiden im Mittelland

Wir müssen feststellen: Das wird nicht so einfach. Raufkommen alleine ist schwierig, sich abseilen wohl noch schwieriger. Dafür ist die Aussicht herrlich. Die Ränge zu Füssen, die Stadt im Blickfeld. Und es hat massenhaft Platz für Solaranlagen. Wenn das Wetter so ist wie bei unserem Besuch, dann gibts auch kräftig Strom vom Arena-Dach.

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Blick ins Stadion: Der Rasen ist immer noch lädiert vom Aufbau fürs Foo Fighters-Konzert, das dann kurzfristig abgesagt wurde. (Bild: Senf)

 

Und sowieso: Im Vergleich zum Absteiger Aarau gibts in St.Gallen wenigstens ein Dach. Im Mittelland ist man beim Stadionbesuch sowohl im Gästesektor wie auch im Grossteil der Heimsektoren schonungslos der Witterung ausgesetzt. Abhärtung für stürmische Zeiten, heisst wohl die Devise. Da kommt es ehrlich gesagt nicht überraschend, wenn so viele Spatzen nach Basel ziehen, einfach weil sie dort eine goldigere Zukunft sehen. Wer kann ihnen dabei schon einen Vorwurf machen, Dächer (und ganz besonders bepflanzte) üben manchmal eine ungemeine Anziehungskraft aus.

Und wer weiss, vielleicht würde sich bei noch näherer Betrachtung und weitergehender Recherche herausstellen, dass Dächer – ihr Zustand und dazugehörige Besitzverhältnisse – zuverlässige Indikatoren des spielerischen Erfolgs eines Clubs sind. Schliesslich gibt es immer noch Clubs in der obersten Liga, welche noch kein eigenes Dach über dem Kopf haben.

Titelbild: Auf dem Stadiondach. (Bild: Senf)

Das Senf-Kollektiv besteht aus 15 fussballverrückten Frauen und Männern. Es gibt die St.Galler Fussballzeitschrift Senf («S’isch eigentli nume Fuessball») heraus und betreibt daneben auch einen Blog. Senf kommentiert auf saiten.ch nach jedem Auswärtsspiel des FC St.Gallen das Geschehen auf und neben dem Fussballplatz.

Auch während der Sommerpause der Super League wird in loser Folge ein Senf-Einwurf auf saiten.ch erscheinen.

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