, 12. April 2016
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1 Gü

Kennen Sie die Masseinheit für den kürzesten Weg von einem Fettnäpfchen ins nächste? Vermutlich nicht, denn diese wurde erst kürzlich neu definiert und lautet aktuell: 1 Gü. von Dani Fels

Das Gü: Namensgeber dafür ist der Kantonsrat, der kürzlich am Schluss einer Podiumsdiskussion an der Fachhochschule vor über 100 Studierenden zum Besten gab, dass er schon froh sei, dass in diesem Haus nicht nur in Sozialer Arbeit, sondern auch in Wirtschaft und Technik ausgebildet werde. Offenbar war dem Parlamentarier in den falschen Hals geraten, dass er auf seine Voten für die Entrechtungsinitiative, und darum ging es an besagtem Podium, viel Widerspruch und kritische Nachfragen von Studierenden erfahren musste. Wobei ihm nicht nur Studierende der Sozialen Arbeit Paroli boten, sondern auch welche aus den Fachbereichen Wirtschaft, Gesundheit und Technik, aber das sieht man den Leuten halt heute nicht mehr an. Kritisches Denken bleibt nicht in Dresscodes oder anderen Stereotypen hängen, an denen sich 1 Gü gerne orientiert.

Schon im Verlauf der Diskussion hatte sich der gewählte Vertreter des Volkes, auf das er sich in Besorgnis erregender Häufigkeit berief, als Anwärter auf den Fettnapf-Award in Position gebracht. Ausser von ihm und einem ihn begleitenden Faktotum von der Kameradschaft Morgarten International (sic!) wurde von niemandem im Raum der Sinn der Gewaltenteilung in der Schweiz angezweifelt. Der Herr Kantonsrat hingegen legte ein erstes Gü vor, indem er eine gewisse Geringschätzung gegenüber der Exekutive zum Ausdruck brachte, um dann in einem furiosen Endspurt die Judikative mit den Worten «von Richtern halte ich nichts» zu erledigen. Die Legislative, der er selber seit Jahren angehört, wurde vornehm verschont.

Argumentativ nicht verschont werden sollten solche Schwätzer, die in munterer Stimmung und destruktiven Mutes von einem Gü zum nächsten hangeln und das als direkte Demokratie missverstehen. Es wird ein Spass, wenn wir beginnen, diese Eiferer des Gü zivilgesellschaftlich in ihre eigenen Worthülsen einzupacken.

PS: Gegen Vorurteile gegenüber der Sozialen Arbeit hilft gern die kriso st.gallen (Forum für kritische Soziale Arbeit, kriso. ch), die im März zweimal hoch inspirierend die Erfreuliche Universität im Palace bespielte. Fortsetzung folgt.

Dani Fels, 1961, ist Dozent an der FHS St.Gallen und Fotograf. Er schreibt monatlich die Stadtkolumne in St.Gallen.

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