, 13. August 2021
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Alternativliga: Der Ball rollt wieder

Nach der Corona-Zwangspause geht die Alternative Fussballliga St.Gallen in ihre neunte Saison. Diese wird verkürzt im Cup-Modus ausgetragen. Bisherige Werte der Liga bleiben zentral. Spiele ohne Schiedsrichter, das sogenannte «Gentlemen-Offside» sowie Bier und Grill für die Gästeteams.

Die Rasen wurden diesen Sommer gut durchnässt. Trotzdem oder gerade deswegen: Die Alternative Fussballliga ist wieder am Start.

Als die Schweiz im Frühjahr 2020 stillstand, ging auch bei der Alternativen Liga St.Gallen (AFLSG) nichts mehr. Die achte Saison der Liga, die ausserhalb des klassischen Klubfussballs stattfindet, konnte nicht ausgetragen werden. Seither blieb es still um die AFLSG. Ausser einigen Freundschaftsspielen im Sommer 2020 wurde auf einen Spielbetrieb verzichtet.

Nun erwacht die Liga wieder zum Leben: Die Captains der Teams haben gemeinsam entschieden, die verkürzte Saison 2021 als «Cup de St-Gall» fertigzuspielen. Nach einer bereits ausgetragenen Vorrunde mit fünf Vierergruppen (jeweils der Erste sowie die drei besten Zweiten kommen weiter) starten nun die Cup-Viertelfinals im K.O.-Modus. «Der Cup hat den Vorteil, dass er weniger Spiele braucht als der bisherige Ligabetrieb in grösseren Gruppen mit Hin- und Rückspielen», sagt Roman Rutz, der die AFLSG 2013 mitgegründet hat. «Und natürlich ist das Cup-Format sehr spannend.»

Die Idee zum Cup de St.-Gall sei aber auch aus der Not geboren. Kontaktsportarten wie Fussball waren aufgrund der Coronamassnahmen des Bundes bis im Frühsommer verboten. Und als Fussball wieder möglich war, standen die Ligateams vor der Frage, wie man die arg verkürzte Saison 2021 doch noch zu Ende spielen kann. Das Zeitfenster dafür ist nicht sehr gross: Die meisten AFLSG-Teams spielen auf öffentlichen Rasenplätzen, auf denen die Nutzung von Flutlicht nicht möglich ist. Viele öffentliche Fussballplätze sind zudem ab Spätherbst witterungsbedingt gesperrt.

Die Liga ist ein starkes Kollektiv

«Die Lust auf Fussball war nach der langen Pause bei allen Teams spürbar gross», sagt Rutz. Man habe die Ligaspiele unbedingt in irgendeiner Form austragen wollen. «In einer längeren Diskussion und einem demokratischen Prozess fiel der Entscheid schliesslich für den Cup-Modus.»

Dass die Captains der rund 20 Teams gemeinsam auf die Idee kamen und deren Umsetzung anpackten, ist laut Rutz bezeichnend für die Liga. «Sie ist weitgehend selbstorganisiert. Für verschiedene Aufgaben engagieren sich immer wieder neue Personen.» Zu Beginn der St.Galler Ligazeiten stemmte noch eine kleine Kerngruppe den Spielbetrieb. «Mittlerweile ist das Kollektiv der Alternativen Liga sehr stark und verschiedenste Menschen übernehmen Verantwortung», sagt Rutz.

Er geht davon aus, dass 2022 sofern möglich wieder nach bisherigem Ligamodus samt einer Barrage zum Abschluss gespielt wird. «Wenn es Hin- und Rückspiele und eine Tabelle gibt, ist die Tagesform nicht so entscheidend wie im Cup.»

Weiterhin ohne Schiri und Light-Bier

Der Cup de St-Gall ändert nichts am knappen Reglement der Liga, das auf der AFLSG-Webseite einsehbar ist. Die neun Punkte des Regelwerks lassen den Teams viel Spielraum: Gespielt werden muss mit mindestens sechs Feldspielern, in der Liga wurden aber auch schon einige Spiele im klassischen Elf-gegen-Elf ausgetragen. Auch die Spieldauer ist flexibel, das Minimum sind 60 Minuten inklusive einer Pause. Das Abseits wird «nach Gutdünken» entschieden.

Für regelmässige Diskussionen gesorgt hat in der Vergangenheit Regel Nummer 8: «Ein Schiedsrichter wird nicht benötigt.» Fairness und gegenseitige Rücksichtnahme ist darum zentral. Bereits 2015 sagte ein Ligafunktionär zu Saiten, dass man auch wegen des administrativen Aufwandes darauf verzichte, für jedes Spiel Schiedsrichter zu stellen. Bei einigen als «heiss» betrachteten Partien wurde vorab ein Schiri aufgeboten, Grundsätzlich funktioniere der Betrieb aber gut ohne, auch wenn umkämpfte Spiele eher die Regel als die Ausnahme sind.

Oberstes Ziel der Liga ist der Spass am Fussball. Das macht auch Punkt 7 des Reglements klar: «Tiqui-taca verpönt, Catenaccio im Zweifel, Kick and Rush erwünscht», heisst es dort. Darin steckt ein Teil Ironie, aber auch etwas Wahrheit. Punkt 9 schliesslich besagt: «Als Sponsoren werden nur lokale Brauereien geduldet.» Bislang hat sich zwar noch kein grosser Sponsor für die AFLSG interessiert; dass das Heimteam den Gästen nach dem Spiel Bier – und manchmal auch Grillgut – offeriert, gehört aber zum ungeschriebenen Kodex. «Die alternative Liga St.Gallen bleibt sich und ihren Werten auch im Cupmodus treu», sagt Rutz dazu.

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