, 3. März 2013
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Anschiss mit Konzept

Am Samstag spielte Die Heiterkeit aus Hamburg im Palace. Heiter ist anders, findet Timo Posselt. «Alle Menschen lieben mich», singt Stella Sommer auf der Bühne des St. Galler Palace. Alle: Das sind in diesem Fall die gut 50 Knochen, die sich das Konzert anhören. Und die brechen auch nicht grad in Liebesbezeugungen aus. Man könnte […]

Am Samstag spielte Die Heiterkeit aus Hamburg im Palace. Heiter ist anders, findet Timo Posselt.

«Alle Menschen lieben mich», singt Stella Sommer auf der Bühne des St. Galler Palace. Alle: Das sind in diesem Fall die gut 50 Knochen, die sich das Konzert anhören. Und die brechen auch nicht grad in Liebesbezeugungen aus. Man könnte es den drei Frauen aus Hamburg glatt als Hochmut ankreiden, wie sie dastehen und auf Anschiss machen – wäre da nicht dieser Name «Die Heiterkeit», wäre da nicht dieses Band-Logo mit dem unentschlossenen Smiley, und wären da nicht die lakonischen Zwischentöne.

Die Musik ist zurückhaltend, «laid-back», die Gitarren dominieren, ruckartig drischt Stefanie Hochmuth aufs Schlagzeug. Velvet Underground standen Götti und steckten den drei Batzen zu, hin und wieder, damit sie weiter machen. Könnte man meinen. Stella Sommer haucht und nuschelt, stets in derselben Stimmlage. «Die Provinz hat Potential», singt sie in «Die Liebe eines Volkes». Doch dieses Provinzvolk weisst nicht so recht, was es davon halten soll und fragt sich: Ist das alles bloss gespielt? So wie die Ansage der Bassistin Rabea Erradi – im Versuch, eine peinliche Pausenstille zu überbrücken, sagt Erradi: «St. Gallen ist sehr schön» und erzählt vom Vollmondbier. Abkaufen mag man ihr diese Sympathie nicht, zu ausgelutscht, doch wiederum auch voller Charme, weil sie selber weiss, dass das einfach so dahingesagt ist.

heiterkeit.

Dann ein neuer Song: «Alles hat Zeit, nur ich hab sie nicht / Du weisst, woran ein böses Mädchen zerbricht / Ich weiss wie es endet.» Die Heiterkeit flüchten sich nicht in ein hochgestochenes Dichtungs-Blabla wie Tocotronic, der Wiener Schmäh ihrer Labelkollegen Ja, Panik fehlt, ihre Texte klingen manchmal wie abgedroschene Werbe-Slogans, man möchte sie an die nächste Hauswand schmieren oder glaubt sie dort schon mal gesehen zu haben.

Das Konzert endet nach gut 40 Minuten, die drei gehen ungerührt, das Publikum bleibt zurück mit der Frage: War das alles nur Masche, Anschiss mit Konzept? Sicher ist: Eine Vorband hätte dem Abend gut getan, und danach ein DJ, der auch wirklich gewollt hätte. Am Tag danach fahren Die Heiterkeit weiter, nach Ulm. Stefanie Hochmuth am Schlagzeug soll den Tourbus steuern. Nach gut einer Stunde auf der Autobahn wohl mit der genau gleichen Miene, mit der sie am Konzert ihr Schlagzeug traktierte.

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