, 7. November 2013
13 Kommentare

Braucht St.Gallen eine neue Kulturhalle?

Die St.Galler Reithalle als Kulturhalle? Der Stadtrat sagt nein zur Initiative – was sagen Sie?

Die St.Galler Reithalle bleibt eine Streithalle. Diese Woche hat der Stadtrat die Initiative «Reithalle für die Kultur» ohne Gegenvorschlag abgelehnt. Die Hauptbegründung: In St.Gallen gebe es kein Bedürfnis für einen grösseren Konzertsaal. Ebenso sei das Interesse der Vereine an einem Lokal dieser Grösse «begrenzt». Und die Reiter hätten einen legitimen Anspruch auf die Halle.

Über diese Argumentation ist das Initiativkomittee «grob erstaunt», wie es in seiner Stellungnahme unter dem Titel «Reithalle – jetzt erst recht» schreibt: Noch im Kulturkonzept 2009 habe der Stadtrat festgehalten, es fehle ein «Raum mittlerer Grösse». Das Bedürfnis bei Veranstaltern und Vereinen bestehe sehr wohl, weit herum sei St.Gallen der einzige Ort ohne einen solchen Saal – «ein Armutszeugnis für die selbsternannte Kulturhauptstadt der Ostschweiz». Zudem seien keine Betriebskosten zu befürchten, denn hier würde «profitable Kultur» stattfinden. Im Klartext: Ab rund 700 Plätzen kann man die branchenüblichen Gagen einspielen.

Zur Erinnerung: Die Doppelnutzung als Reit- und Kulturhalle war beim Umbau anfangs der Neunzigerjahre beschlossen worden – funktioniert hat sie jedoch von Anfang an nicht. Darauf beruft sich jetzt auch das Initiativkomittee: «Wir sind nicht bereit, den Anspruch der Kultur auf die Reithalle, den die Stimmbevölkerung vor zwanzig Jahren deutlich ausgedrückt hat, ersatzlos aufzugeben. Wenn eine gemeinsame Nutzung nicht möglich ist, muss für eine der beiden Parteien eine Ersatzlösung gefunden werden.»

Die Initianten wollen «keinen Kampf gegen den Reitclub St.Gallen» – aber sie hoffen auf einen Gegenvorschlag, «der den Anspruch des Reitsports festschreiben will, im Gegenzug für eine kulturelle Ersatzlösung an anderer Stelle».

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13 Kommentare zu Braucht St.Gallen eine neue Kulturhalle?

  • Kack stadtrat.. 😉 meine meinung!

  • St.Gallen braucht wie jede andere grössere Stadt auch ne Location mit mind. 800-1200 Plätzen. Leider fehlt bis heute eine solche Lokalität. Die Olma Halle z.B. ist viel zu teuer, akustisch schlecht und nur an wenigen Tagen im Jahr verfügbar, zudem fehlt da der nötige Charme. Viele Events wie z.B. Konzerte grösserer Artists kommen so gar nie nach St.Gallen weil eine entsprechende „Venue“ fehlt. Ein Parov Stelar Trio hat vielleicht 2x im Kugl geklappt, doch solch ein Event lässt sich nur noch in Zukunft einer grösseren Halle realisieren aufgrund massiv gestiegener Gagen. Auch ein Beispiel aus dem Hip Hop: ein Samy Deluxe oder Kool Savas oder Blumentopf, wenn diese auf Album Tour sind, finden den Weg nicht nach St.Gallen. Gibt unzählige solcher Beispiele. Und das weiss ich aus mehr als 17 Jahren Veranstaltungserfahrung (ich habe früher auch bei div. Künstleragenturen gearbeitet, kenne somit beide Seiten: die des Veranstalters und die des Künstlers/Managements)

  • St.gallen braucht meiner meinung nach etwas viel kleineres. 200-250 leute, feines booking, location ohne gefahr von lärmbelästigungsklagen & öffnungszeiten wie die raumstation.

  • wie definiert sankt gallen eigentlich den kulturbegriff? und was ist «profitable kultur»?

  • die raumstation liegt einfach sehr suboptimal & ist viel zu gross.

  • daniel steuri sagt:

    Immer grösser,immer besser?
    Nach 20 jahren kulturarbeit in st.gallen sage ich klar nein zur Reithalle.Im näheren Umfeld der Reithalle befinden sich so viele Kulturorte, wie man es selten trifft in unserem Land. Sie alle würden durch kommerzielle Grossanlässe weiter konkurenziert, weil sie eben diese überzogenen Gagen nicht bezahlen können und wollen.Dafür machen sie wertvolle Arbeit und bringen viele Perlen nach St.Gallen, die aber oft ihre kleinen Säle gar nicht füllen.Als regelmässiger Besucher verschiedener Kulturlokale in der Stadt bin ich immer wieder erstaunt, das oftmals wenig Leute an diesen engagierten Anläsen sind .Ich erlaube mir eine Aufzählung:
    Grabenhalle, Palace, KUGL, Flon, Rümpeltum, Tankstell ; sie alle machen seit Jahren ein engagiertes Kulturprogramm.Daneben sind etliche kleinere Veranstalter wie Buena Onda,Tivoli,Oya, aber auch Walhalla, Metzgertor, Birreria, Splügeneck, nicht zu vergessen die Kellerbühne ,stets engagiert für eine lebhafte Kultur.
    Es ist auch nicht nur die Olma halle als grössere Location zur Auswahl:
    Die Sporthalle Kreuzbleiche wurde schon genutzt, Pfalzkeller und Tiffany, auch im Zeugahaus fanden schon gute Konzerte statt.Wer Patent Ochsner sehen wollte, musste ins Casino Herisau, was nun wirklich keine Zumutung ist was die Anreise betrifft. Für Profitlich musste man kürzlich ins Pentorama auf Amriswil, wers denn brauchte, auch das keine unzumutbare Reise.Das auch solche Anlässe keineswegs immer ausverkauft sind sei nur nebenbei erwähnt.
    Die Blumentöpfe kommen ins Sittertobel, anderes Hochkarätiges kann man in der Sommerpause am Kulturfestival geniessen und an diversen kleinen und feinen Festivals ganz in der Nähe. Auch Winterthur ist nicht ab der Welt und ein kleines Städtereisle erweitert doch den Horizonzt und Freundeskreis, vorallem , wenn man mal aus dem muffigen Güllen raus kommt, was die Herren Initianten ja fleisig machen, wie ich dem Facebook entnehme.Um was geht es eigentlich?
    Das langweiligste an St.Gallen finde ich eigentlich im moment diese unsagbare Müderei um eine Halle voller Pferdemist, sonst ist eigentlich so viel los, das ich manchmal mühe habe,wo ich jetzt hingehen soll. Oder geht es um Profit(lich)oder neue (Blumen)Töpfe?
    Nebenbei: Wir als Eltern wissen, wie teuer das Ausgehen für die Kids jetzt schon ist, neue Anreize müssen wir berappen;
    wer soll das eigentlich noch bezahlen?Und was ist, wenn die Initianten das Interesse an der Reithalle verlieren, weil die auch irgendwann zu klein wird?Immer Grösser, immer Besser?
    Ich bin halt für klein und fein, aber bezahlbar. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu alt und sollte die Klappe halten.

    • Stadttheater, Lokremise, Kinok, Kultbau, Kaffeehaus, Raum f. Literatur, + all die Kleintheater, Contrapunkt, Forum alte Musik, Richard Butz‘ klein aber fein, und und und
      es besteht geradezu 1 Überangebot an exzellenter Kultur.
      Nein, da braucht’s eigentlich nicht noch mehr „Locations“.

  • Etrit sagt:

    Jesseshimmelhilf Dani,

    Das kann ich so nicht unwidersprochen stehen lassen. Wie du genau weisst, sind die Gagen in den letzten Jahren insbesondere im Musikbusiness gestiegen, weil keine CDs mehr verkauft werden. Ob sie „überrissen“ sind, wie du sagst, ist eine andere Frage.

    Und dein Lob auf die kleinen in Ehren, aber sowohl VertreterInnen der Grabenhalle, des Palace, des Kugl sowie des Kulturfestivals sind im Initiativkomittee – gerade weil sie über die Kontakte verfügen, auch grössere Acts zu buchen, diese aber in ihren Räumlichkeiten nicht spielen lassen können, ohne 70 Franken und mehr Eintritt nehmen zu müssen. Es geht also genau nicht um eine Konkurrenz, sondern darum, mehr Möglichkeiten zu schaffen. Wovon übrigens auch die kleinen profitieren: Wer von Winterthur von einem Konzert um Mitternacht zurück kommt, geht wohl eher weniger noch in der Onda eins trinken, als wenn er vorher in derselben Stadt unterwegs war.

    Und deine Aufzählung der Alternativen für die „grossen“ kann wirklich nicht dein Ernst sein. Das Tiffany ist winzig (und abgesehen davon an die Freikirchen vermietet), der Pfalzkeller ist für verstärkte Konzerte etwa so geeignet wie die Tonhalle für eine Wrestlingshow – was du als langjähriger Grabenhallen-Veranstalter auch ganz genau weisst.

    • daniel steuri sagt:

      Lieber Etrit,
      ich wusste gar nicht, das du zum glauben gefunden hast,bhüetis gott!
      Du hast natürlich recht, das Tiffany mit der Reithalle zu vergleichen war etwa so schlau, wie sie in eine musikhalle um zu bauen.Dieses gebäude hat für konzerte etwa so viel voraussetzungen, wie die grabenhalle für ein hallenbad.Darin millionen zu verlochen, nur weil es ein dach und vier wände hat,ist verschwendung.Ein neubau ist etwa gleich aufwendig, dafür aber neu.Neben der Reithalle wäre genug platz für einen solchen bau. Am besten aber gleich für 1000 zuschauer auslegen, die gagen steigen ja ständig und die CD wirds bald nicht mehr geben.Und ein reiner zweckbau, wie die Reithalle , fürs reiten eben. Fürs Stadttheater wurd auch nicht die Olmahalle umgebaut,obwohl da die voraussetzungen bedeutend besser gewesen wären.Wenn schon ein bekenntnis zur kultur der“grossen“ konzerte, dann eine richtige die in die zukunft schaut.Und veranstalter, agenturen und auch die bands sollen eine lobby bilden für ihre bedüftnisse und sich beteiligen, wenn es ihnen ernst ist. Wie wärs mit einem soli-franken auf jedes verkaufte ticket, eine abgabe aus dem erlös der urheberrechte, solikonzerte? Das wäre für mich konstruktiver als die zwängerei um eine Reithalle, die wahrscheinlich schon bei der fertigstellung von der zeit eingeholt wäre.So wie die st.galler stadtautobahn…

  • @dani: finde kann vieles sehr gut nachvollziehen und muss dir auch recht geben in vielem… das rad dreht sich jedoch weiter… früher konnte man noch durch gute kontakte den einen oder anderen grössere act nach st.gallen in eine verhältnismässig kleine location holen… auch grad heute wieder die „club“ tourdaten der sportfreunde stiller ansgeschaut… da ist st.gallen leider nicht drauf. dafür basel/bern/zürich… alles locations ab 800er kapazität. ich hätte gerne einen patrice nach st.gallen geholt, doch auch da winkte die agentur aufgrund der zu kleinen, verfügbaren kapazität (auch wenn dieser z.b. in dornbirn im „kleinen“ conrad sohm spielt) in st.gallen ab. st.gallen könnte da gut mithalten, wenn nur ein geeigneter ort zur verfügung stehen würde. ja herisau ist nicht weit, doch st.gallen sollte sich auch wirklich mal mit solch ner kapazität „rühmen“ dürfen. geht ja nicht nur um konzerte sondern auch um andere events, die in solch ner halle stattfinden könnten… ich sage immer nur, dass da einiges „flöten“ geht, trotz des bereits vorhandenen, nicht schlechten, kulturprogramms der stadt. aber schön wäre wirklich auch, wenn st.gallen in der liga mit anderen städten mitspielen könnte. so müsste man auch nicht für teils viele events den weg nach z.b. zürich auf sich nehmen…

  • Holderido sagt:

    Das Publikum für kleiner Locations kriegt man ja auch nicht umsonst. Je mehr St.Gallen zu einer dynamischen und bevölkerten Stadt wird (auch durch Studenten, Fachhochschule, nicht die Bonzenalp-Vögel vom Rosenberg), und dazu kann eine Reithalle beitragen, desto mehr profitieren auch kleinere alternative Locations.
    Was heute doch ein wenig alternativ und subversiv ist, bewegt sich zwischen Winterthur, Zürich und Bern. St.Gallen muss wieder – nicht im neoliberalen, marktwirtschaftlichen Sinne – zu einem Standortfaktor werden. Dazu wird eine Reithalle beitragen, da bin ich sicher!

  • Marco Bleisch sagt:

    Liebe Alle!
    Ich möchte mich den Einzelnen wie Dani Steuris Meinungen anschliessen. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass es „livetechnisch“ in St. Gallen jederzeit gute Möglichkeiten gibt solche Anlässe zu besuchen!

    In unserer Gesellschaft herrscht in manchen Belangen bereits ein Überangebot. St. Gallen ist nach wie vor ein „grösseres Dorf“ Diesbezüglich stimmt das Angebot voll
    und ganz..

    Und Herr Hasler: Wir brauchen in St. Gallen kein zweites Hallenstadion. Absolut nicht nötig..
    Ansonsten unterstüzen Sie die SBB und machen einen auf „grün“ oder spenden Sie besser einen „Batzen“ nach den Philippinen anstelle Projekte zu lancieren die unser Volk in einen unnötigen finanziellen Ruin treiben!

    Wir haben innerhalb des Stadtvolkes andere Problem zu lösen anstelle der
    überflüssigen und überdimensionalen „Möchtegern Konzert Location“ mit dem Namen HALLENSTADION II

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