, 3. September 2015
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Die Suchthilfe lädt zur «Volksküche»

Anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der Stiftung Suchthilfe heisst es diese Woche «Aufgetischt» im Waaghaus St.Gallen. Zu Spitzenzeiten wurden bis zu 100 Mahlzeiten ausgegeben. Am Samstag schliessen die Festivitäten mit einem Tag der offenen Tür. von Luca Ghiselli

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Dass die Stiftung Suchthilfe für ihre Jubiläumswoche das St.Galler Waaghaus als Ort ausgesucht hat, ist kein Zufall. Ehemals unbestrittener Brennpunkt der Gasse, befindet es sich heute entlang der Hauptachse zwischen Marktplatz und Kantipark – und somit an einer symbolträchtigen Stelle.

Von Montag bis morgen Freitag geben Helferinnen und Helfer in der «Ad-hoc-Volksküche» gratis Mahlzeiten und Getränke aus, die Gassenküche bleibt während dieser Zeit geschlossen. Ein Augenschein am Mittwoch zeigt: Das Angebot kommt sowohl bei den Randständigen als auch bei Passantinnen und Passanten an.

Gleiche Regeln wie in der Gassenküche

Dirk Rohweder, Betriebsleiter der Gassenküche, zeigt sich zufrieden: «Am Dienstag konnten wir rund 100 Malzeiten ausgeben», sagt er. In der Gassenküche sind es an kalten Spitzentagen etwa 40. Diese Mehrbelastung konnte und wollte Rohweder den Mitarbeitern der Gassenküche nicht zumuten, das Catering kommt deshalb vom Restaurant Bierfalken und wird fertig geliefert.

Menü am Mittwoch: Beinschinken oder Fleischkäse mit Kartoffelsalat. Zwar schenken die Verantwortlichen keinen Alkohol aus, sie hindern aber auch keinen der Gäste daran, ihren eigenen mitzubringen. Es gilt das gleiche Regime wie in der Gassenküche.

«Das hehre Ziel des Anlasses ist es, den Austausch und die Begegnung zwischen den Gästen der Gassenküche und der übrigen Stadtbevölkerung zu ermöglichen», sagt Dirk Rohweder. Es sei aber illusorisch, von einer 50:50-Verteilung der beiden Gruppen zu sprechen. Dennoch sei das Experiment, wie Rohweder es nennt, ein voller Erfolg. Der Mittagstisch diene nämlich nicht nur zum Feiern, sondern auch dazu, die Notwendigkeit einer Institution wie der Stiftung Suchthilfe aufzuzeigen.

Im Vergleich zur Gründung vor 25 Jahren habe man inzwischen die offene Szene in den Griff bekommen. «Die Menschen hier dürfen deshalb aber nicht vergessen gehen», sagt Rohweder. Im Gegenteil: Setzte man vor lauter behördlicher Sparwut den Rotstift bei Unterstützungsangeboten wie der Methadon- und Heroinabgabestelle, der Suchtfachstelle oder der aufsuchenden Sozialarbeit an, ginge es nicht lange und die offene Drogenszene wäre zurück.

Neue Sucht-Problematiken

Derweil beschäftigt sich die Stiftung Suchthilfe längst nicht nur mit Alkohol- oder Drogensüchtigen. Das Anforderungsprofil habe sich, im Vergleich zu den Anfangsjahren, verändert, die Aufgaben seien vielfältiger. Heute stehe die Suchthilfe vor neuen Herausforderungen wie etwa der Internetsucht. Prävention sei heute wichtiger denn je, so Rohweder – auch in Schulen, wo die Stiftung Suchthilfe regelmässig auf die Gefahren von Alkohol, Cannabis und Internet aufmerksam macht.

Nicht nur der Mittagstisch im Waaghaus, der morgen von 11 bis 14 Uhr zum letzten Mal stattfindet, soll auf diese Anliegen aufmerksam machen. Am kommenden Samstag öffnen zusätzlich sämtliche Institutionen der Stiftung Suchthilfe ihre Türen für die Öffentlichkeit.

Weitere Infos: stiftung-suchthilfe.ch

Bilder: Ladina Bischof

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