Die unverzichtbaren Sommertipps – Teil 3

Bis zum Ende der Sommerferien präsentiert Saiten wöchentlich Kulturtipps aus der Region. Teil 3: Kunsthaus Bregenz, Zeughaus Teufen und Allein am Mic. 

Für die Bebilderung der Sommertipps haben sich der Produktdesigner David Walsh und die Saitengrafik mit sommerlichen Sehnsuchts orten der Ostschweiz beschäftigt. Historische Tourismusplakate werden dabei mit aktuellen Aufnahmen von Nutzer:innen kombiniert – gefunden in den Google-Rezensionen der jeweiligen Orte.

Kunst 

Un­ter dem be­stirn­ten Him­mel brennt ein Feu­er

So viel Far­be! So rei­che Bild­wel­ten! Mał­gorza­ta Mir­ga Tas zeigt ih­re Tex­til­col­la­gen im Kunst­haus Bre­genz. Die Künst­le­rin und Ak­ti­vis­tin ge­hört der gröss­ten eth­ni­schen Min­der­heit Eu­ro­pas an: der Rom*nja. De­ren Ge­schich­te und Kul­tur in­spi­rie­ren sie zu kraft­vol­len Wer­ken, die in­ter­na­tio­nal re­zi­piert wer­den. Ih­re gross­for­ma­ti­gen, far­ben­präch­ti­gen Col­la­gen ent­ste­hen ge­mein­sam mit Frau­en ih­rer Com­mu­ni­ty und be­stehen aus ei­gens ge­spen­de­ten Klei­dern. Be­wusst ver­wen­det Mir­ga-Tas Ar­beits­wei­sen und Mo­ti­ve, die mit der Iden­ti­tät der Rom*nja ver­bun­den sind, über­schreibt die­se und deu­tet sie um – die tex­ti­le Hand­ar­beit wird zur po­li­ti­schen Pra­xis. Die Künst­le­rin setzt ih­re Wer­ke jahr­hun­der­te­al­ten Vor­ur­tei­len ent­ge­gen und prä­sen­tiert ei­ne neue, wür­de­vol­le und in­ti­me Er­zäh­lung ih­rer Kul­tur, ins­be­son­de­re der von Frau­en. Be­glei­tet wer­den die Tex­til­ar­bei­ten von gros­sen Wachs­fi­gu­ren: In Bä­ren- und Men­schen­ge­stalt be­schüt­zen sie nicht nur die Kunst, son­dern al­le, die sich hier ver­bun­den füh­len. (Kris­tin Schmidt)

Mał­gorza­ta Mir­ga-Tas: «Tełe Ćer­he­nia Jekh Jag» (Un­ter dem be­stirn­ten Him­mel brennt ein Feu­er): bis 28. Sep­tem­ber, Kunst­haus Bre­genz
kunst­haus-bre­genz.at 

 

Ver­schie­de­ne Blick­win­kel

Schön und schräg: Das Ap­pen­zel­ler­land ist bei­des. Es kommt ganz auf die Blick­win­kel an. Die sind bei Pe­tra Cor­t­right und Tho­mas Stüs­si sehr ver­schie­den und pas­sen den­noch zu­ein­an­der. Die US-ame­ri­ka­ni­sche Künst­le­rin malt mit Com­pu­ter­maus und Pi­xeln; der Schwei­zer Künst­ler mit Teu­fe­ner Wur­zeln ist ne­ben sei­nen in­stal­la­ti­ven, kol­lek­ti­ven Ar­bei­ten mit dem Blick des Fo­to­gra­fen un­ter­wegs. Wäh­rend Cor­t­right die Bild­da­ten­bank von Ap­pen­zel­ler­land Tou­ris­mus AR in di­gi­ta­le Ma­le­rei über­setzt, sam­melt Stüs­si mit der Smart­phone­ka­me­ra, was die Welt be­son­ders macht: Dre­cki­ger Schnee, nas­se Kuh, Was­ser­schlauch auf Kunst­ra­sen – so ne­ben­säch­lich, so se­hens­wert. Das Zeug­haus Teu­fen prä­sen­tiert bei­de Po­si­tio­nen par­al­lel und fol­ge­rich­tig, denn bei­de Per­spek­ti­ven ma­chen das Bild erst kom­plett. Die drit­te Aus­stel­lung setzt noch ei­nes oben­drauf: Fred Wald­vo­gel (1922–1997) fo­to­gra­fier­te vier Jahr­zehn­te lang Pil­ze: tech­nisch aus­ge­feilt, prä­zi­se und in ih­rer poe­ti­schen Hin­ga­be fürs Su­jet auch ein biss­chen schräg. Ge­zeigt wer­den die Bil­der im his­to­ri­schen Schopf – wo einst die Pilz­kon­trol­le statt­fand. (Kris­tin Schmidt)

Pe­tra Cor­t­right: «Pa­per-Thin Wood Veil Wi­de Ran­ge Hop Su­is­se!»; Tho­mas Stüs­si: «Pe­ri­cen­ter»; Fred Wald­vo­gel: «Pilz­land­schaf­ten»: bis 5. Ok­to­ber, Zeug­haus Teu­fen
zeug­haus­teu­fen.ch

 

Li­te­ra­tur 

Rei­me und Re­spekt

So kanns ge­hen, wenn die Kri­mi­au­to­rin Pe­tra Iva­nov ge­mein­sam mit ih­rem Sohn, dem Rap­per Jon­ny Ive, der das La­bel Hip Hop Zoo grün­de­te, ein Buch schreibt: Schon be­glei­ten Raps die span­nen­de Hand­lung und kom­men­tie­ren die­se. Und wo­von han­delt das Buch aus dem Ver­lag da bux, der im Wer­den­berg kur­ze, kna­cki­ge Ju­gend­bü­cher macht? Al­lein am Mic er­zählt von Kush­trim, dem Aus­sen­sei­ter, der nicht an­ecken will und sich an­schei­nend al­les ge­fal­len lässt. Prompt ist er der Lo­ser, der Ku­scher. Aber dann be­ginnt der Rap-Batt­le und Kush­trim geht ans Mic. Kön­nen sei­ne Rhy­mes ihm end­lich Re­spekt ver­schaf­fen? Al­lein am Mic ist ein Ju­gend­buch – und zwar ei­nes von de­nen, die auch für Er­wach­se­ne span­nend sind. (In­ge Lütt) 

Pe­tra Iva­nov, Jon­ny Iva­nov: Al­lein am Mic. Ver­lag da bux, Wer­den­berg 2024.