Die unverzichtbaren Sommertipps – Teil 5

Bis zum Ende der Sommerferien präsentiert Saiten wöchentlich Kulturtipps aus der Region. Teil 5: Szene Openair, Kulturufer, Rapid Openair und Dorit David.

Für die Bebilderung der Sommertipps haben sich der Produktdesigner David Walsh und die Saitengrafik mit sommerlichen Sehnsuchts orten der Ostschweiz beschäftigt. Historische Tourismusplakate werden dabei mit aktuellen Aufnahmen von Nutzer:innen kombiniert – gefunden in den Google-Rezensionen der jeweiligen Orte.

Mu­sik 

Sze­ne mit Z 

Man­geln­de Di­ver­si­tät kann man dem Sze­ne-Open­air in Lust­en­au kaum vor­wer­fen. Zu­min­dest gen­der­mäs­sig hat man sich bei der dies­jäh­ri­gen Pro­gram­mie­rung red­lich Mü­he ge­ge­ben. Geo­gra­fisch hat sich das Boo­king al­ler­dings auf den deutsch­spra­chi­gen Raum kon­zen­triert, was schon der Blick auf die drei Head­li­ner Pro­vinz, Ski Ag­gu und Jan De­lay be­legt. Die ganz gros­sen Na­men aus der wei­te(re)n Welt feh­len. Da­für ist man ins­ge­samt nah am Puls der Ge­ne­ra­ti­on Z, da gibt es viel Trap und Cloud Rap (z.B. Sze­ne­grös­se Yung Hurn), aber auch In­die und Sin­ger-Song­wri­ter aus der jün­ge­ren Gar­de. We­nig Über­ra­schen­des ha­ben die Sze­ne-Ma­cher:in­nen aus der Schweiz ge­bucht (Hecht, Fäscht­bänk­ler). Wer den­noch aus­ser­halb der obe­ren Chart­plat­zie­run­gen et­was ent­de­cken möch­te, für den gibt es zum Bei­spiel mit The Brow­ning aus den USA oder Thrown aus Schwe­den neue, mit viel Elek­tro­nik ex­pe­ri­men­tie­ren­de Me­tal-Klän­ge der et­was här­te­ren und schnel­le­ren Gang­art. (Ro­man Hertler)

Sze­ne Open­air: 31.Ju­li bis 2.Au­gust, Lust­en­au
sze­ne­open­air.at

 

Lau­schig am Bo­den­see­ufer

Seit 1985 ver­wan­delt sich der Ufer­park von Fried­richs­ha­fen ins «Kul­tur­ufer»: Der schö­ne An­lass di­rekt am Bo­den­see bie­tet je­weils im Au­gust ein viel­fäl­ti­ges Pro­gramm mit Thea­ter und Tanz, Ka­ba­rett, Va­rié­té, Mu­sik, Co­me­dy und Stras­sen­kunst. Auch die klei­nen Gäs­te und Fa­mi­li­en kom­men auf ih­re Kos­ten: Es gibt kos­ten­lo­se Spiel­an­ge­bo­te und Werk­stät­ten auf der Ak­ti­ons­wie­se, aber auch Fi­gu­ren­thea­ter und Zir­kus. Das «Kul­tur­ufer» war – wie die Kul­tur an sich – schon im­mer auch ein Ort der Aus­ein­an­der­set­zung mit ge­sell­schaft­li­chen The­men. Den Auf­takt zur dies­jäh­ri­gen Aus­ga­be bil­det die Drag-Show «Drag Voya­ge». Am «Fes­ti­valsams­tag» gibt es Kon­zer­te von Pe­ter Pux, Jo­r­is, Anush­ka Chk­heid­ze und Ras­ga­ras­ga. Und in den fol­gen­den Ta­gen war­ten Auf­trit­te von Fat­cat, Adam Ben Ez­ra, Gre­gor Meyle & Band, der Ka­pel­le Fröschl und The Rob­bie Ex­pe­ri­ence. Im Rah­men des «Kul­tur­ufers» fin­det auch ein Open­air-Ki­no statt: Dort gibt es die Fil­me Flow, Der Pin­gu­in mei­nes Le­bens, Li­ke A Com­ple­te Unknown, Emi­lia Pé­rez und Fes­te & Freun­de zu se­hen. (Da­vid Gad­ze)

Kul­tur­ufer: 1. bis 10. Au­gust, Fried­richs­ha­fen
kul­tur­ufer.de

 

Mu­sik statt Böl­ler

Al­len, die am ers­ten Au­gust­wo­chen­en­de kei­ne Lust auf Böl­ler ha­ben, le­gen wir ei­nen Aus­flug nach Bo­na­duz ans Herz. Zum fünf­ten und viel­leicht zum letz­ten Mal fin­det auf der Wald­lich­tung ne­ben dem Ten­nis­platz das Ra­pid Open­air statt. Die Zu­kunft des her­zi­gen Do-it-yours­elf-Fes­ti­val, bei dem das OK die gan­ze In­fra­struk­tur sel­ber auf­baut und so­gar die Holz­ele­men­te für die Büh­ne oder das Kas­sen­häus­chen schrei­nert, ist un­ge­wiss. An den zwei Ta­gen prä­sen­tiert das Ra­pid Open­air ein Li­ne-up vol­ler Ge­heim­tipps. Der be­kann­tes­te Act ist die deutsch-tür­ki­sche Post-Punk-Mu­si­ke­rin Gü­ner Kü­nier, die sich in ih­ren Songs mit ih­rer Her­kunft und der Eman­zi­pa­ti­on von Tra­di­tio­nen aus­ein­an­der­setzt. Aus­ser­dem da­bei sind un­ter an­de­rem die Lau­san­ner Rap­pe­rin Bad­naiy, die Ap­pen­zel­ler Band Pi­co Ligh­tyear, die erst kürz­lich ihr ers­tes Kon­zert über­haupt spiel­te, die Bünd­ner Syn­th-Pop-Duo La­dun­na, das auf Rä­to­ro­ma­nisch singt, oder die Gen­fer Lo-fi-Pop-Künst­le­rin Mil­la Plu­ton. Auch Sai­ten-(für-ein­mal-nicht-)Co­mic­zeich­ne­rin Ju­lia Ku­bik hat ei­nen Auf­tritt. (Da­vid Gad­ze)

Ra­pid Open­air: 1. und 2. Au­gust, Bo­na­duz
ra­pi­do­pen­air.ch 

 

Li­te­ra­tur

Nicht nur für Kri­mi­fans

Durch den Som­mer be­glei­tet mich Do­rit Da­vids Licht­gier – ei­ne at­mo­sphä­risch dich­te Ge­schich­te, die sich in der Ucker­mark um Ost-West-Dif­fe­ren­zen dreht, um Fa­mi­li­en­kri­sen, Re­al­ka­pi­ta­lis­mus und eso­te­ri­sches Ge­mun­kel. In ei­ner ab­ge­brann­ten Gar­ten­lau­be liegt ein To­ter. Sei­ne Kin­der, längst er­wach­sen, ha­ben Fra­gen. War es Brand­stif­tung? War ihr Va­ter zu­frie­den mit sei­nem Le­ben? Und war­um hat er sein Ver­mö­gen die­ser Ida Ru­ten­berg über­schrie­ben? An Do­rit Da­vids Buch fas­zi­niert die ru­hi­ge Er­zähl­wei­se, die die un­ter­schied­lichs­ten The­men zu ei­nem plau­si­blen Gan­zen zu­sam­men­fügt. Und die un­auf­ge­reg­ten, prä­zi­sen und doch ly­ri­schen Na­tur­be­schrei­bun­gen ma­chen so­gar Lust, ein­mal in die Ucker­mark zu fah­ren. (In­ge Lütt)

Do­rit Da­vid: Licht­gier. Quer­ver­lag, Ber­lin 2025.