Die unverzichtbaren Sommertipps – Teil 6

Legenden und Nachwuchs an den Musikfestwochen

Anfang August verwandelt sich ein Teil der Winterthurer Altstadt in eine Enklave für Musik. An den Musikfestwochen finden während zwölf Tagen und auf sieben Bühnen insgesamt über 100 Veranstaltungen statt. Die Hauptbühne und die Startrampe für Nachwuchskünstler:innen befinden sich in der Steinberggasse, die zweitgrösste Bühne steht auf dem Kirchplatz. Das Theater Café Roulotte auf dem Viehmarkt ist der Kleinkunst gewidmet. Auch in der Stadtkirche und im Gewerbemuseum gibt es an einzelnen Tagen ein Programm. Dazu kommt die Strassenmusik-Bühne, die von Tag zu Tag ihren Standort auf dem Gelände wechselt.

An neun von zwölf Tagen sind die Konzerte kostenlos. Darunter findet sich jedes Jahr viel Wertvolles, diesmal etwa Cari Cari, Ghostwoman, Model/Actriz, Picture Parlour oder Kingfishr. Auch für Kinder und Familien gibt es an mehreren Tagen diverse Aufführungen. Die Konzerte der «grossen» Bands an den letzten drei Tagen kosten Eintritt. Ein Highlight ist der Auftritt der britischen Experimental-Rock-Band The Smile mit den beiden Radiohead-Musikern Thom Yorke und Jonny Greenwood sowie Tom Skinner (Sons of Kemet) am 16. August. Das Trio hat kürzlich sein zweites Album Wall Of Eyes veröffentlicht, ein wunderschönes und faszinierendes Werk. Tags darauf gastieren die Bluesrock-Senkrechtstarter The Teskey Brothers in der Steinberggasse. Und zum Abschluss der Musikfestwochen gibt sich am 18. August das britisch-amerikanische Indie-Rock-Duo The Kills die Ehre.

Die Postkarten-Sammlung «OK OK – Twin Postcards» von Alberto Vieceli erschien bei Everyedition Zürich. Ein Teil der Sammlung kann auf sourcetype.com eingesehen werden.

Perlentauchen in Eggersriet

Es gibt Menschen, die geben ein Vermögen für zwei oder drei Perlen an Schmuckstücken aus. Und dann gibt es solche, die kaufen sich für nicht einmal einen Hunni ein Zweitagesticket fürs Sur le Lac, gehen im Trüben fischen, weil das Programm gespickt ist mit Namen, von denen man noch nie etwas gehört hat – und kriegen dort etliche Perlen serviert. Das Festival auf der Eggersrieter Höhe ist seinerseits ein Schmuckstück. Zum einen ist die Lage mit der Aussicht über den Bodensee einmalig. Zum anderen ist es bis in die Details mit viel Liebe gestaltet.

Das zeigt sich Jahr für Jahr auch im Programm. Nebst lokalen Bands wie Dachs und Hundefutter (mit Saiten-Comiczeichnerin Julia Kubik) finden sich im diesjährigen Line-up Acts wie die schweizerisch-guatemaltekische Künstlerin Baby Volcano, bei der Hip-Hop, Trap, lateinamerikanische Musik und Chansons ineinanderfliessen, oder Karl Kave & Durian, die Dark Wave, Synth-Pop und experimentelle elektronische Klänge zu einer faszinierenden Mixtur vermengen. Da sind aber auch Namen wie Citron Citron, Egg Idiot, Patric Catani, Wu-Lu, Nabihah Iqbal oder Eddington Again, die selbst Musikaficionados wenig sagen. Fürs Sur le Lac gilt deshalb dasselbe wie für den grossen Teich, über dem sich das Festival befindet: eintauchen und geniessen!

Ein Bijou in den Appenzeller Hügeln

Das Clanx Festival feiert dieses Jahr einen runden Geburtstag: zum 20. Mal lädt es auf eine Hügelkuppe an der Lehnstrasse oberhalb von Appenzell. Doch es ist nicht nur die idyllische Lage mit Blick auf den Alpstein, die das Clanx besonders macht. Das ganze Festival ist ein Bijou. Darum war es in den vergangenen Jahren auch regelmässig ausverkauft.

Die bekanntesten Namen im diesjährigen Line-up sind der Rheintaler Schlagzeuger und Alphornspieler Enrico Lenzin sowie die Berner Reggae-Band Open Season. Das schmucke Festival lebt jedoch ohnehin nicht von bekannten Namen, sondern bietet den Besucher:innen seit jeher ein fein abgeschmecktes Programm, in dem es weniger bekannte, dafür umso interessantere Acts aus der ganzen Schweiz zu entdecken gibt. Am Start sind dieses Jahr unter anderem der St.Galler Rapper Kronov, das Berner Garage-Rock-Trio The Monofones, die Indie-Pop-Gruppe Them Fleurs aus dem Wallis, die Bündner Pop-Musikerin Anikk, die kürzlich ihre erste EP veröffentlicht hat, das Badener Trio Moonshaped, das mit Schlagzeug, Bass und Synthesizer mitreissenden Electro spielt, oder das St.Galler Electro-Improvisationstrio The Robots mit Saiten-Verlagsmensch Marc Jenny. Und wie üblich tritt auch der Gewinner des letztjährigen Nachwuchswettbewerbs bandXost auf, diesmal also Paul Palud, Singer-Songwriter aus Heiden.

Wir gratulieren dem Clanx Festival zur 20. Austragung und wünschen ihm – und uns – viel Schnauf für die Kerzen auf der Geburtstagstore sowie für möglichst viele weitere Jahre!