, 3. April 2018
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Drei Sparten, drei Preise

Der junge Toggenburger Musiker Till Ostendarp erhält den diesjährigen Förderpreis der St.Gallischen Kulturstiftung. Anerkennungspreise gehen an die Künstlerin Anita Zimmermann sowie an die Lyrikerin Elsbeth Maag.

Till Ostendarp. (Bild: pd)

Der 25-jährige Wattwiler Till Ostendarp ist einer der umtriebigsten und auffälligsten jungen Musiker der Schweiz. Er absolvierte mit der Posaune die Jazzschule Luzern, war aber schon sehr früh unterwegs mit eigenen Plänen, die er mit Feuereifer umsetzte.

Der Sohn des Geigers, Gründers und Leiters des Jugendorchesters il mosaico, Hermann Ostendarp, spielte während Kanti-Zeiten im Orchester des Vaters mit, gründete aber bereits damals sein eigenes Ensemble: das Pirmin Baumgartner Orchester, quasi eine Elektro-Punk-Pop-Jazz-Big-Band, die Ostendarps Kompositionen und Texte schweizweit erfolgreich in Szene setzt.

Projekte noch und noch

Nebst diversen anderen musikalischen Projekten – Ostendarp kreiert seit einigen Jahren auch viel elektronische Musik am Computer und legt als «DJ Real Madrid» auf – kennt man ihn als musikalisches Rückgrat von Julian Polinas alias Fabers Band. Dort amtet er als posaunender Schlagzeuger und wichtigster musikalischer Partner von Polina.

Der Förderpreis der St.Gallischen Kulturstiftung belohne den jungen Musiker für sein breites musikalisches Schaffen und solle Ansporn sein für weitere Projekte, heisst es in der Medienmitteilung der Stiftung. Ansporn braucht Ostendarp allerdings kaum. «Während der letzten Tour-Monate musste ich Nebenprojekte ein bisschen zurückstecken, weil die Touren in den vergangenen Jahren sehr anstrengend waren.» Aber jetzt, in den zwei Monaten, bevor es mit der grossen Sommerfestival-Tour losgeht, heckt er Pläne für die Herbstmonate aus. Dann sollte er wieder etwas mehr Zeit haben.

Musikalischer Leiter einer Theaterproduktion, ein neues Projekt mit dem Pirmin Baumgartner Orchester, das nächste Faber-Programm, elektronische Musik mit dem Wattwiler Freund Adi Eberhardt unter dem Namen «martello_bloched», ein neues Bandprojekt mit Musikerkollegen aus Jazzschultagen – und dann ist da vielleicht auch noch eine TV-Show angedacht. Das sind einige Pläne, die Ostendarp für die ruhigeren Tage ins Auge fasst.

Der junge Musiker freut sich sehr über den Preis: «Es ist schon schön, wenn man unerwartet einen Brief erhält, der einem einen Förderpreis beschert. Das Geld wird auf jeden Fall in weitere musikalische Projekte fliessen.»

Zeichnerin und Vermittlerin

Die Künstlerin Anita Zimmermann, 1956 in Schaffhausen geboren und seit 1979 wohnhaft in der Stadt St.Gallen, wird mit einem Anerkennungspreis gewürdigt, einerseits für ihr eigenes Kunstschaffen, andererseits für die zahlreichen Kulturprojekte, die sie lanciert hat.

«Im Zentrum ihres künstlerischen Schaffens steht die Zeichnung, deren Grenzen sie immer wieder in verschiedene Richtungen zu erweitern sucht», heisst es seitens der Stiftung. Zu sehen war dies beispielsweise in raumgreifenden Installationen im St.Galler Lagerhaus 2016. Vor vier Jahren kreierte sie als Kunst-am-Bau-Projekt für die Kinder des St.Galler Schulhauses Gerhalden das Spiel- und Arbeitsbuch Wenn Schnecken hüpfen könnten zum Selbergestalten.

Anita Zimmermann vor der Eröffnung des zweiten geilen Blocks 2017 in Trogen. (Bild: Su.)

Zusammen mit Marianne Rinderknecht initiierte sie 2007 die Aktion Offene Ateliers unter dem Namen «5ünfstern» und betreibt seit Anfang 2017 Hiltibold, eine Ausstellungsreihe in zwei Vitrinen in der St.Galler Goliathgasse. Diesen Donnerstag ist Vernissage des jüngsten Hiltibold-Doppels mit Urs Eberle und steffenschöni.

Aufsehen hat in den letzten Jahren insbesondere auch Zimmermanns alter ego Leila Bock und ihr «Geiler Block» erregt. Unter diesem Namen erweckte die Künstlerin 2015 einen leerstehenden Wohnblock in St.Gallen-Rotmonten und 2017 das frühere Gebäude des Versandhauses Cornelia in Trogen zu neuem, künstlerisch sprudelndem Leben. Jüngste Tat von Leila Bock ist der Hund Hock.

Anita Zimmermann alias Leila Bock vermöge es immer wieder, «Kulturschaffende aus verschiedenen Sparten und Regionen in aussergewöhnlicher Weise zusammenzuführen und einem vielfältigen, auch jungen Publikum die Kunst näher zu bringen», schreibt die Kulturstiftung. Ihre Aktionen sind dabei stets auch ein Plädoyer für mehr Wertschätzung der regionalen Kunstszene, wie sie etwa in Saiten vom Februar 2017 unmissverständlich kundtat.

Die St.Gallische Kulturstiftung zeichnet mit der Vergabe von Förder-, Anerkennungs- und Kulturpreisen besondere Leistungen aus. Dabei legt der Stiftungsrat Wert auf die Berücksichtigung verschiedener Regionen und Themen. Das Spektrum reicht vom Brauchtum bis zur Wissenschaft, von der bildenden Kunst bis zum Naturschutz. Neben diesen jährlich vergebenen Preisen wird alle drei Jahre der «Grosse Kulturpreis der St.Gallischen Kulturstiftung» verliehen.

Lyrik pur und gemischt

«Die Lyrik von Elsbeth Maag berührt und regt an, spiegelt zart ihre unmittelbare Umgebung – und wirkt trotzdem kräftig und weit über die Grenzen des st.gallischen Rheintals hinaus», schreibt die Kulturstiftung über die Rheintaler Lyrikerin.

Ob Werdenberger Mundart oder Hochdeutsch, in beidem würden die Worte mit derselben präzisen Waage abgewogen. Einen Eindruck davon können unter vielen anderen ihre «Stauberentexte» geben. Auch ihre Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden aus verschiedensten Sparten – Musik, Theater, Malerei, Fotografie, Kulinarik oder Architektur – wird gelobt.

Elsbeth Maag. (Bild: vaterland.li)

Maag, 1944 in Buchs geboren, trage wie Zimmermann zu einem vielfältigen Kulturleben im Kanton bei, als Mitorganisatorin des Kultursommers Buchs und anderer Aktivitäten, welche die Region Werdenberg um Lesungen, Ausstellungen und Konzerte bereicherten. «Für ihr energiegeladenes, lustvolles und stetes künstlerisches und kulturelles Wirken verleiht die St.Gallische Kulturstiftung Elsbeth Maag einen Anerkennungspreis.»

Die Preise sind mit 10’000 (Förderpreis) respektive 15’000 Franken dotiert. Verliehen werden sie am 4. Mai im Konzertlokal Krempel in Buchs.

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