, 5. Dezember 2013
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Ein Elfmeter für Alhassane Keita

Keita verschiesst einen vielleicht entscheidenden Elfmeter. Hätte man ihn davor schützen müssen?

Frieren wir den Moment ein:

Mittwochabend in der AFG-Arena. Alhassane Keita steht an der Strafraumgrenze, vor ihm liegt der Ball auf dem Penaltypunkt, elf Meter dahinter wartet Torhüter Da Costa. Hinter dem Tor steigen die dicht besetzten Ränge der St.Galler Fankurve an.

In den 38 Minuten zuvor war der FC Zürich die bessere Mannschaft gewesen. Kein St.Galler hatte in Normalform gespielt. Montandon war bereits ausgewechselt worden. Wüthrich vertändelte den Ball, Nater verdribbelte sich, Rodriguez lief dem Gegner hinterher, Karanovic war unsichtbar. Und Keita? Ein paar gute Pässe zu Beginn, ein paar schwächere Szenen danach.

Der Pfiff von Adrien Jaccottet war für die St.Galler so etwas wie ein Geschenk des Himmels. Jeff Saibene hatte aber keinen Elfmeterschützen bestimmt. Einen sicheren Schützen gibt es sowieso nicht, auch Scarione traf nicht immer. Der Versuch von Karanovic in Swansea ist noch in bester Erinnerung. Deshalb gilt: Schiessen soll derjenige, der sich gut fühlt. Saibene ging davon aus, dass es Rodriguez sein würde. Dem nahm dann allerdings Keita den Ball weg.

Eine kurze Rückblende ein paar Tage zuvor: In einer Beiz in der Innenstadt läuft Kuban – St.Gallen live im Fernsehen. Keita wird eingewechselt, aus einer Gruppe an einem der Tische kommt ganz kurz dieses «Uhuhuh», die rassistischen Affenlaute. Wer dafür verantwortlich ist, ist nicht erkennbar.

Auf der Tribüne mischt sich schon länger die berechtigte Kritik an Keitas sportlichen Leistungen, mit den abfälligen Äusserungen derjenigen, die immer einen Sündebock brauchen (Nushi, Scarione, Lopar), mit dem latent spürbaren Rassismus. Es ist eine unheilvolle Kombination.

Zurück in die 38. Minute des Cupspiels. Keita steht da und wartet. Bald läuft er an. Es ist ein wichtiger Moment in seiner Karriere.

Es gibt zwei Möglichkeiten.

Die erste: Keita trifft. In den Spielberichten wird der Treffer des ehemaligen FCZ-Torschützenkönigs gegen seinen alten Klub das grosse Thema sein. Mit einem einzigen Schuss könnte er sich viel Goodwill beim Publikum holen. Das Tor könnte für ihn der Durchbruch zum Stammspieler bedeuten – vor allem, wenn St.Gallen deswegen den Halbfinal erreichen würde. Und später den Final.

Die zweite: Er trifft nicht. Die guten Leistungen in den letzten Spielen sind bedeutungslos. Die Ablehnung durch einen Teil des Publikums nimmt weiter zu. Alles wird noch schwieriger.

Man kann das Risiko lange abwägen und muss zum Schluss kommen: Die Chance, dass die erste Möglichkeit eintrifft, ist hoch. Es sind elf Meter Distanz, das Tor ist 7.32 Meter breit und 2,44 Meter hoch. Also? Los.

Doch dann schiesst Keita so schwach, dass Da Costa den Ball problemlos hält. Es ist ein Elfmeter der schlimmsten Sorte: Getreten mit einer Mischung von Unentschlossenheit und Überheblichkeit, vom ersten Trippeln an zum Scheitern verurteilt.

Keita hat viel riskiert und viel verloren.

In den Minuten bis zur Pause wird er vom eigenen Anhang ausgepfiffen. Danach wechselt ihn Saibene aus.

Ob er gegen am Sonntag gegen Sion spielt?

Unwahrscheinlich.

Wie es mit ihm weitergeht ist schwer abzuschätzen.

Hätte er doch Rodriguez schiessen lassen.

 

 

 

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