, 11. Juni 2018
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Ein Fall für Sherlock Millius

Das Onlineportal dieostschweiz.ch wittert eine Amtsgeheimnisverletzung. Anlass ist ein Foto der Medienkonferenz der SP zur Spitalfinanzierung. Das ominöse Papier darauf ist aber alles andere als top secret. Sina Bühler ermittelt.

«Zeigt dieses Bild eine Verletzung des Amtsgeheimnisses?», raunt Stefan Millius heute auf seiner Ostschweiz. Grund für die «Aufregung im St.Galler Regierungsgebäude», so der Text weiter: «Angeblich könnte die St.Galler SP im Besitz vertraulicher Dokumente sein, die sie nicht haben dürfte. Der Hinweis: ein öffentlich zugängliches Foto.»

Dieses Foto findet sich auf der Website der SP; es zeigt vier SP-Kantonsrätinnen und Kantonsräte bei der Pressekonferenz letzten Donnerstag. Dort hatten sie ihre Forderungen zur Lösung der Finanzierungsprobleme der St.Galler Spitäler präsentiert. Hier die Seite samt (lesenswerten) Forderungen und (nicht ganz so sehenswertem) Foto.

Detektiv James «Millius» Bond hat es nun auf das vorderste auf dem Tisch liegende Blatt abgesehen. Eine Husarenaufgabe auch für einen geübten Kriminaler, denn: «Ob es sich dabei um ein internes Papier beispielsweise der Regierung handelt, ist nicht zu erkennen. Es könnte sich von der Aufmachung her aber durchaus auch um eine frühere regierungsrätliche Botschaft – und damit ein öffentliches Papier – handeln.»

Und weiter schreibt Sherlock Holmes: «Die Brisanz in der Angelegenheit liegt darin, dass die St.Galler Gesundheitsdirektorin Mitglied der SP ist. Das Gerücht, ein Dokument habe aus diesem Departement den Weg zur SP gefunden, erhält so natürlich mehr Gewicht – auch wenn es zum heutigen Zeitpunkt ausdrücklich nur ein Gerücht ist.»

Gerüchte sind das Salz in der Politsuppe, bekanntlich. Aber, gibt Kommissar Maigret zu bedenken: «Wirklich abschätzen, ob eines der gezeigten Papiere vertraulich ist, können vermutlich nur die Urheber desselben. Sie würden aus der Formatierung und Struktur des Dokuments wohl erkennen, ob es ihres ist.»

Wirklich abschätzen, geschätzter Dr. Watson, können das allerdings auch andere – beispielsweise Journalistinnen. Und zwar alle, die sich an die Medienkonferenz bequemten, aber auch jene, die regelmässig im Parlament zuhören, die Agentur sda abonniert haben oder das Ratsinfo konsultieren. Die nämlich erkennen spätestens auf den anderthalbten Blick und ohne Lupe: Beim Papier handelt es sich um die Antwort der Regierung auf eine Einfache Anfrage von SP-Fraktionschef Peter Hartmann mit dem Titel – ja genau: «Grundlagen zur Situation öffentlicher Spitäler…».

Pech also für Tatort-Kommissar Millius. Dabei hat er umfassend recherchiert, sogar eine Anfrage an die St.Galler SP gestartet. Weil, so Commissario Brunetti messerscharf: «Vielleicht wäre mit einer Antwort die ganze Angelegenheit vom Tisch. Denn es ist durchaus möglich, dass der Aufruhr aufgrund einer Fehlinterpretation entstanden ist.» Wer sagts denn.

 

2 Kommentare zu Ein Fall für Sherlock Millius

  • Ach, Frau Bühler. Der Verdacht kam ja wie mehrfach ausgeführt nicht von meiner Sherlock-Wenigkeit, sondern aus der Staatskanzlei. Und entstand dort in sehr prominenter Besetzung. Und dem Verdacht wurde ernsthaft nachgegangen. Was wir rapportiert haben. Weil wir davon erfahren haben. Das ist Journalismus. Sollten Sie auch mal versuchen, wenn Sie nicht gerade mal wieder eine Gefälligkeitsschreibe machen müssen für Frau Riedener, weil sie sich selbst nicht traut. Schönen Sommer!

    • Marcel Baur sagt:

      Lieber Stefan
      Es ist noch gar nicht lange her, da hast du dich auf persoenlich.com darüber beschwert, das man euch geradezu in die Rolle eines „rechten“ Medium nötigt.
      Vielleicht liegt es aber nicht an den Linken, sondern einfach an dir selbst. Dein Umgangston, deine herablassenden Kommentare, deine mangelnde Kritikfähigkeit und nicht zuletzt die sehr gezielten Seitenhiebe nach Links dürften weit mehr Einfluss darauf gehabt haben, dass sich keine Linken mehr auf Die Ostschweiz äussern.
      Dieser Kommentar hier steht exemplarisch für dein Verhalten.

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