Ein Museum erfindet sich neu
In St.Gallen gibt es noch eine Vielzahl baulicher Zeitzeugen aus der Blütezeit der Ostschweizer Textilindustrie im 19. Jahrhundert. Der lebendigste von ihnen ist das Textilmuseum. Es zeichnet die für die ganze Region so wichtige Epoche nach, transportiert das textile Erbe in die Gegenwart und greift auch zeitgenössische Fragen auf.
1886 wurde das Textilmuseum vom Kaufmännischen Directorium, dem Vorläufer der Industrie- und Handelskammer IHK, als Industrie- und Gewerbemuseum eröffnet und beherbergte auch die Textilbibliothek und die Zeichenschule. Wenig später zog auch die Stickereischule in den wegen der roten Backsteinfassade «Palazzo Rosso» genannten Bau ein. Doch das Textilmuseum ist in die Jahre gekommen, entspricht nicht mehr den Anforderungen an eine moderne Kulturinstitution und platzt zudem aus allen Nähten. Deshalb soll es umfassend erneuert und umgebaut werden.
Am 11. November haben die Verantwortlichen das Baugesuch eingereicht (mehr dazu hier: saiten.ch/textilmuseum-reicht-baugesuch-ein), die öffentliche Auflage erfolgte in der zweiten Novemberhälfte. Der Entscheid der Baubewilligungskommission werde gemäss Stiftungsratspräsidentin Carmen Fleisch-Otten im Frühsommer 2025 erwartet. Das Projekt werde im normalen Baugesuchsverfahren beurteilt, auf ein aufwändiges Sondernutzungsplanverfahren könne verzichtet werden. Läuft alles nach Plan, beginnen die Arbeiten Ende 2025.
Neuer Ausstellungsraum im Untergrund
Das Projekt des Zürcher Architekten Christian Kerez ist ambitioniert und entsprechend teuer. 48 Millionen soll der Umbau kosten. Das Projekt sieht vor, unter dem fast 140-jährigen Gebäude ein neues Untergeschoss zu bauen. Dort entsteht der neue Ausstellungsraum mit einer Fläche von rund 1300 Quadratmetern. Dieser wird (unterirdisch) in den Hof- und Strassenraum ragen und somit grösser sein als das Museum selbst. Dieses wird auf einer sogenannten Kassettendecke stehen. Ausserdem ist geplant, den Eingangsbereich mit Empfang, Museumsshop und neuem Café vom bestehenden Hochparterre auf das Strassenniveau abzusenken sowie die unterste Fensterreihe entlang der ganzen Frontfassade durch grosse Türen zu ersetzen und das Museum so zur Strasse hin zu öffnen. Und das Dach zwischen den beiden Risaliten – den «Seitendächern» – wird im Zuge der Aufstockung geschlossen.
Museumsdirektorin Mandana Roozpeikar spricht von einer einmaligen Chance, die sich durch den geplanten Umbau biete: «Heute nimmt man das Textilmuseum von aussen kaum wahr. Künftig wird es offener und einladender sein. Dadurch können wir viel mehr Besucher:innen erreichen.» Der vorgesehene Umbau bringt aus ihrer Sicht auch am meisten Ordnung ins Gebäude: Die öffentlich zugänglichen Flächen sind auf den unteren Etagen (Bibliothek im ersten, Schulungsräume für Gruppen und ein Vortragsraum in zweiten Stock), die Arbeitsbereiche für die Mitarbeitenden sowie die Sammlung, die heute auf das ganze Haus verteilt ist, in den oberen Geschossen. Das ermögliche viel bessere Abläufe als heute.
Massiver Eingriff in die historische Bausubstanz
Insbesondere die Erstellung des neuen Untergeschosses und die Absenkung des Hochparterres bedeuten einen starken Eingriff in die historische Bausubstanz. Fachleute hätten die technische Machbarkeit der Unterkellerung inzwischen bestätigt, sagt Carmen Fleisch-Otten. Die grösste Herausforderung sei jedoch gewesen, mit der Denkmalpflege von Stadt und Kanton eine Lösung zu finden. Schliesslich sei es «dank gegenseitiger Kompromissbereitschaft» gelungen, zu einem für beide Seiten guten Ergebnis zu gelangen.
So habe die Denkmalpflege die Tieferlegung des Sockelgeschosses auf Strassenniveau als wesentliches Resultat des Wettbewerbs respektiert. Auch der Unterkellerung – bei historischen Gebäuden immer ein heikler Punkt – habe sie zugestimmt. Dies unter der Bedingung, dass das Dachgeschoss beziehungsweise die beiden Risalite, wo sich künftig die Sammlung befinden wird, im Originalzustand erhalten bleiben – also inklusive der Stützen, welche die Verantwortlichen des Textilmuseums lieber entfernt hätten.
Dank der Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege habe man auch für das Treppenhaus eine bessere Lösung gefunden als anfangs geplant. Dieses kann nun fast komplett erhalten bleiben, nur die alten Steinböden auf beiden Seiten des Treppenhauses im Hochparterre müssen für die Rampen ins abgesenkte Erdgeschoss teilweise abgebrochen werden. Und das historische Sitzungszimmer des Textilverbandes, heute als Shop im Sockelgeschoss genutzt, wird im Original ins zweite Obergeschoss verschoben.
Anders als ursprünglich geplant, wird es jedoch nicht möglich sein, die ursprüngliche Backsteinmauer, die auf der Rückseite des Gebäudes noch sichtbar ist, auf der Vorderseite wieder freizulegen, sagt Fleisch-Otten. Als man sie vor vielen Jahren verputzt habe, sei sie «kaputtrenoviert» worden.
Heimatschutz kritisiert Untergeschoss
Trotz der Einigung mit dem Denkmalschutz ist die Unterkellerung des Gebäudes umstritten. Die Stadtgruppe des Heimatschutzes St.Gallen/Appenzell Innerrhoden hatte sich Mitte September in einer Stellungnahme an den Stiftungsrat des Textilmuseums dazu geäussert. Darin heisst es, dass die hindernisfreie Erschliessung und die öffentliche Nutzung des abzusenkenden Erdgeschosses nicht als Begründung für diesen massiven Eingriff in die Gebäudestruktur ausreichen würden. Die aus der gleichen Zeit stammenden Nachbargebäude verfügten ebenfalls über ein Hochparterre, «diese Gliederung und Eingangstypologie ist für die Vadianstrasse prägend».
«Sehr kritisch» beurteile der Heimatschutz den grossen Fussabdruck dieses unterirdischen Volumens, das den ganzen Hofraum einnehmen soll und bis unter die Vadianstrasse reiche. Ein derart grosser Fussabdruck stehe in Konflikt mit den aktuellen Diskussionen um Unterbauziffern. Und er widerspreche den Zielsetzungen der Freiraumstrategie und dem Konzept der «Schwammstadt», weil er eine allfällige zukünftige Begrünung unmöglich mache. Und weil das überarbeitete Projekt auf die im Wettbewerb angedachten Oberlichter verzichte, seien «derart weite unterirdische Auskragungen über den Fussabdruck des bestehenden Gebäudes hinaus nicht plausibel».
Ein Untergeschoss, das sich auf den Fussabdruck des bestehenden Gebäudes beschränkt oder minimal breiter wäre, würde auch weniger aufwendigen und energieintensiven Aushub und weniger Emissionen sowie Kosten verursachen, sagt der Heimatschutz. Das aktuelle Projekt hingegen würde in der Vadianstrasse und im umgebenden Stadtraum eine massive Belastung mit sich bringen. Diese Kritik hatten die Fachverbände bereits nach der Präsentation des Siegerprojekts geäussert.
Ins Credit-Suisse-Gebäude statt in den Untergrund?
Der Heimatschutz schlug in seiner Stellungnahme stattdessen vor, im leerstehenden und ebenerdigen Nachbargebäude, in dem bis Ende Oktober die Credit Suisse eingemietet war, neue Ausstellungsräume einzurichten. So könnte der Originalbau des Textilmuseums ohne massive Änderungen und Ressourcenverbrauch weitergenutzt werden und gleichzeitig würde ein für die Stadt wichtiges Gebäude belebt. SP-Stadtparlamentarier Gallus Hufenus, der auch Mitglied in der Stadtgruppe des Heimatschutzes ist, nahm diese Idee auf und reichte Ende Oktober eine Einfache Anfrage ein. Darin wollte er vom Stadtrat wissen, inwiefern sich dieser einsetzen möchte für eine städtebaulich attraktive Lösung, die kostengünstiger als der Umbau am bestehenden Gebäude zu realisieren wäre und eine attraktive Lösung zur Belebung des Broderbrunnen-Platzes darstellen würde.
Die Antwort des Stadtrats auf den Vorstoss steht noch aus. Stadtpräsidentin Maria Pappa entgegnet jedoch auf den Einwand des Heimatschutzes, wonach die Unterkellerung eine künftige Begrünung verhindere, es sei vorgesehen, die Fläche rund um den Broderbrunnen und Teile der Vadianstrasse zwischen dem Oberen Graben und der Kornhausstrasse zu begrünen. «Das muss nicht genau vor dem Textilmuseum sein.»
«Wir müssen erstklassig sein»
Das Textilmuseum hingegen hat – nach einer ersten schriftlichen Rückmeldung – mit der Baueingabe eine unmissverständliche Antwort auf die Stellungnahme des Heimatschutzes gegeben. In der Woche des Redaktionsschlusses fand zudem eine Sitzung zwischen Vertreter:innen des Stiftungsrats und des Vorstands der Stadtgruppe statt. Die Nutzung der ehemaligen Credit-Suisse-Filiale wäre für das Textilmuseum selbst dann nicht in Frage gekommen, wenn sich diese Möglichkeit schon zu einem früheren Zeitpunkt abgezeichnet hätte, sagt Carmen Fleisch-Otten.
«Unser Gebäude hat ein riesiges Potenzial.» Das Textilmuseum stehe in Konkurrenz zu anderen Kulturinstitutionen. «Wir müssen erstklassig sein, nicht Second-best-Lösungen anbieten. Wir sind überzeugt davon, dass wir einen grossen Mehrwert generieren, wenn das Museum an seinem ursprünglichen Ort bleiben kann.» In einem Neubau auf der grünen Wiese würde es seine Authentizität verlieren. Indem das historische Gebäude einer modernen Nutzung zugeführt werde – und nicht zuletzt auch aufgrund der grossen Bedeutung der textilen Geschichte für die (Ost-)Schweiz –, soll das Textilmuseum laut Fleisch-Otten zu einer Kulturinstitution von nationaler Bedeutung werden.
Diese Meinung vertritt auch Stadtpräsidentin Maria Pappa. Das Textilmuseum habe so viele Exponate im Textilbereich wie kein anderes in der Schweiz, als solches sei es ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt St.Gallen. Die «Kulturministerin» hält auch nichts von den Stimmen, welche die Textilgeschichte der Gallusstadt als alten Zopf abtun, den man getrost abschneiden könne oder sogar müsse, um nicht in der Vergangenheit zu verharren, sondern sie in die Zukunft führen zu können. «Es gehört zu unserem Erbe und zu unserer Identität. Wir dürfen unsere Geschichte nicht verdrängen, sondern müssen sie erlebbar machen – auch die textile. Eine Aufgabe des Textilmuseums ist es, sie zu bewahren, zu erforschen und zu vermitteln.» Kleider seien ein Grundbedürfnis jedes Menschen. Ausserdem greife das Museum regelmässig sehr wichtige aktuelle Themen wie Produktionsbedingungen oder Nachhaltigkeit auf, wie aktuell mit der Ausstellung «Circle of Water. Textilien im Fluss».
Mandana Roozpeikar ergänzt, dass die Lösung mit der ehemaligen Credit-Suisse-Filiale zum einen aus betrieblicher Sicht, aber auch für die Besucher:innen unbefriedigend wäre. Zum anderen müsste sich das Textilmuseum dauerhaft ins Nachbargebäude einmieten, was «eine halbbatzige Lösung» wäre und hohe Mietkosten über Jahre zur Folge hätte.
Die Diskussionen um die Credit-Suisse-Filiale sind ohnehin obsolet: Gemäss Carmen Fleisch-Otten steht die Fläche für eine Museumsnutzung nicht zur Verfügung, und auch die Lagerräume könnte das Textilmuseum nur dann nutzen, wenn sie die künftigen Mieter:innen nicht brauchen sollten.
Anlieferung über die Parkgarage
Doch eine Frage bleibt: Warum baut das Textilmuseum einen neun Meter hohen Ausstellungsraum für seine vergleichsweise kleinen Exponate, wo doch eine weniger hohe Halle auch günstiger und ökologischer wäre? «Die circa neun Meter Höhe bemessen sich von der Oberkante des Erdgeschosses auf Strassenhöhe bis zur Oberkante des Bodens des Ausstellungssaals», sagt Peter Kriemler, im Stiftungsrat des Textilmuseums verantwortlich für das Bauliche. Der statische Tisch, auf dem das historische Gebäude stehen werde, benötige etwa zwei Meter Höhe und sei als Rasterstruktur ausgebildet. Zusätzlich gebe es den Aussenwänden entlang diagonale Stützen, die weiter in den Raum reichen.
Die lichte Höhe von sieben Metern folge zweierlei Überlegungen, erklärt Kriemler: «Einerseits wurde das Niveau im dritten Untergeschoss der angrenzenden Parkgarage gewählt, um den Ausstellungssaal mit grösseren Elementen ebenerdig zu bedienen.» Damit habe man grössere Dachöffnungen mit komplizierten Hebestrukturen und grössere Warenlifte vermeiden können, ganz im Sinne des minimalen Eingriffs in die bestehende Baustruktur des historischen Gebäudes. Zusätzlich hätten so auf dem gleichen Niveau effizient Fluchtwege über Nachbargebäude gefunden werden können. «Anderseits erlaubt die Raumhöhe die Bildung von Podesten, um den Raum möglichst flexibel einzuteilen. Es gilt, einen Teil des Raumes mit einer Dauerausstellung zu bespielen, und zusätzlich kommen saisonale Ausstellungen dazu, die diese Flexibilität benötigen.»
Finanzierung noch nicht in trockenen Tüchern
Während die baulichen Aspekte weitestgehend geklärt sind, ist die Finanzierung des Bauvorhabens noch nicht in trockenen Tüchern. Die Kosten beziffern die Verantwortlichen auf 48 Millionen Franken. Ein stolzer Betrag, aber nicht verwunderlich angesichts des massiven baulichen Eingriffs in den Untergrund und der Komplexität, mitten in der Innenstadt unter einem bestehenden Gebäude zu bauen. Der Betrag sei realistisch, versichert Carmen Fleisch-Otten. Er sei wegen der Bauteuerung bereits von ursprünglich 42 auf 48 Millionen korrigiert worden, darin seien auch Reserven eingerechnet. «Wir wollen keine bösen Überraschungen erleben.»
Die Kosten werden ungefähr zur Hälfte von der öffentlichen Hand (22,5 Millionen) und von Privaten (rund 26 Millionen) getragen. Stadt und Kanton haben sich dabei auf denselben Verteilschlüssel wie beim Theater St.Gallen geeinigt: Die Stadt steuert rund einen Drittel bei, der Kanton zwei. Konkret: Der Stadtrat hat die 7,5 Millionen in die Investitionsplanung für 2025 aufgenommen. Der Kantonsbeitrag beträgt gemäss dem Aufgaben- und Finanzplan (AFP) 2025–2027 15 Millionen Franken.
Die Vorlagen betreffend die Beiträge der öffentlichen Hand ans Textilmuseum seien in Vorbereitung und würden in zeitlicher Abstimmung zwischen Kanton und Stadt nächstes Jahr den jeweiligen Parlamenten vorgelegt, sagt Andreas Schwarz, stellvertretender Leiter des Amts für Kultur. Den AFP 2026–2028 verabschiedet der Kantonsrat in der Frühjahrssession Mitte März. Ein erstes politisches Stimmungsbarometer betreffend die Beiträge der öffentlichen Hand wird die Budgetsitzung des St.Galler Stadtparlaments vom 3. Dezember sein. Der eigentliche «Stresstest» wird dann die Beratung der Parlamentsvorlagen mit den Kreditbegehren im nächsten Jahr.
Doch schon an der Budgetsitzung des Stadtparlaments weht dem Projekt ein kalter Wind entgegen: Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) werde an der beantragen, den Beitrag ans Textilmuseum zu streichen. Das bestätigt GPK-Präsident Andreas Dudli (FDP) auf Anfrage. Zu den genauen Gründen könne er sich nicht äussern – «ausser, dass wir sparen müssen». Insgesamt 32 Streichungsanträge werde die GPK stellen.
Dudli räumt aber ein, dass mit der Streichung des Beitrags aus der Investitionsplanung noch kein Franken gespart sei. Denn unabhängig davon kann der Stadtrat nächstes Jahr die Vorlage samt Kreditbegehren ins Parlament bringen – und er habe gegenüber der GPK angekündigt, das auch zu tun.
Das Fundraising für die übrigen 26 Millionen im privaten Bereich und bei Stiftungen sei auf gutem Weg, sagt Carmen Fleisch-Otten. Ungefähr zwei Drittel seien rechtsverbindlich zugesagt, für das verbleibende Drittel gebe es «informelle Zusagen». Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass diese Mittel nach der Erteilung der Baubewilligung und der Zusage der öffentlichen Hand ebenfalls gesprochen werden. Die Stiftung selbst werde sich finanziell jedoch nicht beteiligen. Das Vermögen diene dazu, den Betrieb nachhaltig zu sichern. Und die Stiftungsräte hätten in den vergangenen Jahren etliche Stunden, ja Tage und Wochen ehrenamtlich für das Erneuerungsprojekt des Museums gearbeitet.
Kunstmuseum folgt 2028
Dass das Textilmuseum jetzt 7,5 Millionen Franken von der Stadt bekommen soll, sorgt auch aus einem anderen Grund bei vielen für Stirnrunzeln: Seit über zehn Jahren wartet das Kunstmuseum St.Gallen, zu dessen Trägerinnen auch die Stadt gehört, auf die dringend notwendige Erneuerung. Diese hätte eigentlich nach dem Auszug des Naturmuseums aus dem Kunklerbau Ende 2016 beginnen sollen. Doch die Bearbeitung des Siegerprojekts von 2012 verschob der Stadtrat 2015 ein erstes Mal und sistierte sie 2020 für weitere fünf Jahre. Dies als Folge eines 30-Millionen-Sparpakets aufgrund der Coronapandemie und der zu erwartenden Kosten und Einnahmeausfälle – und trotz grosser Proteste gerade aus der Kulturszene. Saiten hat darüber berichtet.
Die Kosten für die Sanierung des Kunstmuseums werden auf rund 45 Millionen Franken beziffert, hinzu kommen 12 Millionen für das Kirchhoferhaus, wo sich die Kunstvermittlung befindet. Stadtpräsidentin Maria Pappa betont die Wichtigkeit der Erneuerungsprojekte der zwei Museen. Beide seien schon lange in Planung. «Deshalb ist es kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch.» Für das Textilmuseum, das grösstenteils von einer privaten Trägerschaft finanziert wird, liege jetzt ein fertiges Projekt auf dem Tisch. Darum sei es richtig, dass die Stadt dieses unterstütze. Das habe mit dem Kunstmuseum nichts zu tun.
Dessen Sanierung ist in der städtischen Investitionsplanung 2025 bis 2031 eingestellt. Sie soll rund drei Jahre dauern und 2028 beginnen, damit das Museum 2027 bei den Feierlichkeiten zum 150-Jahr-Jubiläum keine Baustelle ist. Man habe die Bearbeitung des Siegerprojekts diesen Sommer gestartet, sagt Museumsdirektor Gianni Jetzer. Zunächst habe abgeklärt werden müssen, ob dieses nach so langer Zeit überhaupt noch stimmig sei. Es «verhebt» zwar immer noch, die Anforderungen an ein Museum seien heute aber andere als noch 2012. «Wir müssen deshalb nochmal über die Bücher und pragmatische Verbesserungen am Projekt vornehmen, damit die Ausführung auch 16 Jahre später gut gelingt», sagt Jetzer. Ihm ist es ein besonderes Anliegen, das Museum für die nächsten 30 bis 40 Jahre nachhaltiger und grüner zu machen. «Es macht beispielsweise keinen Sinn, alle drei Stockwerke zu klimatisieren, sondern nur die Etage mit den hochsensiblen Werken.»
Zurück zum Textilmuseum: Läuft alles nach Plan, wird es 2028 wiedereröffnet. Während der Bauzeit bleibt es geschlossen, ein Provisorium ist nicht vorgesehen. Eine Herausforderung sei, ein Lager zu finden, dass genügend gross und bezüglich Feuchtigkeit geeignet sei, sagt Mandana Roozpeikar. Es sei aber wichtig, Massnahmen zu treffen, um in der öffentlichen Wahrnehmung zu bleiben, betont die Museumsdirektorin. Welche das sein könnten, sei noch offen. «Wir können nicht drei Jahre lang verschwinden.»
Hinweis: Der Artikel aus dem Dezember-Heft wurde vor der Budgetsitzung des St.Galler Stadtparlaments um die kursive Passage ergänzt.