Ein Vierteljahrhundert Krach

Klein und lauschig: Das Openair Krach am Bach in Tägerwilen. (Bild: Rudi Eiermann)

Es ist das laute Mauerblümchen unter den Ostschweizer Festivals: Das Openair Krach am Bach bringt seit 25 Jahren unentdeckte Musikjuwelen nach Tägerwilen am Bodensee.

Die Idee ent­stand an ei­nem Win­ter­abend im Jahr 2001. Die jun­ge Kreuz­lin­ger Band Moon­Zoo trank mit ih­rem Tech­ni­ker ein Bier. Sie woll­te auf die Büh­nen der Re­gi­on, doch Gigs zu be­kom­men war gar nicht so ein­fach. «Dann stel­len wir halt selbst et­was auf die Bei­ne», soll ein Band­mit­glied ir­gend­wann ge­sagt ha­ben. Und wie es zu spä­ter Stun­de manch­mal pas­siert, wur­de die Vi­si­on in­ner­halb we­ni­ger Mi­nu­ten sehr kon­kret: Ein war­mer Abend am See mit Live­mu­sik, Freund:in­nen und Bier.

Für nur ei­ne Band wä­re der gan­ze Auf­wand zu gross ge­we­sen, so schlos­sen sich drei wei­te­re Grup­pen dem Pro­jekt an. Ein klei­nes Fes­ti­val war ge­bo­ren. Die Kon­zer­te von Moon­Zoo, Ovu­la­ti­on, Q und Oran­ge Mar­ma­la­de und das mil­de Wet­ter lock­ten 250 Be­su­cher:in­nen an den Ka­fig­ra­ben – ein Er­folg. Es war al­len klar: Das Fes­ti­val muss wie­der statt­fin­den. Der Ver­ein grün­de­te sich und der Na­me «Krach am Bach» ent­stand: Die Büh­ne steht über dem «Ka­fig­ra­ben», ei­nem künst­li­chen Bach, der von der ARA Tä­ger­wi­len in den See­rhein zwi­schen Ober- und Un­ter­see fliesst.

Au­to im Bach 

Seit­her wuchs das Open­air ste­tig. Es wur­de auf zwei Ta­ge aus­ge­wei­tet, ei­ne Mi­ni­spiel-Olym­pia­de kam da­zu, mehr Es­sens­an­ge­bo­te, mehr Bands, mehr Be­su­cher:in­nen. In­zwi­schen be­wer­ben sich jähr­lich um die 200 Bands für ei­nen Auf­tritt auf der Bach-Büh­ne. Die Aus­wahl er­folgt dann ge­mein­sam im OK-Team an ei­nem klei­nen Li­ne-up-Aus­wahl­abend. Die Mit­glie­der von Moon­Zoo sind in­zwi­schen nicht mehr im OK, jün­ge­re Ge­ne­ra­tio­nen ha­ben das Ru­der über­nom­men. Die Idee, jun­gen Bands ei­ne Büh­ne zu ge­ben, blieb.

In 25 Jah­ren Open­air-Ge­schich­te gab es auch im­mer wie­der ku­rio­se An­ek­do­ten, zum Bei­spiel die des Sän­gers ei­ner Me­tal­band. Nach dem Kon­zert, mit­ten in der Nacht, fuhr er mit dem Au­to sei­ner Mut­ter in den Ka­fig­ra­ben. Es muss­te der Ab­schlepp­dienst kom­men. Un­ver­ges­sen bleibt auch die «un­plan­BAR», die wäh­rend der Co­ro­na­pan­de­mie kurz­fris­tig ins Le­ben ge­ru­fen wur­de. Die Auf­la­gen er­laub­ten ei­ne Mi­ni-Aus­ga­be des Fes­ti­vals, al­les recht im­pro­vi­siert und spon­tan.

Grös­ser als je zu­vor 

Die­ses Jahr wird das Open­air Krach am Bach grös­ser als je zu­vor. Mit Nick­less und Mi­miks tre­ten zum Ju­bi­lä­um an bei­den Aben­den Head­li­ner auf, die ei­ne gros­se An­zie­hungs­kraft ha­ben. Die rest­li­chen sechs Slots wur­den an un­be­kann­te­re Mu­si­ker:in­nen aus der Re­gi­on ver­ge­ben. Dar­un­ter sind die Ge­win­ner von Ban­dXOst 2024, 2kma­fia. Das St.Gal­ler Kol­lek­tiv ist ein Ri­sing Star in der Schwei­zer Rap-Sze­ne. Auch die Ge­win­ner von 2022, Unlsh, sind die­ses Jahr in Tä­ger­wi­len. Ihr un­ver­wech­sel­ba­rer Me­lo­dic Dra­ma­co­re, wie sie es nen­nen, bil­det den Ab­schluss des Fes­ti­vals.

Aus­ser­dem gibt’s In­die-Sound von Den­im on Den­im (ehe­mals Vie & We) und von R.U.Ok, die ih­re Ly­rics in Schwei­zer­deutsch und Eng­lisch auch ger­ne mal mit Rä­to­ro­ma­nisch ver­mi­schen. John­ny Na­bu er­gänzt das Pro­gramm mit Mund­art-Pop, das Fes­ti­val er­öff­nen wird Da­vid DiAl­ma, der mit sei­ner Soul­stim­me leich­ten Re­tro-Sound auf die Büh­ne bringt. Neu ist die­ses Jahr das «Bass am Bach», ei­ne zwei­te Büh­ne, an der lo­ka­le DJs durch­ge­hend für Mu­sik sor­gen.

Krach am Bach ist ein Vier­tel­jahr­hun­dert nach dem bier­se­li­gen Win­ter­abend ein fi­xer Be­stand­teil der Ost­schwei­zer Fes­ti­valland­schaft. Ei­ne Büh­ne für je­ne, die noch ent­deckt wer­den wol­len. Der ers­te Fes­ti­val­tag ist üb­ri­gens gra­tis, für den zwei­ten sind Ti­ckets noch zu ha­ben. Das OK ist auch noch auf der Su­che nach Hel­fer:in­nen. 


Open­air Krach am Bach: 13. und 14. Ju­ni, See­ba­di Tä­ger­wi­len.
kracham­bach.ch