, 20. Juni 2020
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Eine Fabrik wird zum Möglichkeitsraum

Der Verein «Ort für Macher*innen» möchte in Lichtensteig mit der «Kreativfabrik» einen Innovationsstandort für das gesamte Toggenburg etablieren. Das Areal der ehemaligen Fein-Elast-Fabrik befinde sich nun in einer Pioniernutzung, sagt Projektkoordinator Remo Rusca. von Sascha Erni

Auf dem Areal der Fein-Elast in Lichtensteig soll die «Kreativfabrik» entstehen. (Bilder: Sascha Erni)

Stimmen hallen durch die leere Fabrik, es wird angeregt diskutiert. «Das Erdgeschoss könnte als Ausstellungsraum funktionieren», raunt eine der Stimmen. Eine andere erwidert: «Oder als Eventhalle?»

Gut 35 Interessierte haben sich am 19. Juni in Lichtensteig zu einem Beteiligungstag getroffen, um die ausrangierten Fabrikgebäude des Textilbetriebs Fein-Elast zu besichtigen und Ideen für eine Umnutzung zu sammeln. Seit 2017, der Schliessung des Betriebs, steht das Areal an der Thur leer.

«Wo früher gearbeitet wurde, ist heute eine Industriebrache», sagt Stadtpräsident Mathias Müller. «Das wollen wir ändern.» Denn jetzt soll ein schweizweit vielleicht einzigartiges Projekt unter dem Titel «Kreativfabrik» wieder Leben in die Hallen bringen – und auch mit Unterstützung des kantonalen Umsetzungsprogramms der neuen Regionalpolitik (NRP) des Kantons St.Gallen zur Standortförderung nicht nur des Lichtensteiger Stadtau-Quartiers, sondern des ganzen Toggenburgs beitragen.

Pioniernutzung mit langfristigem Ziel

Geht es nach dem Verein «Ort für Macher*innen», der als Projektträger fungiert, wird in der Lichtensteiger Stadtau ein Innovationszentrum für die gesamte Region entstehen. Mit Büros, Ateliers, Ausstellungsräumen, Werkstätten, Veranstaltungen und Wohnungen ist eine Mischnutzung angestrebt.

Stadtpräsident Mathias Müller (links) und Projektkoordinator Remo Rusca führten durch den patrizipativen Anlass.

«Die Gemeinde Lichtensteig und die Eigentümerin des Areals stehen zu diesem Möglichkeitsraum», betont Remo Rusca. Der Unternehmer ist Mitglied des Vereins und als Projektkoordinator für die nun gestartete Zwischennutzung der Fein-Elast-Fabrik mitverantwortlich. Wobei, der Begriff «Zwischennutzung» geht ihm zu wenig weit – er bevorzugt «Pioniernutzung».

Denn diejenigen, welche sich eine der Einheiten sichern, erhalten die Option, nach Ablauf dieser Pioniernutzung im Mai 2021 beim nächsten Schritt des Projekts mitzumischen: Dem Kauf und der dauerhaften Umwandlung des Fabrikareals. Wie genau das organisiert und strukturiert werden soll, werden weitere Beteiligungsprozesse im Spätsommer und Herbst ausarbeiten.

An die 35 Interessierte besuchten das ehemalige Fein-Elast-Areal.

«Es ist die Absicht der jetzigen Eigentümerin, dass hier mehr als eine einfache Zwischennutzung entsteht», so Rusca. Entsprechend fallen für die Interessenten nur Nebenkosten, aber keine Mietkosten an. Die Fein-Elast stellt das Areal also quasi zum Selbstkostenpreis zur Verfügung, in der Hoffnung, die Liegenschaft später einfacher verkaufen zu können, etwa an einen Trägerverein oder eine Genossenschaft. «Das dürfte in der Schweiz fast einmalig sein», freut sich Rusca.

Partizipativer Prozess statt Projekt-Diktat

An gestrigen regnerischen Freitagnachmittag also fand der erste Vor-Ort-Termin statt, weitere werden folgen. Der «Ort für Macher*innen» möchte die verfügbaren Flächen grossräumig an neun grössere Träger wie Genossenschaften oder Vereine vergeben. Diese wiederum teilen die Flächen auf ihre Mitglieder auf, so dass am Ende an die 60 Nutzungsmöglichkeiten entstehen.

Vor Ort diskutierten die Anwesenden Nutzungsmöglichkeiten und Synergien.

Die Basler Denkstatt SARL begleitet das Projekt baulich. Am 19. Juni machen die potentiellen «Kreativfabriklerinnen» auch intensiv Gebrauch von der Expertise der Fachleute, diskutieren angeregt mögliche Sanierungs- und Umbaumassnahmen und besprechen untereinander, wie sich verschiedene Ideen ergänzen könnten.

Das Partizipative, Schöpferische steht an diesem Tag im Vordergrund. Und beim abschliessenden Grillabend merkt man schnell: Die Ideen sind da. Und ebenso der Antrieb, etwas als Gemeinschaft zu erschaffen.

Nächste Termine und weitere Informationen: ortfuermacherinnen.ch

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