, 1. Mai 2013
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Eine Hypothek

Jahrelang setzte die St.Galler Kantonalbank im Finanzcasino auf ihre Tochter Hyposwiss. Jetzt sind die grossen Expansionsträume definitiv geplatzt. Die Bank oder Teile davon stehen zum Verkauf. 

Banker geben nie Fehler zu. Also wird man auch aus der Chefetage der St.Galler Kantonalbank kaum je ein reuiges Bekenntnis hören. Dafür umso mehr Managerdeutsch, das die Realität verschleiert. So sagt CEO Roland Ledergerber: «Als Folge des Paradigmenwechsels im grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsgeschäft und den weltweiten Verschiebungen der Wirtschaftsleistung zugunsten der aufstrebenden Märkte haben wir unsere strategischen Zielmärkte überprüft.» Kapiert?

Doch es ist ganz einfach: Seit die USA Steuerkriminelle global verfolgen und der deutsche Fiskus dank CDs aus der Schweiz Steuerhinterzieher am Kragen packt, rentiert das Business mit Ausländern immer weniger. Folge: Die KB sucht ihre leidige Tochter Hyposwiss wieder loszuwerden.

Ob ganz oder nur Teile davon, darüber rätseln jetzt Finanzinsider. Die Zürcher Boutique CFM Partners AG wurde mit dem Verkauf beauftragt. Das berichtet das meist gut informierte Finanzportal «Inside Paradeplatz». Schon seit Monaten werde ein Käufer gesucht. Aber nur die VP Bank in Liechtenstein soll bis jetzt angebissen haben. Die KB selbst hält sich bedeckt. Über einen möglichen Verkauf orientierte sie erst, als es schon die Spatzen von den Dächern pfiffen.

Ein Blick zurück: In der allgemeinen Rally um solvente Reiche im Ausland griff die KB im Jahr 2002 bei der 120-jährigen Privatbank Hyposwiss zu. Diese gehörte vorher der UBS. Man wollte im Offshore-Geschäft mitmischen. Hyposwiss war beispielsweise auf der Kanalinsel Jersey vertreten. Der Durchschnittskunde war Millionär. Grossartig wurden die Filialen in Zürich und Genf ausgebaut. Doch der Rubel rollte nicht wie erwartet. Stattdessen wurde die KB via die Hyposwiss in einen Streit zwischen den beiden russischen Oligarchen Potanin und Deripaksa hineingezogen. Es ging um verschwundene Gelder, Geldwäschereivorwürfe und die Kontrolle über den Nickel-Konzern Norilsk. Ziemlich ungemütlich für eine Kantonalbank, die sich in erster Linie um die st.gallische Volkswirtschaft kümmern sollte.

Auch der Finanzcrash und anschliessend die CD-Debakel setzten dem Töchterlein zu. Das Hyposwiss-Geschäft brach ein. Die Kundenvermögen schrumpften innert zwei Jahren um zwanzig Prozent, die Einnahmen um zehn, wie «Inside Paradeplatz» vorrechnet. Da vergeht selbst Ostschweizer Bankern die Lust. Die Tochter soll weg. Doch wer kauft?

Das ist so offen wie die Frage, was noch alles aus den «Offshore-Leaks» hervorkommt. In den jüngsten Enthüllungen um Fluchtburgen von Steuerkriminellen rund um die Welt taucht auch der Name der KB-Tochter Hyposwiss auf. Wenig erstaunlich, doch die Details stehen noch aus. Laut der KB soll sie aber «zu keiner Zeit Hand für Offshore-Vehikel geboten haben». Gut, wenn man das an der St.Galler Vadianstrasse so genau weiss.

Jedenfalls scheint die Forderung der St.Galler SP früher als erwartet in Erfüllung zu gehen. Die Partei hatte bereits vor Jahresfrist den Verkauf der Hyposwiss gefordert, weil diese ein Risiko für den Kanton sei.

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