, 4. Juni 2015
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Flicken für die Umwelt

Der St.Galler Hackerspace «Ruum 42» kämpft gegen die Wegwerfmentalität: Die Computer-Nerds steigen aus ihrer Tüftelkammer und laden zur ReparierBar ein.

Der Akku des Smartphones macht es nur noch ein paar Stunden, der DVD-Player hat nach kurzem Gebrauch erste Macken und die Bohrmaschine streikt immer wieder. Wegschmeissen, neu kaufen: So lautet das Rezept, das heute weit verbreitet ist. Einfach, weil der Kauf eines neuen, billig produzierten DVD-Players günstiger ist, als den alten zum Fachmann zu bringen.

«Das Wissen, wie man etwas repariert, ist in unserer Konsumgesellschaft leider weitgehend verloren gegangen», sagt auch Paul Jaros vom St.Galler Hackerspace «Ruum 42». Jaros veranstaltet mit seinen Hacker-Mitstreitern darum regelmässig die ReparierBar. Sie ist ein für alle offener Ort, wo man Unterhaltungselektronik, Elektrogeräte, Möbel, Kleider, Küchengeräte, Velos und weitere kaputte Gegenstände vorbeibringen kann – denen dort dann mit Hilfe von Experten wieder Leben eingehaucht werden soll.

Die «Ruum42»-Leute steuern vor allem Wissen im Bereich von PCs und Elektronikgeräten bei. In der ReparierBar sitzt aber jeweils auch eine Schneiderin und ein Holz-Fachmann. Und: Wer spontan als Reparatur-Experte und -Expertin mithelfen will, ist jeweils ebenfalls willkommen. Für die ReparierBar diesen Samstag ist derzeit noch ein Velokundiger gesucht.

Flicken für die Umwelt

«Uns geht es darum, die weit verbreitete Wegwerfmentalität zu bekämpfen», sagt Jaros, der als Programmierer arbeitet. Viele Geräte könnten sehr viel länger benutzt werden, als dies heute der Fall ist. Reparieren statt neu kaufen, produzieren und transportieren lassen: Das schone die Umwelt.

Die Hacker und ihr Umfeld versuchen auch, mit selber durchgeführten Reparaturen die Industrie ein wenig zu bremsen: Diese wirft im Wochentakt neue Geräte auf den Markt. Dass diese langlebig sind und sich leicht reparieren lassen, liegt kaum im Interesse der Verkäufer. Diesen Kreislauf will die internationale Reparier-Bewegung durchbrechen.

Wichtig ist für Jaros aber auch, die Menschen zu befähigen. «So ein Austausch zwischen Menschen mit unterschiedlichsten Fähigkeiten ist wertvoll: Ich lerne beim Flicken und Tüfteln mit anderen zusammen immer etwas dazu.» Das Ziel sei, dass man in der ReparierBar dank den Tipps der Experten seine Gegenstände selber reparieren kann.

Dazu gehöre auch, dass man Zeit und Geduld mitbringt und sich auch auf Fehler und Experimente einlässt. Die Reparatur kostet eine freiwillige Spende, nur allenfalls benötigtes Material wird verrechnet.

Nerds aus dem Keller

An den bisherigen ReparierBars wurde vor allem Smartphones, Handys, PCs, Laptops und Unterhaltungselektronik vorbeigebracht. Aber auch ein heute schon als Kuriosität geltendes VHS-Videogerät wurde in der Bar wieder zum Leben erweckt.

Keimzelle des Anlasses ist der «Ruum 42»-Hackerspace: Dieser befindet sich in einem Kellerraum im Lachen-Quartier, wo jeden Dienstag Interessierte beim öffentlichen Linux-Treffen zusammenkommen. Im «Ruum 42» findet sich nebst einem Elektroniklabor auch eine Fachbibliothek, eine Holzwerkstatt und eine Gaming-Ecke.

«Das Ganze ist schon eher nerdig und vor allem auf Soft- und Hardwareprobleme von Computern ausgerichtet», sagt Jaros. Mit der ReparierBar steigen die Informatik-Nerds – eine bunt gemischte Truppe aus Lehrlingen, Studenten, Informatikern, Rentnern – sozusagen ans Tageslicht. Also raus an selbiges mit den alten Kellervelos, rumpelnden Plattenspielern, streikenden Staubsaugern und wackelnden Stühlen.

ReparierBar. Samstag, 6. Juni, 10 bis 16 Uhr im Atelier im Sandkasten. Für Verpflegung ist gesorgt.

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