Folk ohne Hymnen

Die Band The Muddy Souls (Bild pd/The Muddy Souls)

Gitarre, Banjo, Kontrabass und Mandoline: Mit The Muddy Souls kommt Anfang Juli feiner Folksound aus dem Westen des US-Bundestaates Oregon in die Ostschweiz. 

Grund­sätz­lich soll­te man ein Buch nicht nach sei­nem De­ckel be­ur­tei­len. Eben­so we­nig soll­te man Mu­sik nach dem Al­bum­co­ver (oder dem An­zei­ge­bild auf der Strea­ming­platt­form) be­ur­tei­len. Vie­le von uns ma­chen das na­tür­lich trotz­dem. 

Das Co­ver des im Jahr 2023 er­schie­ne­nen Al­bums A Life­time in a Day der Band The Mud­dy Souls zeigt ei­ne um­zäun­te Blu­men­wie­se bei Voll­mond mit Krä­he, Ske­lett und Ban­jo. Zwei Bäu­me re­cken ih­re dunk­len Äs­te in den Him­mel. Die fi­li­gra­ne Zeich­nung ist um­rahmt von ei­nem flo­ra­len Mus­ter, wo­durch ir­gend­wie der Blick ins Grab sug­ge­riert wird.

Mehr zum Album

Das 2023 er­schie­ne­ne Al­bum A Life­time in a Day der US-ame­ri­ka­ni­schen Band The Mud­dy Souls ist auf den gän­gi­gen Strea­ming­platt­for­men ver­füg­bar.

Ein biss­chen Va­ni­tas, ein biss­chen Folk­lo­re, ein biss­chen Na­tur – in die­sem Fall zu­min­dest klingt die Band in et­wa ge­nau­so, wie das Co­ver ver­mu­ten lässt. Die fünf­köp­fi­ge Band aus den USA spielt mit Akus­tik­in­stru­men­ten ei­ne Mi­schung aus Blue­grass, Ame­ri­ca­na und Folk. Dass sie gleich fünf Sai­ten­in­stru­men­te zu­sam­men­bringt (Pe­ter Ro­ma­nel­li an der Gi­tar­re, Ja­cob Ca­ma­ra am Ban­jo, Jon Brex am Kon­tra­bass. Ga­be Schlif­fer an der Gei­ge und Aus­ten Slo­ne an der Man­do­li­ne), ist nicht über­for­dernd, son­dern ein­fach rich­tig gut.

Herz­schmerz mit Ban­jo

Für den Ge­sang ist nicht nur ei­ne Per­son ver­ant­wort­lich: Die Band­mit­glie­der wech­seln sich ab, was zu ei­ner Va­ria­bi­li­tät zwi­schen den ein­zel­nen Songs führt. Trotz­dem passt das Gan­ze zu­sam­men. Die Mu­sik er­in­nert stel­len­wei­se an die frü­hen Al­ben von Mum­ford & Sons, ist aber we­ni­ger hym­nisch, schnör­kel­lo­ser und oh­ne pop­pi­gen An­strich. 

In dem Song Litt­le An­nie über die ti­tel­ge­ben­de Fi­gur geht es um die Lie­be und ums Ver­las­sen­wer­den. Zu­nächst sind schwer­mü­ti­ge Klän­ge von Gi­tar­re und Ban­jo zu hö­ren, dann setzt die vi­brie­ren­de Man­do­li­ne ein und der Bass bringt ei­nen dunk­len Rhyth­mus. 

Frei­heit auf dem Road­trip

Bis Ca­ma­ra mit den Vo­cals ein­setzt, ver­geht fast ei­ne Mi­nu­te. Erst dann singt er mit hel­ler, zie­hen­der Stim­me: «Don’t you go back to your other man and lea­ve me he­re all alo­ne.» Im Re­frain ge­sellt sich dann Ro­ma­nel­li mit sei­ner et­was dunk­le­ren Stim­me da­zu.

Zwi­schen den Vo­cals sind je­weils län­ge­re aus­schliess­lich in­stru­men­ta­le Pas­sa­gen ein­ge­baut, die die Ge­schich­te des Songs wei­ter­erzäh­len. Sie en­det düs­ter: «If you lea­ve me now litt­le An­nie, I know how I will sur­vi­ve. I’ve got a fri­end, her na­me is Co­din, she will stay wi­th me till I die.»

Vom Sound her leich­ter klingt High­way 199. Hier singt Slo­ne mit kla­rer und war­mer Stim­me vom Road­trip über den High­way 199. Es geht um ein Frei­heits­ge­fühl, aber auch ums Aus­bre­chen aus dem ei­ge­nen Le­ben: «When I’m dri­ving down the 199 I lea­ve all my trou­bles be­hind, I set my spi­rit free. And the ri­ver winds, and the sun it shi­nes, in my mind, on the 199.» Wie schon Litt­le An­nie lebt auch die­ser Song von län­ge­ren in­stru­men­ta­len Pas­sa­gen, dies­mal aber mit stär­ker fol­ki­gen Klän­gen und ei­nem zü­gi­gen Rhyth­mus.

Ak­tu­ell sind The Mud­dy Souls auf ih­rer ers­ten Eu­ro­pa­tour­nee und ma­chen gleich zwei­mal Halt in der Re­gi­on: Am 4. Ju­li or­ga­ni­siert vom Ver­ein Blue­grass i de Mü­li in Urn­äsch und am 5. Ju­li im Rüm­pel­tum in St.Gal­len.

The Mud­dy Souls live: 4. Ju­li, 20 Uhr, Blue­grass i de Mü­li, Urn­äsch; 5. Ju­li, 20 Uhr, Rüm­pel­tum, St.Gal­len.
sai­ten.ch/ka­len­der
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