, 7. Januar 2014
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Frisch gestickt

Wichtige Bauten der Textilgeschichte sollen künftig einen QR-Code an der Fassade erhalten – und damit zum Touristenmagneten werden. Das ist das Ergebnis eines Gestaltungswettbewerbs.

Neun hiesige Gestalterinnen und Gestalter wurden von der Tourismusorganisation Textilland Ostschweiz angefragt, sechs reichten Projekte ein, drei wurden rangiert, auf Platz drei kam «Das goldene Zeitalter» von Veit Rausch, auf Platz zwei «Das goldene Tuch» von Andrea Vogel, und gewonnen hat «Die QR-Schatulle» des St.Galler Grafikers Felix Ebneter.

Der QR-Code (Quick Response) ist 1994 für die japanische Automobilindustrie entwickelt worden und seither auf Siegeszug in der Werbung und Produktewelt. Sein schwarzweisses Pixelmuster führt jeweils auf eine Website. Ebneter unterläuft die digitale Kälte des Code allerdings listig, indem er das Muster von einer Stickmaschine nachsticken lässt. Wer mit dem Smartphone draufklickt, erhält – frisch gestickt – Informationen zum Haus und dessen textiler Vergangenheit.

Mit dem «Thema Textil» könne sich die Ostschweiz von anderen Reisedestinationen abheben, sagte der Direktor von Bodensee Tourismus, Frank Bumann, am Dienstag vor den Medien. Textilland-Hotels gibt es bereits, ebenso einen Textilweg oder Textilgeschenke. Um diese «Marke, Plattform und Erlebniswelt» zu stärken, wird jetzt auch die Architektur einbezogen: Die «QR-Schatulle»ist in erster Linie für Touristinnen und Touristen gedacht, aber auch die einheimische Bevölkerung kann dank ihr die Textilstadt besser kennenlernen.

qr-code2 Zu den ausgewählten Gebäuden gehören Jugendstil-Bauten wie das «Oceanic» (Bild) oder Villen am Rosenberg, aber auch der Hauptbahnhof oder das Lagerhaus. Die Liste umfasse bis jetzt etwa 15 Gebäude, sie soll auch die Region einbeziehen, etwa die Bauten der Gonzenbach in Hauptwil oder der Zellweger in Trogen. Mehr könnten je nach Geld hinzu kommen. Und auch eine Erweiterung auf die weniger glamourösen Zeugen der Textilgeschichte, die Stick- und Webkeller der Heimwerkerinnen, sei nicht ausgeschlossen, sagte Textilland-Präsident Rolf Schmitter auf Nachfrage.

Denn der Anspruch geht über das Beschreiben der Architektur hinaus. Man wolle das Leben und die Arbeit in den Häusern zeigen und den «Brückenschlag» von der Geschichte zur Gegenwart versuchen, sagte HSG-Dozentin Monika Kritzmöller. Das Ziel heisst: «Gebäude mit Geschichten hinterlegen».

Wermutstropfen des von den Kantonen über die Neue Regionalpolitik NRP wesentlich mitfinanzierten Projekts: Wer zwar mit offenen Augen, aber ohne Smartphone durch das Textilland Ostschweiz unterwegs ist, wird all diese Geschichten verpassen. Und muss sich weiterhin an die leibhaftigen Stadtführerinnen halten.

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