, 8. April 2013
6 Kommentare

Verkauft, aber noch nicht abgerissen

Noch ist es nicht zu spät das Spanische Klubhaus zu retten. Wenn der Stadtrat den Abriss blockieren würde. Ein Aufruf. 

Überrascht waren wohl alle. Kaum jemand hätte darauf gewettet, dass die Generalversammlung der Genossenschaft spanisches Klubhaus einem Verkauf zustimmt. Obwohl, deren Vorstand vermutlich schon. Mit einer fiesen Taktik wurden sowohl die Genossenschaftsmitglieder als auch das St.Galler Stimmvolk an der Nase herumgeführt.

Die Stadt St.Gallen hätte als Genossenschaftsmitglied ein dreimonatiges Vorkaufsrecht gehabt. Nun hat aber der Vorstand im Herbst an einer Sitzung informiert, er werde einen bedingten Kaufvertrag aufsetzen, der erst mit dem Entscheid der GV rechtskräftig wird. Dieser Vertrag wurde so datiert, dass das erwähnte Vorkaufsrecht knapp zwei Wochen nach der GV ablief. Zu kurz also für die Stadt, um einen Entscheid zu fällen. So muss man sich fragen, wer an der Sitzung im Herbst die Interessen der Stadt vertrat, und (bewusst?) vergass zu intervenieren.

Man kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass das Klubhaus im Volk eine Mehrheit hinter sich haben würde. Es geht nicht darum, möglichst jedes alte Haus zu retten, eher schon darum, nicht das ganze St.Galler Ortsbild hirnlos einzustampfen.

Wieso wurde das Klubhaus unlängst aus dem Schutzinventar entlassen? Wer macht im Parlament Opposition dagegen? Das Klubhaus wäre ein ideales Thema gewesen, sich über die eigene Partei hinaus zu profilieren. Aber auch da … Wer spürt was der Bevölkerung wichtig ist? Man erinnere sich an die Marktplatz-Initiative …

Fakt ist, das Klubhaus ist Kult. In keiner anderen Schweizer Stadt könnte ein solches Objekt abgerissen werden. Noch ist es nicht zu spät. Die St.Galler könnten mit Protest das Ruder herumreissen. Der Stadtrat könnte den Abriss so lange blockieren, bis die Stadt es wieder kaufen könnte.

Der letzte verbleibende Gesellschafts-Saal dieser Art muss erhalten werden. Schade, und komisch eigentlich, dass dies nicht von Anfang an klar war.

6 Kommentare zu Verkauft, aber noch nicht abgerissen

  • Gallus Hufenus sagt:

    Ja, auch ich bin wütend, dass es aus ist! Aber ich finde es ehrlich gesagt nicht ganz korrekt, wenn hier steht, dass niemand vom Parlament sich bemühte. Es geht mir nicht ums Profilieren! Darum habe ich es nicht gemacht. Aber es verletzt mich, zu lesen, dass niemand was getan haben soll. Nächstes Mal kann jemand von diesen Besserwissern ein zweisprachiges Votum für die Genossenschaftsversammlung schreiben und an mehreren Sitzungen zur Rettung teilnehmen. Danke?! Gern geschehen!…. Und, wenn man sich informieren würde, wüsste man das bei diesem Objekt der Stadtrat gar nicht eine Baubewilligung verweigern kann, da es (leider) kein Schutzobjekt mehr ist. Eine Baubewilligung für einen Neubau muss nicht vor den Stadtrat und nicht vors Parlament (geschweige denn vors Volk), das macht die Verwaltung und die plant dort schon länger eine Aufzonung zur Kernstadtdichte (darum wurde das Haus auch vom Stadtrat aus dem Schutzinventar entlassen!). Dass jetzt der Stadtrat es wieder aufnimmt in das Schutzinventar, glaubt wohl der Storch. Aber protestiert nur! Im Nachhinein weiss man ja eh alles besser. Und da ja niemand sich vom Parlament darum gekümmert haben soll, wie hier steht, tut es besser und lanciert die Initiative. Ich unterschreibe. Bzw. ihr werdet sehen, dass es gar nicht initiativfähig ist. Mich kotzt es auch an – wie euch! Aber der Geist ist weg.

    • Volande sagt:

      Lieber Gallus,
      das ist wahr, dein Engagement hätte ich erwähnen müssen. Deine Eigeninitiative ist in höchstem Masse lobenswert; ich kann mich erinnern, dass du rechtzeitig dazu aufgerufen hast, der Genossenschaft beizutreten um das Klubhaus zu retten. Sonst wurde dies verschlafen, oder seh ich das falsch? Vermutlich hat einfach niemand mit diesem Entscheid gerechnet. Das Profilieren wollte ich nicht Dir unterstellen, es gibt ja auch noch andere Parlamentarier, die eine solche Chance nutzen könnten. Erschreckend ist doch die Stille rund um dieses Thema. Wichtig war mir, am Tage der abgelaufenen Vorkaufsfrist, die Diskussion wieder anzufachen. Noch steht das Haus, und der Stadtrat würde sich sehr bevölkerungsnah zeigen, würde er das Objekt wieder ins Inventar aufnehmen. Ob das jetzt realistisch ist, sei mal dahingestellt. Der Verein will nicht mehr, okay. Es dürfte allerdings recht einfach sein, neue Leute zu finden dafür… Wer schlussendlich darin wirtet, ist ja nicht elementar –
      Da das Anliegen nicht initiativfähig ist, ist Protest die einzige demokratische Ausdrucksform und damit wichtig, wenn in diesem Masse am Volk vorbei getrickst wird. Dieser Geist ist noch nicht mal erwacht. Liebe Grüsse

      • Gallus Hufenus sagt:

        Liebe Simone
        Gute Geister sollen bitte, bitte immer erwachen – wenn andere schon sterben. Ich finde es lobenswert, wenn die Bürgerinitiative erwacht! Toll, wenn Leute auf die Strasse gehen und für ihre Meinung einstehen – egal wie die lautet. Das ist Demokratie. Das wollte ich mit meinem Kommentar auf keinen Fall verbieten! Bitte versteh mich nicht falsch. Es geht aber darum, dass ich zwar viel gemacht habe, aber dass weitere Interventionen von mir nicht unterstützt werden: Für mich ist es vorbei. Vor allem nach dieser traurigen GV. Und nach meinen Informationen (bin froh, habe ich es abklären lassen!) ist es zwar unmoralisch mit dem Vertrag ausarbeiten im Januar (darum lief das Vorkaufsrecht der Stadt schon jetzt aus), der nur noch bestätigt werden musste von der GV. Aber es war rechtlich absolut ok so. Und mir ging es darum, dass die Genossenschaft für ihren Zweck einsteht! Dafür wurde sie doch gegründet? Darfür kämfte ich mit meinem Antrag für Renovation. Weil an den fehlenden 500’000 konnte es nicht liegen. Aber warum soll jetzt „alles“ die Stadt richten? Ich finde nicht, dass es ihre Aufgabe ist. Agesehen davon, dass das Haus nun einem privaten Eigentümer gehört, wäre jetzt eine Intervention wie eine Enteignung (das Haus ist anders als bei der Villa Wiesental kein Schutzobjekt und somit kann man rechtlich nicht mit „öffentlichem Interesse“ argumentieren). Dass die Stadt aktive Bodenpolitk betreiben könnte und das Grundstück (als Bauland!) hätte kaufen können, ist eine andere Geschichte und aus linker Sicht nachvollziehbar. Aber auch das war nicht mein persönliches Anliegen. Darum folgte kein Vorstoss meinerseits. Mein Anliegen war die Rettung der Ideologie. Und ich bin mir schlicht bewusst, dass es keine rechtlichen Grundlagen gibt für eine Initative, o.ä. Und wo ich anderer Meinung bin als du: Es ist für mich sehr wohl relevant, wer hier drinnen wirtet. Ich stehe offen dazu, dass ich den kulturellen Wert in der Institution „Spanisches“ Klubhaus sehe (im einzigartigen Innenleben, das sehr wohl Kult ist, ja!). Ich finde aber die reine Hülle, ohne Insitution, nicht mehr schützenswert. Aus rein architektonischer Sicht kann man meiner Meinung nach hier durchaus für eine Aufzonung zur Kernstadtdichte sein und sich jetzt dafür einsetzen, dass dies qualitätsvoll (bitte!!!) passiert. Ich finde das Bewusstsein für historische Bausubstanz enorm wichtig (siehe Villa Wiesental). Die verdichtete Stadt muss zur dichten Heimat werden. Das braucht Ikonen und geschichtsträchtige Orte mit Identität. Aber dieses Haus ohne den Geist im Innern möchte ich nicht verteidigen. Ich kann aber absolut nachvollziehen, wenn das andere Leute anders sehen. Und niemand verbietet ja, dass Martin Amstutz & Co. nun das machen, was sie für richtig halten. Beschwerde gegenüber der Genossenschaft einreichen, etc… Und wenn der Druck widererwarten erfolgreich ist und das Haus tatsächlich wieder im Inventar landen sollte, freue ich mich umso mehr. Ja, es braucht unbedingt mehr gute Geister in St. Gallen, die nicht nur über uns Politiker schimpfen sondern auch machen! Aber ich distanziere mich von weiteren Aktionen, weil ich nicht dahinter stehen kann und ich es eine Ilusion finde. Weil Hufenus kein Fundi ist, nicht jedes alte Haus retten will und weil ich – im Gegensatz zur Villa Wiesental – keine Chance mehr sehe. Das habe ich immer offen kommuniziert, und dazu stehe ich. Ohne Schutzstatus kein Druckmittel (man könnte das Haus sogar auf Vorrat abbrechen) und die Bewilligung ist reiner Verwaltungsakt, ohne Stadtrat und Parlament. Und ich will meine, nicht unbegrenzt vorhandenen, Kräfte dort investieren, wo Resultate echt möglich sind: Villa Wiesental, eine nachhaltige und massvolle Verdichtung in Zukunft, die nicht nur den wirtschaftlichen Einzelinteressen folgt (mehr Baukultur: hoffentlich wird mein Postulat dazu am 30. April für erheblich erklärt!) und einen neuen Ort für jene Spanier finden, die sich nicht streiten. Die spanische Kultur muss für mich einen Platz haben in dieser Stadt. Nochmals, diejenigen, die im Nachhinein eh alles besser wissen, was man verschlafen hat, etc.. können es jetzt ja besser machen;-)… Ich habe getan, was ich für richtig hielt. Bin gespannt und Grüsse dich herzlich, Gallus

  • Gallus Hufenus sagt:

    Und übrigens, wen es interessiert, WARUM die Mehrheit dem Verkauf zustimmte, lese diesen Artikel:
    http://www.news.ch/Tragisches+Ende+des+Spanischen+Klubhauses+in+St+Gallen/581440/detail.htm

  • (ma) sagt:

    Für alle, denen die ganze Geschichte auch spanisch vorkommt: Rosinantes Gewieher. Mehr dazu im nächsten Wochenblatt.

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