, 11. April 2019
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Grüninger-Preis für Flüchtlingsretter

«Wenn Menschen in Not sind, ist nicht die Hilfe kriminell, sondern die Passivität.» Das schreibt die Paul Grüninger Stiftung und zeichnet mit ihrem Hauptpreis die Crew des Rettungsschiffs Iuventa aus.

Die Iuventa im Mittelmeer.

Die Paul Grüninger Stiftung setze mit ihrer diesjährigen Preisvergabe ein Zeichen gegen die Kriminalisierung der Fluchthilfe, heisst es in der Medienmitteilung der Stiftung. Ihr Hauptpreis von 50 000 Franken geht an die Crew-Mitglieder des Rettungsschiffes Iuventa. Zudem erhalten die Menschenrechtsaktivistin Anni Lanz und die Hilfsorganisation Mosaik einen Anerkennungspreis von je 10 000 Franken.

Retter vor Gericht

«Auf dem Mittelmeer ereignet sich seit Jahren eine entsetzliche Katastrophe», schreibt die Stiftung. «Schon etliche zehntausend Menschen sind auf der Flucht nach Europa ums Leben gekommen. Statt Hilfe zu leisten, verstärken die europäischen Staaten die Grenzabwehr immer mehr. Ins Visier geraten dabei auch Einzelpersonen und Organisationen, die Ertrinkende aus dem Wasser holen und ihnen das Leben retten. Für ihre Taten werden die Helferinnen und Helfer zunehmend kriminalisiert: in ganz Europa, auch in der Schweiz.»

Gegen diese unmenschlichen Zustände wolle die Stiftung ein Zeichen setzen. Die Crew des Rettungsschiffes Iuventa rettete seit 2016 mehr als 14 000 Menschen aus der Seenot im Mittelmeer. «Die jungen Crew-Mitglieder wirkten damit dem humanitären Versagen der europäischen Politik entgegen. Sie gaben auch anderen Menschen in Europa den Mut, nicht in der Ohnmacht zu verharren.»

Die Crew des Rettungsschiffs Iuventa. (Bilder: pd)

Im August 2017 wurde das Rettungsschiff von der italienischen Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Gegen zehn Mitglieder laufen nun Ermittlungen. Sie sollen wegen «Beihilfe zur illegalen Einwanderung» angeklagt werden. Die Crew weist alle staatsanwaltlichen Vorwürfe zurück: Sie habe sich stets an internationales Seerecht gehalten. Mit dem Paul Grüninger Preis soll nun auch ein substanzieller Beitrag an die Verteidigung der Retterinnen und Retter von Iuventa geleistet werden.

Hilfe in Not, Hilfe im Alltag

Anni Lanz ist vor Gericht gestellt worden, weil sie einem Flüchtling in Gondo über die Schweizer Grenze geholfen hat. Die Schweizer Behörden hatten den Mann zuvor nach Italien ausgeschafft, obwohl er psychisch beeinträchtigt war. Das Bezirksgericht Brig hat Anni Lanz, die sich seit vielen Jahren für Flüchtlinge einsetzt, zu einer Busse verurteilt. Sie will gegen das Urteil rekurrieren.

Preisverleihung: 10. Mai, 19 Uhr, Palace St.Gallen

Das Mosaik Support Center auf der griechischen Insel Lesbos leistet konkrete Unterstützung für die Menschen im Alltag. Zur Hilfe gehören Bildungsmöglichkeiten, Rechtsberatung und psychosoziale Beratung. Die Angebote von Mosaik richten sich gleichzeitig an auf Lesbos gestrandete Flüchtlinge wie an Einheimische.

Der Paul Grüninger Preis wird alle drei Jahre an Personen oder Organisationen vergeben, die sich durch besondere Menschlichkeit und besonderen Mut im Sinne des ehemaligen St.Galler Polizeikommandanten Paul Grüninger auszeichnen.

Mit den diesjährigen Preisen wolle die Stiftung «alle Retterinnen und Fluchthelfer ermutigen, ihre unerlässliche Arbeit fortzusetzen und dem Zynismus der europäischen Abschottung zu trotzen. Wenn Menschen in Not sind, ist nicht die Hilfe kriminell, sondern die Passivität.»

 

2 Kommentare zu Grüninger-Preis für Flüchtlingsretter

  • Sehr geehrte Leute von der Paul Grüninger Stiftung

    das ist eine ausgezeichnete Idee, ich bin froh um Ihren Entscheid. Die Leute müssen zusätzlich zur finanziellen Hilfe auch mentale Unterstützung bekommen, was mit Ihrem Preis möglich ist. Ich freue mich sehr und ehrlich gesagt tut es mir auch gut, zu wissen, die mutigen Retter auf dem Meer sind nicht allen.

    Freundliche Grüsse und alles Gute weiterhin

  • Liebe Paul Grüninger Stiftung
    Danke für diese Entscheidung. Die Solidarität mit den mutigen Lebensrettern ist bitter nötig. Wer tatenlos zuschaut und zulässt dass Retter kriminalisiert werden, macht sich mitschuldig. Was auf dem Mittelmeer passiert, ist eine Schande. Liebe Grüsse an alle die den Mut aufbringen und etwas dagegen tun.

    Andreas Meyer

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