, 27. Juli 2018
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Heiss, heisser, Heizwerk

Vom 1. bis 5. August wird auf dem Gelände des Heizwerks in Arbon Platz gemacht für Kunst, Konzerte und Design. Das Industriegebäude direkt am See ist eine super Location für ein Festival – und das Line Up ist wie die Wetterprognose: hervorragend.

Letzten Sommer fand das Festival zum ersten Mal statt. (Bilder: Heizwerk)

«Industriell, mystisch, historisch, charakteristisch und einmalig.» So beschreiben die Veranstalter des Heizwerk-Festivals ihre Location. Zwischen den alten Türmen und begehbaren Öltanks des stillgelegten Industrietraktes wird in der kommenden Woche eingeheizt.

Wo bis vor 20 Jahren die zentrale Heizzentrale Arbons war, gibt es für eine knappe Woche heisse Beats. An fünf Tagen wird das Areal direkt am See ein Zuhause für Bands wie Züri West, Danitsa, Andy Cooper, und die Steaming Satelites, aber auch für Poetry Slammer, Clowns und Designer.

Michael Hohermuth vom Verein Triebwerk ist einer der Veranstalter. Bis vor zwei Jahren haben sie das Kulturlokal Triebwerk geführt, in dem es Lesungen und Konzerte gab. Nach der Schliessung ward keine passende Alternativlocation gefunden, aber das Heizwerk stand verlockend herum. Die Idee eines Festivals war also naheliegend – und auch das Resümee der ersten Ausgabe letzten Sommer ist durchwegs positiv.

«Wir wollen ein Festival machen, bei dem die Musik im Vordergrund steht», sagt Hohermuth. Daher gibt es nur eine Bühne, drei Essstände und zwei Bars. Kein Firlefanz und kein Stagehopping also. «Es geht um eine entspannte Atmosphäre und um etwas Neues und Anderes in Arbon.»

Ein Time-Table, bitteschön!

Hohermuth verbringt die kommenden Tage noch damit Seile zu spannen, die als Dekoinstallation angebracht werden. Und was wird musikalisch geboten?

Am Nationalfeiertag gehts Schweizerisch zu und her: Zuerst kommt Hermann. Klingt wie Hefekuchen, ist aber poppiger Sound aus Luzern. In Mundart spielt das Trio mit analogen Synthie-Sounds, surfigen Gitarren und Beats im Herzschlagtakt.

Best of Schweizer Sound gibts dann im Anschluss: Züri West sind bekannt für berndeutsche Songs wie Bümpliz-Casablanca, Elvis und I schänke dr mis Härz. Speziell letzteres eignet sich hervorragend für Liebeskummer aller Art, und Frontman Kuno Lauener wurde einst zum Sexiest Swiss Man Alive gekürt. Hier lässt sich live überprüfen, ob das noch gilt.

1. bis 5. August,
Heizwerk Arbon
heizwerk-festival.ch

Donnerstag ist Poetry-Tag. Der Slam im Team gilt als die inoffizielle Königsdisziplin in der Szene. Die Dichter kämpfen in Zweierteams um die Gunst des Publikums und eine Flasche Hochprozentiges. Mit dabei sind unteranderem die amtierenden Schweizer Meister Die Agile Liga und die Ex-Schweizermeister Interrobang.

Am Freitag dann stehen alle Zeichen auf Rap. Den Start macht, soft und deutschsprachig, Otto Normal – ein komprimiertes Orchester, das in der Synergie von Pop und Rap seinen Stil gefunden hat und seinen Zuhörern einen Reality Check anbietet. Dabei verliert sich die Band aber nicht in Betroffenheitslyrik und Schmusepoesie, sondern zeigt Kante und sieht sich als Teil und Akteur des Zeitgeschehens.

Anschliessend kommt die wunderbare Danitsa aus Genf mit ihrer souligen Stimme und singt den Captain. Sie wurde bei den Swiss Music Awards 2018 als bester Act Romandie ausgezeichnet. Wer das Konzert im Palace verpasst hat oder mehr davon braucht: Auf nach Arbon!

 

Zum Abschluss des Abends gibt es Oldschool-Hip-Hop mit Andy Cooper, Mitglied der legendären Ugly Duckling aus Kalifornien. Seit 1993 haben sie Tourneen in über 30 Ländern gespielt und sechs Alben veröffentlicht. Nun ist Cooper alleine unterwegs und spielt Rap für Liebhaber, die auch anderen Genres etwas abgewinnen können, zum Beispiel jazzigem Funk.

Der Samstag beginnt nackig und magisch und bietet ein perfektes Festivalmotto! Die Band Magic & Naked klingt wie ein Schiff auf weiter See, Phantasievögel am Horizont, ein purpurroter Sternenregen. Der Sound ist eine zarte Mischung aus psychedelischem Folk-Rock und elektrischem Pop mit Soul-Hauch. Sie spielen Lieder aus dem Land, wo die Sonnen von morgen Könige und die Vampir-Frauen von gestern Königinnen sind.

 

Weiter geht es mit Catalyst, deren grungige Gewalt auf geballte Energie trifft und mit harten Rockelementen verschmilzt. Die rauen Gitarrenriffs, inspiriert durch dröhnende Verstärker, bringen dem Ganzen den nötigen Blues ein. Mit Ehrlichkeit zeigt sich das Duo zugleich wütend und harmonisch.

Danach zeigen die Steaming Satellites ihr Klanguniversum, das sich abwechselnd schier unendlich ausdehnt und maximal verdichtet. Im Indie-Rock verwurzelt, bandeln sie gekonnt mit Blues, Funk und Soul an und erlauben sich beherzte Pop-Ausflüge.

Den Abschluss machen die Solothurner Basement Saints, ein whiskeygetränkter Trip in die kalifornischen Seventies. Mal klingen sie wie die frühen Kings of Leon, dann wieder wie Motörhead auf Blues – ein Schweizer Versprechen.

Anreise, Kosten und Infos

Am Sonntag ist der Eintritt gratis. Von 10 bis 17 Uhr ist ein Designmarkt, auf dem Labels und Künstler ihre Werke feilbieten. Hier kann man sich mit Gold und Glitzer schmücken, Babys aufhübschen, stylische Socken für kältere Zeiten einpacken, sich Honig ums Maul schmieren lassen, Hanf essen und einiges mehr. Zudem findet ein Lindy Hop Crashkurs statt. Akustisch begleitet wird das Ganze von der Coniglio Connection aus St.Gallen.

Im vergangenen Jahr wurden die Veranstalter von einigen gefragt, ob man sie nicht irgendwie unterstützen könne. Da sie keine Zweiklassengesellschaft wollen, gibt es kein VIP Ticket, sondern ein Gönnerabo. Für 250 Stutz gibts einen Apéro, einer Führung durchs Gelände und für 400 noch für jeden Abend ein Zusatzticket für eine Begleitperson.

Regulär kostet der Festivalpass 98 Franken, Einzeltickets gibts für 25 bis 48 Franken. Vorverkaufsstellen sind die Thurgauer Kantonalbank Arbon oder das Kulturbüro am Blumenbergplatz in St.Gallen.

Das Festivalgelände befindet sich an der Stickereistrasse gegenüber des neuen Jumbos in Arbon. Zeltplätze und Übernachtungsmöglichkeiten gibt es keine, auch die Anzahl der Parkplätze ist begrenzt, daher empfiehlt sich eine Anreise via öV – der Bahnhof ist praktischerweise gleich ums Eck.

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