, 23. März 2016
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Hühnerhaus – Bienenhaus – Klanghaus

Auf Einladung von Saiten und Palace diskutierten gestern Klanghaus-Initiant Peter Roth, Katrin Meier, Leiterin des Amts für Kultur, SP-Kantonsrat Etrit Hasler und SVP-Kantonsrat Michael Götte über das Nein zum Klanghaus und die kürzlich beschlossene Plafonierung der Kulturgelder. Eine Auswahl der «schönsten» Zitate.

Ein «da capo» für das Klanghaus (Bild: klangwelt.ch)

«Es ist sehr bedenklich, wenn 15 Personen bei einer Schlussabstimmung fehlen. Man kennt die Termine schliesslich jahrelang im voraus. In der SVP-Fraktion gab es zwei Personen, die nicht abgestimmt haben – bei der SP waren fünf von insgesamt 24 Fraktionsmitgliedern abwesend. Dieses Resultat ist also nicht zufällig entstanden.»

Michael Götte auf die Frage, wie es zum Klanghaus-Nein gekommen ist.

 

«Das KKL in Luzern wird jährlich mit 5 Millionen unterstützt, erwirtschaftet aber rund 35 Millionen Franken. Bei der Klangwelt Toggenburg haben wir etwa 3,5 bis 4 Millionen Wertschöpfung jedes Jahr. Der Betriebsbeitrag des Kantons von jährlich 330’000 Franken könnte sich also verzehnfachen – das ist Wertschöpfung!»

Peter Roth zum Nutzen des Klanghauses.

 

«Der Kanton St.Gallen gibt immer noch weniger als ein Prozent seines Staatshaushalts für die Kultur aus. Im kantonsweiten Vergleich befinden wir uns damit im hinteren Drittel. Die Kulturausgaben können unseren Staatshaushalt also weder retten noch ihm wirklich schaden.»

Katrin Meier über die Dimensionen kantonaler Ausgaben und Sparpakete.

 

«Jeder Kulturfranken, der weniger ausgegeben wird, tut jemandem sehr, sehr, sehr weh. Darum ist es hochgradig unfair, die ohnehin schon schlecht verdienenden Kulturschaffenden gegen die staatlichen Angestellten auszuspielen.»

Etrit Hasler über Michael Göttes neue «Gewerkschaftsfreunde», kantonale Sparmassnahmen und deren Auswirkungen auf öffentliche Gelder.

 

«Ich bin froh, dass wir heute hier sind. Weil ich denke, dass es hilfreich wäre, wenn mehr Kulturschaffende und Veranstalter in den politischen Gremien sässen.»

Katrin Meier über die Vertretung der Kultur in der Politik.

 

«Für mich als 68er gehören Kunst und Politik zusammen. Künstler waren schon immer politisch engagierte Leute, und ich bedaure es ausserordentlich, dass sich ein grosser Teil der Kunstszene von der Politik abgesetzt hat. Als Künstler hat man ja Plattformen – jedes Konzert, jede Ausstellung kann eine sein. Es wäre wichtig, Kunst und Politik wieder näher zusammenzubringen und wieder mehr für sich selber einzustehen.»

Peter Roth über das Engagement der Kulturschaffenden.

 

«Die Plafonierung der Kulturgelder ist schwerwiegend – leider hat das in der Kulturszene noch kaum jemand mitbekommen. Ich kann jedem und jeder nur empfehlen, die Kürzestdebatte darüber nochmal nachzuhören. Der SVP-Fraktionssprecher hat es tatsächlich geschafft, die Plafonierung mit den Worten zu begründen: «Weil das Sinn macht.» – Bessere Argumente braucht es offenbar nicht…»

Etrit Hasler zur Wortkargheit der Gegner.

 

«30 Jahre lang haben wir beim Kanton versucht, aus der Verwaltung heraus eine Verbesserung für die Bibliotheken zu erreichen. Es ist nie gelungen. Nachdem die Bibliotheksinitiative mit bester Lobbyarbeit lanciert und auch angenommen wurde, hat es zwei Jahre gedauert und die Bibliothek in der Hauptpost konnte eröffnet werden.»

Katrin Meier über Kulturoffensiven aus Verwaltung oder eben der Bevölkerung.

 

«Das Klanghausprojekt hatte einen wesentlichen Strickfehler: Das Gebäude wäre nur wenigen zugänglich, so wie ich das Konzept verstanden habe, aber es müsste für alle offen sein.»

Michael Götte, neu auch «für alle statt für wenige».

 

«Das Haus wäre zweimal täglich offen und die Kurse von Klangwelt Toggenburg sind allen zugänglich.»

Peter Roth korrigiert die Fakten.

 

«Niemals. Dafür ist die Idee viel zu stark. Und sie ist einzigartig. Es gibt Dinge, die zu gut sind, um zu sterben, und dazu gehört auch das Klanghaus. Die Frage ist: Was ist denn ein Klanghaus? Wenn man ein Hühnerhaus baut, weiss man, es braucht eine Stange, ein paar Nester und Futter. Da kann noch jeder mitreden. Wenn man ein Bienenhaus bauen will, wird schon etwas schwieriger. Wie muss es eingerichtet sein, dass sich die Tiere dort gut entwickeln? Wenn man ein Klanghaus bauen will, muss sich der Klang dort drin wohlfühlen und sich entwickeln. Früher wurden Kirchen als Klangräume gebaut. Später ist man auf die Idee gekommen, dort auch zu predigen, aber ursprünglich waren das Klangräume.»

Peter Roth auf die Frage, ob das Klanghaus nun doch nicht beerdigt wird.

 

«Ich muss ganz ehrlich sein: diesbezüglich haben wir keine Strategie. Allerdings ist das auch nicht unsere Aufgabe als Politiker. Im Zusammenhang mit dem Klanghaus waren die wirtschaftlichen Aspekte ausschlaggebend. Wir haben in der Fraktion nicht einmal darüber geredet, welche Art von Musik dort von wem gespielt werden soll.»

Michael Götte auf die Publikumsfrage, wie denn die SVP-Strategie zur Förderung der Volksmusik aussehe.

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