, 11. September 2022
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«Ich dachte, ich werde ein Star»

Die Pandemie hat die Musikszene auf den Kopf gestellt. Auch in der Ostschweiz. Jetzt sind die Konzerte wieder zurück. Ob auch das Publikum zurückkommt? Saiten hat Franca Mock, Basil Kehl und Michael Gallusser zum Gespräch über den aktuellen Zustand der Ostschweizer Bandszene in die Station U6 eingeladen.

«Es ist so cool, was im Tessin zurzeit passiert. Diese Leute müssen wir nach St.Gallen holen», sagt Franca Mock. (Bilder: vch)

Saiten: Zwei Jahre lang lief musikalisch fast nichts. Wie ist es euch in der Pandemie gegangen?

Michael Gallusser: Mir ist es nicht sehr gut gegangen. Da ich mich stark über die Musik definiere und ich praktisch alle Kontakte über die Musik pflege, war es sehr schwer für mich. Als das wegfiel, war ich sehr klein und einsam, das hätte ich so nicht erwartet. Auch dass es kein Gegenüber und keine Rückmeldung beim Kreativsein gegeben hat, war schwierig. Ich war nicht mehr jene Person, die ich eigentlich bin.

Also fast schon eine Art Persönlichkeitsveränderung…

Franca Mock: Ich habe es ähnlich erlebt. Mir ist es auch sehr schlecht gegangen. Am meisten habe ich es vermisst, mit meinen Leuten Musik zu machen. Konzerte auch. Ich überlegte mir, dass ich alleine zuhause eigentlich Songs schreiben könnte, aber ich habe es nicht geschafft. Irgendwann ist es gekippt, dann ging es mir besser. Mit der Zeit habe ich angefangen, mich mit Musikerinnen aus dem Tessin und der Westschweiz zu connecten. Das hat mir gutgetan. Ich konnte während des Lockdowns sogar ein Festival organisieren und schliesslich auch durchführen, als eines der wenigen Festivals während der Pandemie.

Basil Kehl: Ich habe verschiedene Phasen durchlebt. Auch grosse Krisen. Aber im ersten Moment habe ich es als befreiend empfunden, zu wissen, dass ich mich ein wenig einbunkern und Musik machen kann. Das war eine gute Phase. Aber dann kam eine andere, in der ich mich gefragt habe, wieso tu ich mir den ganzen Scheiss an…

Eine Art Resignation?

BK: Nein, aber bei allen anderen in meinem Umfeld ist es genau so weitergelaufen, wie vor der Pandemie. Einige Freaks haben krampfhaft versucht, Entschädigungsleistungen zu erhalten. Ich sah mich wie gezwungen, mir die Frage zu stellen, ob ich das auch machen möchte oder nicht. Es gab viele Momente, da hiess es, es geht gleich wieder los. Aber dann gings eben nicht los. Mit Dachs haben wir viele komische Konzertformate gespielt, beispielsweise vor kleinem, sitzendem Publikum. Im Nachhinein hätten wir das besser nicht gemacht.

Basil Kehl, 1993, ist Sänger und Songschreiber der St.Galler Mundart-Band Dachs. 2012 hat er mit der Band den Nachwuchs-Wettbewerb BandXOst gewonnen. Neben Dachs ist er als Solokünstler unter dem Namen Wassily tätig. Er lebt in St.Gallen.

FM: Wir haben mit Velvet Two Stripes ein einziges Livestream-Konzert gespielt. Das erste und das letzte. Als Band sind wir darauf angewiesen, dass vom Publikum etwas zurückkommt. Wir standen im Kanton Aargau auf einer richtigen Bühne vor einer blöden Kamera. Nur vier Leute waren im Raum und nach jedem Song war es still. Wir fragten uns, wieso wir sowas tun. Interessant war aber, dass nach dem Konzert die Leute den Stream nicht verliessen, sondern online blieben. Auf einmal hiess es, jemand wolle noch eine Zugabe. Darauf gingen wir nochmals auf die Bühne im leeren und stillen Raum.

Michael, du hättest zusammen mit Dominik Kesseli mit eurem Duo Lord Kesseli & The Drums sogar in Austin, Texas, am South by Southwest (SXSW) auftreten sollen. Dieser Auftritt wurde aber leider abgesagt.

MG: SXSW, sagt man, ist das bedeutendste Showcase-Festival. Danach waren noch einige Konzerte in England und Deutschland geplant. Wir hätten also endlich ein bisschen aufregendere Sachen spielen können als nur kleine Club- oder Pub-Konzerte. Es hat wirklich gut ausgesehen, diese Energie ist jetzt aber wie verpufft. Wir wissen auch nicht, ob wir da jemals nochmals hinkommen werden. Es war wie ein Knick, es hätte was passieren können. Aber da bin ich drüber hinweg. Das hat zwei Wochen geschmerzt, weil wir uns lange darauf vorbereitet hatten. Die neuen Songs, die wir da gespielt hätten, sind jetzt alt und die spielen wir nicht mehr. Dafür schauen wir nach vorne und arbeiten an einem neuen Album.

Das ganze Gespräch zum Nachhören:

Hat die Pandemie auch Positives ausgelöst?

MG: Im Nachhinein würde ich sagen, doch, schon. Ich war auch sehr stark mit mir selber konfrontiert. Auch was Stahlberger betrifft. Das erste Mal, seit es die Band gibt, hatten wir Zeit, zusammen Songs zu schreiben, Musik zu machen, zu proben. Als zwischendurch die Welt wieder aufgegangen ist, war ich teilweise überfordert, als mehr als 50 Leute in einem Raum waren. Das hielt ich fast nicht aus, weil ich dachte, das ist zu viel Information, zu viele Stimmen, zu viel Lärm, zu viele Gerüche, alles too much.

Nachdem die Vögel in den Städten zu hören waren, plötzlich eine Angst vor zu vielen Menschen? Basil, du hast in der Zeit viele Songs geschrieben für ein neues Dachs-Album, das im Herbst herauskommt.

BK: Alle neuen Songs, bis auf ein paar Ausnahmen, sind während der Pandemie entstanden. Positiv empfand ich die Ruhe und die Möglichkeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Ich hatte auch eine Phase, in der ich etwa ein Jahr lang keinen einzigen Text geschrieben hatte. Ich habe zwar sehr viel Musik aufgenommen, aber ich hatte nicht wirklich etwas zu sagen. Wer bin ich überhaupt? Was möchte ich mit dem Projekt? Ich habe die Fragen nicht gelöst, aber es tut gut, solche Krisen zu erleben. Vor allem, wenn es danach ansatzweise wieder funktioniert, schätzt man das auch mehr.

Bei Dachs ist es ja auch zu einem personellen Wechsel gekommen. Dein langjähriger Keyboarder hat die Band verlassen.

BK: Diese Veränderung passierte in einem Moment, in dem es genau wieder losgegangen wäre. Aber es ist eine ganz gute Veränderung. Die Konzerte in der neuen Formation haben sich ganz schön angefühlt, nicht so als wäre es eine neu zusammen gecastete Band. Das sind wir ja auch nicht. Wir kennen uns alle schon recht lange. Mir war wichtig, dass Menschen zusammenspielen, die sich gernhaben. Das sollte man auch merken, zumindest uns selbst war das wichtig.

Die Konzerte haben seit einiger Zeit wieder begonnen. Ob das Publikum auch zurückkommt, ist aber eine andere Frage. Wie habt ihr das die letzten Monate seit den Lockerungen erlebt?

MG: Ich bin wie Franca ebenfalls beim Palace St.Gallen bei der Programmgruppe dabei. Wir haben schon gemerkt, dass etwa ein Drittel des Publikums fehlt. Eine gewisse Fluktuation ist natürlich üblich; einige Leute ziehen weg oder beginnen eine Ausbildung. Das füllt sich aber immer irgendwie wieder auf, indem Jüngere kommen oder Leute, die den Ort bisher nicht gekannt haben. Mit Stahlberger haben wir im Frühling verschiedene Konzerte gespielt. Alle Veranstalter sagten uns dasselbe; ein Fünftel bis ein Drittel des Publikums fehle. Warum, weiss niemand so recht.

Michael Gallusser, 1977, bildet mit Dominik Kesseli das Duo Lord Kesseli & The Drums. Ausserdem ist er Gitarrist bei der Band Stahlberger und betreibt in St.Gallen das QFLM-Tonstudio. 2020 erhielt er von der Stadt St.Gallen einen halbjährigen Atelieraufenthalt in Berlin. Er lebt in St.Gallen.

FM: Ich denke, das liegt daran, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Viele haben sich während der Pandemie offenbar daran gewöhnt, nicht mehr an Konzerte zu gehen und ihre Zeit anders zu verbringen. Als es nach den Lockerungen wieder losgegangen ist, haben mir viele Leute erzählt, sie hätten gar keine Lust, ein Konzert zu besuchen und dafür auch noch Geld zu zahlen. Das ist gefährlich und bereitet mir Sorgen. Viele kaufen auch nicht mehr im Vorverkauf ein Ticket, sondern wollen sich nur noch spontan entscheiden.

Du bist ab Herbst im Programm-Team beim Palace St.Gallen. Was heisst das nun für dich?

FM: Es ist sicher eine Herausforderung, aber ich freue mich mega darauf. Es ist eine Herausforderung, die Leute wieder zurückzuholen. Früher verbrachte ich selber jedes Wochenende im Palace. Ich war da, obwohl ich die meisten Bands nicht kannte. Trotzdem bin ich hin, weil ich wusste, es wird geil. An diesen Punkt müssen wir zurück, das wünsche ich mir. Man muss die Leute vielleicht auch ein wenig dazu erziehen.

Es braucht neue Anreize, neue Formate, neue Abende, um die Leute wieder zurückzuholen…

FM: Ja. Auch die Netzwerke müssen wir spielen lassen. Wir müssen zeigen, was die Schweiz musikalisch zu bieten hat. Es gibt so unglaublich gute Szenen, beispielsweise im Tessin. Dort kenne ich sehr viele Leute. Es ist so cool, was dort zurzeit passiert. Diese Leute müssen wir nach St.Gallen holen, dann wird es wieder etwas durchmischter und so kommt vielleicht auch das Publikum zurück.

Der Veranstaltungsort als Community, als Raum, um Leute zu treffen und längerfristig Freundschaften zu schliessen?

FM: Ja, genau. Das ist es, was dich an einen Ort wieder hinzieht, längerfristig. Ich gehe dahin, zahle Eintritt, auch wenn ich nicht weiss, wer spielt. Aber ich weiss, es wird ein schöner Abend.

Funktioniert das in St.Gallen?

MG: Ich denke schon. Subkultur ist auch eine Art Energie zwischen Menschen. Es geht um einen Ort, an dem man zusammen etwas machen kann, das man an anderen Orten nicht kann. Es geht um die Bildung von Gemeinschaften, die Entwicklung von Ideen und auch darum, Zeit zu verbringen mit ähnlich gesinnten Menschen. Dieses Interesse ist sowieso vorhanden. Es muss einfach etwas zusammenkommen, und man muss es zusammenführen. Auch beim Palace ist nicht jede Saison gleich. Manchmal merkt man, dass eine Energie da ist, in einer anderen Saison wieder weniger. Ob das mit dem Programm zu tun hat, mit dem schönen Wetter oder der Fussball-WM? Keine Ahnung.

Es gibt auch immer mehr Angebote, vor allem kommerzielle. Subkulturelle Angebote haben es in einer Stadt wie St.Gallen eher schwer.

MG: Das ist auch ein Pandemieproblem: Die Kultur wurde zu einem Produkt. Ähnlich wie bei Spotify oder Amazon, wo Ideen ausgespuckt werden, was man anziehen, saufen oder fressen soll. Musik wird jetzt ebenfalls vermarktet wie eine Zahnbürste oder Zahnpasta. Aber das Emotionale, das Aufgeladene, das was man als Energie erlebt, wenn man dabei ist, das wurde verlernt. Ich denke aber, das kommt wieder. Ich hoffe es.

BK: Vielleicht ist es noch etwas zu früh, abschliessend zu sagen, dass wir nun in einer völlig veränderten Konzertwelt leben. Das Gebiet, in dem wir drei uns bewegen, war sowieso nie wirklich safe. Es gab noch nie eine Garantie dafür, dass am Abend genug Publikum da ist. Ein Konzert ist auch etwas Anstrengenderes als ein Daydance an einem Nachmittag. Ein Konzert ist vielleicht mit mehr Kopfarbeit verbunden. Im besten Fall passiert dann auch mehr.

Vielleicht wollen sich viele Leute einfach nicht mehr auf Kopflastiges einlassen. Lieber etwas, das einfach zu konsumieren ist, genauso wie Alkohol.

BK: Diese Tendenz gibt es bestimmt bei einigen Leuten, bei vielen aber auch nicht. Ich bin optimistisch.

Ihr seid alle schon durch die Schweiz getourt oder habt im Ausland gespielt. Wie wird die Ostschweizer Musikszene wahrgenommen?

BK: Unsere Musik bei Dachs ist in Dialekt gesungen, da weiss jeder rasch, aha, St.Gallen. Leute, die «Hopp St.Galle, füre mit em Balle!» hineinbrüllen, sind langsam ausgestorben, das ist ein gutes Phänomen. Aber ich denke, die St.Galler Szene wird recht geschätzt, weil da ganz gute Sachen herkommen.

FM: Bei uns spielte es zu Beginn eine recht grosse Rolle, dass wir aus St.Gallen sind. Dass wir hier aufgewachsen sind und unsere Teenie-Zeit hier verbracht hatten. Heutzutage ist es nicht mehr so relevant. Aber es kommen schon viele Leute, die sagen, ah aus St.Gallen kommen doch Dachs, Stahlberger und Lord Kesseli & The Drums. Das ist recht cool, was hier alles entstanden ist. Für die Grösse der Stadt hat es recht viele tolle und coole Projekte.

Basil, du hast mit Dachs 2012 den Nachwuchs-Wettbewerb BandXOst gewonnen. Wie wichtig war er für dich? Wie wichtig ist die Veranstaltung heute?

BK: Damals dachte ich, ich werde ein Star. Daraus wurde nichts. Aber dass es die Veranstaltung gibt, ist weiterhin sehr förderlich für die Szene und die gesamte Region. Es ist ein Sprungbrett, um an Festivals spielen zu können.

FM: Wir haben auch einmal mitgemacht. Ich weiss nicht mehr, wie weit wir gekommen sind. Aber es ist cool, wie man da Leute kennenlernt. Man kann die Leute vom Wettbewerb einfach anschreiben, egal ob man gewonnen hat oder nicht. Es ist sehr familiär, das macht BandXOst aus. Ich war zwei-, dreimal in der Jury und es ist schön zu sehen, was da alles passiert. Das Niveau ist mittlerweile viel höher als damals, als wir dabei waren. Es ist krass zu beobachten, an welchem Punkt die Bands heute sind, die sich da anmelden. Manchmal klingen schon die Demos sehr professionell.

Wie wichtig sind Kollaborationen mit anderen Musiker:innen?

FM: Das ist sehr subjektiv. Musik ist für mich etwas sehr Intimes. Ich kann nicht einfach mit allen jammen. Ich kann das nur mit Menschen, die ich sehr gern habe, oder wenn der Vibe fliesst, sonst ist das schwierig für mich. Es ist auch eine Frage, wie sehr man sich öffnen kann.

Franca Mock, 1993, ist Bassistin der St.Galler Bluesrock-Combo Velvet Two Stripes. Seit einigen Jahren ist sie für das Booking des Rapid-Festivals verantwortlich und seit diesem Sommer Teil der Palace-Betriebsleitung. Sie lebt in St.Gallen und arbeitet als Italienischlehrerin. Ausserdem arbeitet sie seit sechs Jahren im Kinok St.Gallen.

BK: Ich denke, in Bezug auf eine Szene sind Kollaborationen auch nicht das Wichtigste. Sondern vielmehr, dass man sich kennt und sich gegenseitig hilft. Dass man beispielsweise jüngeren Bands erzählt, wie man es anstellt, ein tolles Kulturförderungsgesuch zu stellen, oder wie man ein Radio, ein Label oder eine Booking-Agentur angeht. Wenn ich daran denke, wie ich als junger Basil vor tausend Fragezeichen gestanden bin und dachte, wow, andere Bands haben das alles, wie geht das? Das wäre sicher hilfreich und viel wert.

MG: Es gibt ja auch so musikerspezifische Probleme, beispielsweise der Montagmorgen. Es gibt niemanden, mit dem man sich darüber austauschen kann. Es gibt kleine Themen, die niemand versteht. Manchmal ist es schön, Leute zu treffen, die die gleichen Probleme haben: Altersvorsorge, Krankentaggeldversicherung, Montagmorgen, Alkoholkonsum, Arbeitsrhythmus, Aufstehen, Schlafengehen etc. Was mir allerdings fehlt in St.Gallen, ist eine Beiz oder eine Bar, wo man weiss, Musiker:innen hängen dort. Das finde ich schade. In Bern sind Polo Hofer oder Kuno Lauener, in Hamburg Udo Lindenberg mit einer Beizenkultur verbunden, das gibt es in St.Gallen nicht. Klar gibt es das Rümpeltum, Palace, Grabenhalle, Engel, aber eine eigentliche Beizenkultur existiert nicht.

BK: In Luzern gibt es den Kick-Ass-Award, den ich immer als Szene- oder Klassentreff wahrgenommen habe. Ich fände es schön, wenn es sowas auch hier geben würde. Dort wird der beste Luzerner Song ausgezeichnet.

FM: Wir waren auch mal dort, sehr cool. Da trifft man Leute, die man schon lange nicht mehr gesehen hat. Wir sehen uns ja eher selten. Das ist schön, wenn alle zusammenkommen. Man kann über Musik reden und sich austauschen. Das wäre schon eine coole Idee.

Es braucht also einen neuen Treffpunkt?

MG: Es liegt sicher auch an uns selbst. Ich bin in dieser Hinsicht ein fauler Hund, völlig asozial. Ich sitze immer alleine zuhause und gehe selten in die Stadt. Ich bin auch selber schuld. St.Gallen vereint die Nachteile einer Grossstadt mit den Nachteilen einer Kleinstadt. Es ist eine Dörflimentalität, dennoch möchte man städtisch denken und hat städtische Ansprüche, aber selber ist man dann irgendwie doch ein komischer Bergmensch, der sich nicht aus der Hütte traut. Das ist aber auch schön an diesem Ort. Ich mag St.Gallen deshalb auch sehr, es ist einfach ein komischer Ort.

Da gebe ich dir recht. Aber manche Leute fühlen sich auch sehr rasch von Lärm belästigt und rufen sofort die Polizei. Etwas mehr Toleranz wäre schon angebracht.

MG: St.Gallen hat theoretisch schon einen Zentrumscharakter für die gesamte Ostschweiz. Schlussendlich stellt sich aber die Frage, wen möchte man in die Stadt ziehen? Warum kommen die Leute in die Stadt? Meistens sind das sehr bescheuerte Gründe: Einkaufszentren, Halligalli-Feste, Brühlgasse etc. St.Gallen könnte auf eine andere und spannendere Art ein Magnet sein. Auch auf eine Art, die mehr einen Austausch erzeugen würde und weniger nur auf reinem Konsum basiert. Das empfinde ich schon als sehr enggeistig, da kann ich mir schon Spannenderes vorstellen.

Kultur ist oft genauestens definiert. Alles, was nicht kommerziell ist, hat es schwierig.

MG: Es ist die seltsame Idee von Wertschöpfung, man macht immer alles am Geld fest. Dabei gäbe es auch andere Werte, die vergessen wir oft.

FM: Ich denke, die Menschen haben Angst davor. Viele Menschen sind es sich nicht gewöhnt. Sie wissen nicht, wie damit umzugehen, sie sind überfordert. Das ist ein recht grosses Problem. Deshalb ist es auch umso wichtiger, dass man Dinge einfach macht. Ich merke es auch mit unserer Band, je nachdem, wo wir spielen, erkennen die Leute, aha, es geht auch anders. Es gibt auch andere Formen von Kultur oder von Festen. Dinge, die in Berlin völlig normal sind, sind hier, wow, krass. Viele Menschen haben Mühe, sich auf etwas Neues einzulassen.

Philipp Bürkler, 1977, ist Künstler und Journalist. In seiner «Station U6» veranstaltet er die öffentliche Veranstaltungsreihe «Station to Station» zu Nachhaltigkeits- und Kulturthemen. Das komplette Gespräch ist als Podcast auf stationtostation.ch/podcast nachzuhören.

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