, 30. März 2016
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Im April: Saiten ruft zurück

Hipster-Bärte, Oma-Möbel, Heimat-Gefühle. Alles retro. Wieso eigentlich? Und stimmt das überhaupt? Ausserdem: Einfahren in Herisau. Autorinnentennis. Trauergesänge.

Die Bilder zum Titelthema hat Fabio Zgraggen gerendert.

«Teufen Factory» heisst die Schau im Zeughaus Teufen, unlängst eröffnet; sie erinnert an ein fast vergessenes Stück Ostschweizer Kunst-Geschichte: an 1963 und 1964, als in Teufen rund um ein Expo-Projekt ein wuslig-kreativer Geist herrschte. In St.Gallen erinnert die Ausstellung «Ricordi e Stima» an die italienischen Gastarbeiter nach dem
Zweiten Weltkrieg, mehr dazu im Heft. Trogen und Herisau verwandeln sich,
für einen Film über das Frauenstimmrecht, in die 70er zurück. Die Mode zitiert die 90er, oder sind es gerade die Nuller oder die späten 80er? Wo man hinschaut: Rückblicke. Retrospektiven. Reaktionen.

Die Welt im Rückwärtsgang? Vermutlich ist die Sache vertrackter. Wenn das Theater St.Gallen Opern in historischem Gewand aufführt, ist das vielleicht retro, kann aber höchst lebendig ausfallen. Wenn Historiker Stefan Keller in Saiten Monat für Monat Trouvaillen ausgräbt, gräbt er zwar in der Vergangenheit, aber unter dem Staub kommen Fragen an die Gegenwart hervor. Wenn Theaterleute aus der Fremde zurückkehren und hier Heimat-Fragen stellen, so ist das ein Zurück, das zugleich nach vorne weist.

Warum das so ist? Weil Menschen am Werk sind. Und wo das der Fall ist, pathetisch gesagt: Wo Leben ist, gibt es kein Zurück. Aber, im guten Fall; Gegenwart
und Zukunft im Wissen um das Vergangene. Rückblick mit Aussicht. Im schlechten
Fall hingegen müffelt es nach Vorgestern und (politische) Hinterwäldlerei blockiert den Weg in eine lebenswerte Zukunft.

Ende der Theorie. Saiten hat das Thema praktisch interessiert. Wir fragen drei junge Frauen, was für sie «retro» heisst und ob sie konservativer sind als ihre Eltern. Wir betreiben Motivforschung bei Theaterleuten, die es zurück in die alte Heimat gezogen oder verschlagen hat. Wir porträtieren den Aus- oder vielmehr Umsteiger Stefan und seine Suche nach neuer Einfachheit. Und wir lassen uns von einem, der auszog, erklären, dass man nicht um jeden Preis zurückkommen muss – zumindest nicht ins Rheintal … Dazu Reflexionen über Retromania im Musik- und Kunstbetrieb, wie Simon Reynolds das Phänomen schon 2012 unter popkulturellen Vorzeichen auf den Punkt gebracht hat. Und zur Erinnerung an die spooky 90er: Fabio Zgraggens Illustrationen.

Weiter im Heft: Erkundungen im Kulturdorf Herisau. Eine Lobrede auf die Kleine Kunstschule. Rück- und Vorschauen auf das Ostschweizer Kulturgeschehen. Und ein Pferdeschwanz.

Peter Surber

 

Der Inhalt:

Positionen/Reaktionen

Blickwinkel 
von Tamara Janes
Stadtpunkt von Dani Fels
Redeplatz
 mit Monika Gähwiler-Brändle
Retro I: Neulich im Engel
Retro II: Requiem auf einen grossen Raum

 

Saiten ruft zurück

Feminismus ist das neue Vegan
Drei junge Frauen über Christen, Drogen und Feminismus.
von Corinne Riedener

Auf der Suche nach dem einfachen Leben
Ein Aussteiger auf Achse.
Von Urs-Peter Zwingli

Zorn gegen den Zeitgeist
Für eine neue Kunst des Widerstands.
von Georg Gatsas

The beat repeats itself
Die Popmusik tritt an Ort und Stelle.
von Damian Hohl

Zrogg
Viele Theaterleute zieht es zurück in die Ostschweiz. Warum eigentlich?
von Peter Surber

Bier im Exil
Von einem, der aus der Provinz in die Stadt zog.
von Samuel Tanner

Die Bilder zum Titelthema hat Fabio Zgraggen gerendert.

 

Perspektiven

Flaschenpost von Tom Straub aus Wien
Vorarlberg
Schaffhausen
Thurgau
Appenzell Innerrhoden
Stimmrecht von Yonas Gebrehiwet

 

#Saitenfährtein: Herisau

Teil drei unserer Besuche 
in der Agglo rund um Gross-St.Gallen.
von Peter Surber

 

Kultur

Die Kleine Kunstschule ist ein Pionier der Kunstförderung.
von Sarah Schmalz

Reisenotizen aus Kappadokien.
von Rolf Bossart

Zwei Romandebüts von Ostschweizer Autorinnen.
von Eva Bachmann

Die erste Biographie über den Immo-König Bruno Stefanini.
von Urs-Oskar Keller

In St.Gallen ertönt ein 28-stündiges Musikstück.
von Michael Felix Grieder

Lalier singt über das Sterben, die Liebe und Ponys.
von Corinne Riedener

Legendäre Plattencover von Nirvana bis The Young Gods.
von Katharina Flieger

Italienische Einwanderer in der Ostschweiz.
von Peter Surber

Das vergessene Tschetschenien brennt noch immer.
von Urs-Peter Zwingli

Nachtasyl / Weiss auf schwarz

 

Abgesang

Kellers Geschichten
Charles Pfahlbauer jr.
Boulevard

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