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Im Grossen wie im Kleinen
Unabhängige Musiklabels der Schweiz schliessen sich zusammen: Der junge Verband «IndieSuisse» will Sprachrohr für die kleinen Unternehmen im Musikmarkt werden. von David Nägeli
Kein Anlass hätte besser gepasst, um «IndieSuisse» der Öffentlichkeit vorzustellen, als das «m4music»-Festival; dreitägiger Szenetreff von Migros-Kulturprozent und Brutstätte der Schweizer Pop-Branche.
Im Schiffbau in Zürich schütteln sich aufstrebende Künstlerinnen und Künstler mit ihren zukünftigen Managern die Hände, Indie-Labels schliessen Deals mit Vertriebsunternehmen und die Medien hören am Showcase ihre neusten Lieblingsbands. Man kennt sich, die Schweizer Musikbranche ist klein – und wird vielleicht bald noch kleiner.
Ein gemeinsames Sprachrohr
Am 17. Februar gründete sich der Verband IndieSuisse – am «m4music» stand er vor der Branche auf der Bühne. «Wir versuchen, eine Independent-Szene in der Schweiz zu schaffen», sagt Andreas Ryser, Mitglied des siebenköpfigen IndieSuisse-Vorstand und CEO von Mouthwatering Records. Unabhängige kleine und mittlere Unternehmen aus der Branche sollen sich zusammenschliessen, ihre Probleme bündeln und ein gemeinsames Sprachrohr erhalten.
Einige der Ziele: Faire Bedingungen für Indies bei Airplay-Charts, Förderung von Musik-Export, einen Rahmen für Networking und Kulturförderung. Für die will man zukünftig nicht nur beim Bundesamt für Kultur, sondern auch beim Staatssekretariat für Wirtschaft nachhaken. «Wir wollen eine grössere Akzeptanz der Kreativwirtschaft als Kreativ-Wirtschaft schaffen», sagt Ryser.
Allein machen sie dich ein
Vorbild sind vergleichbare Verbände aus dem europäischen Umfeld. So stehen mit IndieSuisse-Vertretern auch führende Mitglieder des Deutschen Verbandes unabhängiger Musikunternehmen (VUT) auf der Schiffbau-Bühne. Der Gedanke hinter dem Zusammenschluss: «Allein machen sie dich ein», rezitiert VUT-Vorstand Oke Göttlich die 80er-Parole. «Sie» – das ist mal der neoliberalistische Markt, mal mangelnde politische Mitbestimmung, mal die grossen Major-Labels.
Bisher war Ifpi Schweiz, der Branchenverband der grossen Musiklabels, die prägnante Stimme: Die Ifpi-Mitglieder (Sony, Universal, Warner, Musikvertrieb AG) besitzen je nach Schätzung zwischen 80 und 95 Prozent des Marktanteils an Musik.
Die Anliegen von Ifpi und den Indie-Labels decken sich oft – ansonsten soll IndieSuisse in die Bresche springen. Mit den selben Mitteln: Networking, Öffentlichkeits- und Lobby-Arbeit. «Auch Indie-Awards könnten wir uns vorstellen», sagt Ryser. Und der Beitritt zu Impala, dem internationalen Verband für unabhängige Musikunternehmen, ist ebenfalls geplant.
Bisher ohne Ostschweiz
Zur Geburt des Verbandes sind bereits bekannte Unternehmen aus der Branche an Bord: Ryser arbeitet auch für die PR- und Kommunikationsagentur Prolog (Promotion u.a. für Papst & Abstinenzler). Ebenfalls im Vorstand vertreten sind Two Gentlemen (Label u.a. von Sophie Hunger) oder Irascibles Music (Promotion u.a. für My Name Is George).
Aus der Ostschweiz hingegen fehlt die Beteiligung. Was auch an der eher kleinen Musikbranche in der Region liegen kann – die meisten Schweizer Labels sind in Zürich stationiert, andere in Basel oder Bern. «Wir befinden uns auch erst in der Aufbauphase», sagt Ryser.
Der Mitgliedsbeitrag ist umsatzabhängig und beträgt zwischen 250 und 1000 Franken. «Alleine die IndieSuisse-Treffen mit den anderen Branchenvertretern haben das aber schon wettgemacht», sagt Ryser. Das hört man auch vom deutschen VUT-Vorbild. «Das man sieht, wer wie wo und mit wem arbeitet, das bringt den grossen Benefit», sagt VUT-Vorstandsmitglied Göttlich.
Wie gesagt: Die Branche ist klein. Und wird mit IndieSuisse noch ein wenig mehr zu einer grossen Familie.
Bild: pd