, 7. Mai 2015
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In Riffgewittern

An Konzerten von Karma to Burn wird man von Riffgewittern erschlagen – live zu erleben diesen Freitag in der Grabenhalle. Die Band, eine weltweite Grösse des Stoner Rocks, kommt aus dem tiefsten US-Hinterland und wird von einem Bieler Tontechniker gemanagt.

Harte Rockmusik ohne Gesang hat es schwer. Zwar sorgen bekannte Post-Rocker wie Mogwai oder Explosions in the Sky mit instrumentalen 8-Minuten-Songs für ekstatische Verzückung beim Publikum. Sie bewegen sich dabei aber meist auf der melodiösen, sogar melancholischen Seite.

Die US-Band Karma to Burn hingegen spielt ihren Stoner Rock wie eine Faust ins Gesicht: Wuchtig, schnell, direkt, immer wieder überraschend. Und das alles ganz ohne Gesang oder Geschrei.

Dass das im Rock-Business nach wie vor ein Tabu ist, mussten Karma to Burn seit den frühen Anfängen der Band lernen: Als sie 1997 ihr erstes Album aufnahmen, wurden sie vom Plattenlabel Roadrunner Records per Vertrag gezwungen, einen Sänger in die Band aufzunehmen – die Musik sollte so ein breiteres Publikum ansprechen. Zähneknirschend gab die Band bei, nur um den Sänger kurz nach Veröffentlichung des Albums wieder rauszuschmeissen. «Die Musik, die wir machen, braucht keinen Gesang. Sie spricht für sich selbst», schreibt die Band in ihrer Bio.

Lassen wir also die Musik für sich sprechen:

Wuchtig wie QOTSA oder Kyuss

Um diese Musik unter die Leute zu bringen, braucht es hartes, unermüdliches Musikschaffen: An die 150 Konzerte spielen Karma to Burn jährlich, daneben hat die Band sieben Alben veröffentlicht. Ein solcher Zeitplan kann eine Zerreissprobe sein: 2002 lösten sich Karma to Burn auf, die Musiker tobten sich in anderen Bands aus und fanden schliesslich 2009 wieder zusammen. Damals gab es auch – allerdings nur vorübergehende – Experimente mit Songs, die Gesangsparts hatten.

Heute gehören Karma to Burn in der Nische des Stoner Rocks zu den bekannteren Bands. Trotzdem trennt die Band in Sachen Popularität Welten von den Wüstenrockern Queens of the Stone Age (QOTSA), die den Stoner Rock im alternativen Mainstream bekannt gemacht haben – allerdings namentlich mit dem eindringlichem Gesang des Frontmans Josh Homme. QOTSA spielen heute als Headliner an grossen Musikfestivals, zwei Mal beschallten sie auch das St.Galler Sittertobel.

Karma to Burn hingegen kann man diesen Freitag in der Grabenhalle hören. Der Grössenunterschied heisst aber nicht, dass sich Karma to Burn in Sachen Wuchtigkeit hinter QOTSA verstecken müsste. Wer QOTSA oder deren legendäre Vorgängerband Kyuss mag, wird auch bei Karma to Burn nicht stillstehen können.

Aus dem US-Hinterland nach Biel

Die Band zieht das Konzept der gesang- und textlosen Musik sehr konsequent durch: So betitelt sie die Songs auf ihren Alben chronologisch. Auf dem jüngsten 2014er Album Arch Stanton sind Nummer 53 bis 59 zu hören, dazu eine Neuaufnahme von 23.

Aufgenommen wurde das Album in knapp zwei Wochen im bernischen Biel. «Es ist sehr relaxed, eine Platte in den Alpen aufzunehmen», sagt Gitarrist und Mastermind Will Mecum dazu in einem Youtube-Interview. Nun ist Biel zwar nicht wirklich Alpenland, aber doch vermeintliche Rock-Provinz. Doch Karma to Burn, die aus dem ländlichen und gebirgigen US-Bundesstaat West Virginia stammen, werden seit 2012 vom Bieler Tontechniker und Musiker Jessi Brustolin gemanaget.

Diese unwahrscheinliche Paarung kam per Zufall zustande: Brustolin organisierte für die Band ein Konzert in der Kulturfabrik im bernischen Lyss. Aus dem so geknüpften Kontakt entstand mehr: Ein Jahr darauf ging Brustolin als Mischer mit der Band auf Tournee. Als wenig später deren Manager ausstieg, wurde der Bieler vom Fleck weg organisiert. «Für mich ist noch immer unglaublich, wie mühelos Will Mecum, der eigentlich technisch kein sehr starker Gitarrist ist, wahre Mörderriffs aus seiner Gitarre holt», sagt Brustolin. Er ist vom Konzept Stoner Rock ohne Gesang überzeugt: «Ich bin der erste Manager, der Karma to Burn nicht dazu drängt, einen Sänger beizuziehen, wie mir die Musiker gesagt haben.»

Und noch mehr Musik – ein Song aus der Ära, in der Karma to Burn mit Gesang experimentierten. Am Mikrofon Ex-Kyuss-Sänger John Garcia:

 

Karma To Burn, Freitag, 8. Mai, in der Grabenhalle.

Titelbild: Karma to Burn mit Drummer Evan Devine, Gitarrist Will Mecum und Bassist Eric Clutter (von links).

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