, 27. November 2018
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Innensicht: Essen unterm Gewölbe

Restaurants haben nicht nur ein kulinarisches, sondern auch ein architektonisches Innenleben. Bemerkenswerte historische oder heutige Interieurs in der Stadt St.Gallen stellt die Rubrik «Innensicht» vor, eine Kooperation der Heimatschutz-Sektion St.Gallen/Appenzell I.Rh. mit Saiten. Heute: Am Gallusplatz.

Seit Anfang der 1920er-Jahre gehört das Haus mit dem Restaurant «Am Gallusplatz» – der Volksmund nennt es liebevoll «Gallusplätzli» – der Katholischen Administration. Logisch, bevorzugte die CVP-Prominenz lange das Lokal für Besprechungen und Essen im gediegenen Rahmen. Wie lange das Lokal seinen heutigen Namen schon trägt, ist nicht eruiert. 1905 hiess es noch «Zum Lindenhof». So oder so: der alte wie der aktuelle Name beziehen sich auf den nahen Platz mit seinem mächtigen Baum. Auf dem Gallusplatz steht die heutige Sommerlinde seit mehr als hundert Jahren

Am Gallusplatz, Gallusstrasse 24,
071 230 00 90
amgallusplatz-sg.ch

Die Katholische Administration war im Laufe der Jahrzehnte mit dem Haus aber nicht immer glücklich. Zweimal, 1964 und 1971, wollte sie es abbrechen und einen Neubau erstellen. Ein Glück, dass daraus nie etwas wurde. So ist das mächtige Gewölbe bis heute das Markenzeichen des Lokals. Ob dieser Raum einst wirklich ein Stall war, auf den im 17. Jahrhundert das heutige Haus aufgesetzt wurde, ist nicht sicher, obwohl das in der Literatur so zu finden ist. Die Dimension des Gewölbes und die eisernen Läden könnten auch darauf deuten, dass hier ein feuersicherer Lagerraum bestand. Das Kellergeschoss mit einem weiteren, aber weniger imposanten Gewölbe wird im Winter als Fonduestube genutzt.

Mit der Erneuerung des Restaurants von 2014/15 durch die St.Galler Innenarchitektin Susi Frischknecht wurde das Tonnengewölbe recht eigentlich inszeniert. Der Raum ist mit eleganten Farben gestaltet, die auf die historischen Malereien Rücksicht nehmen. Die zeitgenössischen Leuchten lassen das Gewölbe hoch und leicht erscheinen. Hell ist auch der vordere Teil des Lokals, den das aus Vorarlberg stammenden Wirtepaar Astrid Lorünser und Oliver Wessiak als Bistro betreiben. An den Wänden hängen dort Faksimile-Drucke von Chortexten aus der Stiftsbibliothek. Und wer sich ins Strassencafé setzt, sitzt auf Landi-Stühlen, einem Design von 1939, das bis heute Bestand hat.

 

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