, 18. Juni 2013
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Kultursparerei (III): Fertig Vielfalt

Gespart wird, wo die Kulturförderung einen Hauch von Grosszügigkeit hatte: bei den Beiträgen, mit denen kulturelle Projekte erst ermöglicht werden.

Manchmal wirkt die endlose Reihe von Abbaumassnahmen im Kanton St.Gallen wie ein Konditionierungsprogramm. Man beginnt im Sparschema zu denken. Man sagt sich: Kürzungen im Sozialbereich sind schlimmer als bei der Kulturförderung.

Oder man konzentriert sich auf die kulturellen Angebote, die einem am Herzen liegen – und die noch nicht angetastet wurden – und denkt: Es könnte schlimmer sein.

Und wenn man sich trotzdem wundert, wieso die Proteste nicht lauter sind, muss man vielleicht auch feststellen: Die Sparprogramme sind raffiniert komponiert. Gespart wird vorzugsweise dort, wo der Widerstand am leisesten ist. Am liebsten mit Querschnittkürzungen. Überall ein bisschen, dann sind viele betroffen, aber niemand existentiell.

Auf die Kulturförderung übertragen funktioniert dies so: Diejenigen, die künftig keine Beiträge mehr erhalten, wissen das noch gar nicht (und wehren sich natürlich auch nicht).

Paradebeispiel dafür ist die allgemeine Kulturförderung des Kantons. Sie wird es auch nach dem dritten Sparprogramm geben – allerdings deutlich reduziert. Der Effekt ist gleich, wie wenn man bei der Wirtschaftsförderung die Beiträge an Startups und Jungunternehmer zusammenstreichen würde.

Es geht um die Unterstützung von kulturellen Projekten, für die bisher 700’000 Franken zur Verfügung standen. Als Sparmassnahme werden nun die Kriterien verschärft und die Mittel um 120’000 Franken reduziert. Das trifft den Teil der Kulturförderung, bei dem es oft um kleinere Beträge geht: Um Subventionen von 1000 bis ein paar Tausend Franken. Mit dem Geld wurde etwa die erste CD-Produktion einer St.Galler Band ermöglicht oder die neue Produktion einer Theatergruppe in der Grabenhalle unterstützt.

Das Ziel ist die Förderung der kulturellen Vielfalt im Kanton St.Gallen.

Die Kürzung der Mittel auf noch 580’000 Franken wirkt sich so aus, dass künftig nur noch eine Band unterstützt wird, die sich bereits ein gewisses Renommee erspielt hat, die vielleicht schon einmal eine CD veröffentlichen konnte. Die Theatergruppe bekommt nur noch dann Geld, wenn ihre Arbeit als künstlerisch gut beurteilt wird, wenn sie nicht nur in die Aufführung, sondern auch in die Werbung investiert und wenn Gewähr besteht, dass sie kontinuierlich weiterarbeitet.

Die Einsparung von 120’000 Franken bedeutet deshalb, dass die kulturelle Vielfalt abnimmt, dass der Freiraum für Experimente enger und das Angebot insgesamt ärmer wird.

Entschieden wird darüber in der Sparsession am 24. und 25. Juni.

Übrigens: Die Kürzung der Mittel wirkt sich nicht auf alle Regionen im Kanton gleich aus, weil die Fixbeiträge an die sogenannten Förderplattformen nicht angetastet werden. Deshalb sieht die Rechnung so aus: Bisher standen für die Regionen St.Gallen, Linth und Rorschach 360’000 Franken für die Projektförderung zur Verfügung. Neu sind es dort 120’000 Franken – also ein Drittel – weniger.

 

 

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