, 20. Juni 2013
5 Kommentare

Kultursparerei (VI): Hopp Kultur statt Stopp Kultur

Hopp Kultur macht sich weiter bemerkbar: Mit einer Kundgebung, einem Protest-Spaziergang durch die Innenstadt und einem Manifest für die Kantonsräte.

Rund 150 St.Galler Kulturschaffende setzten am Donnerstagabend ein Zeichen gegen die Sparpolitik. Mit einer Kundgebung und zahlreichen Protestplakaten («Spared bi eune BMWs»), mit Alphorn-Klängen und einem Manifest (vorgelesen von Richi Küttel), das anschliessend als Brief bei der Brühltor-Post aufgegeben wurde. Der Adressat: die Kantonsräte

Sie werden unter anderem folgendes zu lesen bekommen:

«Wir haben verstanden, dass dem Kanton St.Gallen innerhalb der engen Richtlinien seiner Budgetpolitik das Geld ausgeht.

Dass die überrissenen Steuererleichterungen der letzten Jahre den Kanton ausbluten.

Dass ausgerechnet wir, die wir nie von dieser Politik profitiert haben, dafür bezahlen!»

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5 Kommentare zu Kultursparerei (VI): Hopp Kultur statt Stopp Kultur

  • ueli vogt sagt:

    …. im Tagblatt steht, dass im Bezug auf Konzert und Theater auch gesagt oder geslamt wurde: „Ein Betrieb, der seit Jahrzehnten sowohl auf den Markt der privaten Sponsoren als auch der staatlichen Gelder alles aufsaugt wie ein schwarzes Loch, ohne einen Bruchteil davon in die hiesige Kulturszene fliessen zu lassen.“ Hoffentlich hat sich da der Tagblatt-Redaktor verhört, denn ich fänds hochnotpeinlich, wenn sich nun die Kulturinstitutionen gegenseitig zu attackieren beginnen.
    Solche Aussagen könnte bei der sparwütigen Politikern eher als Hinweis ankommen, auch dort noch zu sparen.
    Die Politiker sollten sich bewusst werden, welchen Imageschaden sie mit dieser Sparrunde anrichten, die „St.Gallen kann es“-Kampagnen haben vermutlich ein x-faches der Romwohnung gekostet……

  • Etrit Hasler sagt:

    lieber Ueli,

    es geht nicht darum, sich „untereinander“ zu attackieren, es geht um Opfersymmetrie. Die KTSG ist aus nicht nachvollziehbaren Gründen von allen Sparmassnahmen ausgenommen worden, und dies, obwohl sie die mit Abstand grösste Subventionsempfängerin im Kanton ist. So gross, dass allein ihr teuerungsbedingter Subventionszuwachs den Spareffekt von 820’000 Franken in wenigen Jahren auffressen wird, was natürlich wieder neue Sparrunden auslösen wird, von denen die KTSG wiederum ausgenommen sein wird. Ein hässlicher Teufelskreis.

    Wir haben in den letzten Jahrzehnten erleben dürfen, wie die KTSG einen immer grösseren Anteil der städtischen Kultursubventionen für sich beanspruchte, während sie gleichzeitig den Markt an privaten Sponsoren (insbesondere seit der Expansion um die Festspiele) leer saugte – eine Entwicklung, die mitunter für das Ende der Open Opera verantwortlich war. Seit der Übernahme der KTSG durch den Kanton dürfen wir nun dasselbe auch noch auf der übergeordneten Ebene erleben. Niemand wirft Werner Signer vor, dass er ein knallharter Verhandler ist, der das beste für seinen Betrieb herausholt. Aber es ist vor diesem Hintergrund ist durchaus berechtigt, sich als Kulturschaffende die Frage zu stellen, wieso wir solidarisch sein müssen gegenüber einem Betrieb, dessen Leitung sich niemals solidarisch zeigt mit lokalen Kulturschaffenden und anderen Institutionen.

    Aber – und dies ist der wichtigere Satz, der im Tagblatt ebenfalls zitiert wurde: St.Gallen hat ohnehin kein Ausgaben-, sondern ein Einnahmenproblem. Insofern sind keine Kürzungen nötig, weder im Kulturbereich noch anderswo.

    • ueli vogt sagt:

      Lieber Etrit
      mir würde es wesentlich besser behagen, wenn du denn schon so martialisch argumentierend ein Opfergspähnli brauchst, das an einem andern Ort suchen würdest. Vielleicht wäre das Aufrechnen von x Metern Strassenbördli gegen die Romwohnung passender oder eben wie schon angetönt, die Imagewerbung des Kantons (St.Gallen kann es). Solche Argumente fänd ich angemessner, als im alter Klassennkampfmanier der vermeintlich etablierten Kultur den Kampf anzusagen….
      Aber zweifellos und bedingungslos bin ich einverstanden mit der Analyse, dass die wahlkampfbedingte Steuersenkung das Hauptproblem darstellt.

  • Etrit Hasler sagt:

    lieber Ueli,

    das hat ja nichts mit Martialismus und auch nichts mit Klassenkampf zu tun. Mir geht es um die Frage der Solidarität und der Wirksamkeit: die KTSG hat sich immer darauf verlassen können, dass sie nicht tangiert wird, weil sie sich auf Solidarität aus der Kulturszene verlassen konnte – ohne der lokalen Kulturszene irgendetwas zurückzugeben. Dass zum jetzigen Zeitpunkt bei der Kultur gespart wird, ist aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Kantonsrat ein fait accompli. Gerade deswegen ist es umso skandalöser, wenn der grösste Player von diesen Kürzungen ausgenommen wird. Eine Kürzung von 820’000 Franken bei der KTSG wäre schmerzhaft, aber verkraftbar. Stattdessen werden 820’000 Franken eingespart, ohne dass wir wissen, wen die Kürzungen genau betreffen werden (da werden 100’000 Franken bei „Institutionen“ gespart, die Regierung weigert sich allerdings, diese jetzt schon zu präzisieren, damit sich diejenigen, die betroffen sein werden, auch brav ruhig verhalten), noch, was die Konsequenzen sind – und ob es für einzelne Institutionen den Todesstoss bedeuten wird.

    Versteh die an der Demo gemachte Aussage nicht falsch: es geht nicht um eine Abneigung gegen die KTSG. Es geht aber darum, dass es für den Rest der Kultur verheerend ist, wenn die KTSG als heilige Kuh betrachtet wird, an der nicht gerüttelt werden darf, während überall sonst gespart wird.

  • ueli vogt sagt:

    lieber Etrit
    die grenzen der möglichkeiten des blöckens scheinen mir erreicht…. ein bisschen erleichtert, dass die symmetrieforderung der svp auch von der linken seite nicht erfüllt wurden, aber macht ja nichts besser….
    würde nur gerne noch wissen, wie du denn deine aussage begründest, dass das theater nichts zurückgebe. das sind viele arbeitsplätze, viele auch regionale produktionen etc. damit finanziert. aber nun nicht der versuchung erliegen und wieder monologisieren….. ez ist ein stadium erreicht, wo wir besser den direkten dialog pflegten …. vielleicht gelingt uns das mal…. adieU

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