Wer beim Stichwort «Kulturelle Bildung» bildungsbürgerlich an Goethes «Faust» denkt, ist nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Bei wem es bei dem Stichwort hingegen «klick» macht, schon eher. Kklick, mit leicht stolperndem Doppel-k, nennt sich die Online-Plattform, die seit inzwischen zwölf Jahren in den Ostschweizer Kantonen kulturelle Angebote für Kinder und Jugendliche sammelt, publiziert und vermittelt.
Von Alphorn bis Ameise
Kklick lädt zum Beispiel, willkürlich aus dem Online-Programm herausgegriffen, Kinder der Basisstufe zu einem interaktiven Clowntheater. Oder zur Insektenkunde ins Naturmuseum. Ältere könnten einen Performance-Workshop besuchen, tanzen, eine Zeitmaschine bauen, Alphorn blasen oder «Fotografieren wie die Profis». Auch für Lehrpersonen gibt es Lernstoff, etwa zu den «Chancen des krummen Denkens». Die Angebote sind zahlreich und vielfältig, ordentlich nach Sparten gebüschelt oder nach Anbieter:innen abzufragen.
Über kklick kann man am kommenden Donnerstag mehr erfahren: Dann findet in der Militärkantine St.Gallen der inzwischen gut eingeführte Kulturstammtisch statt zum Thema «Kulturelle Bildung». Richi Küttel, kklick-Macher der ersten Stunde, ist mit dabei sowie Daniela Mittelholzer, die Leiterin der Kunstvermittlung am St.Galler Kunstmuseum. Dort ist unter anderem das Programm «Kunst macht Schule» beheimatet: Acht Schulklassen aus der Region beschäftigen sich unter professioneller Anleitung mit je einem Bild oder einer Skulptur aus dem Museum und entwickeln daraus eigene Werke. Diese sind am Ende dann in einer Ausstellung zusammen mit dem Original zu sehen.
Klingt alles gut und spannend – damit solche kulturellen Angebote nicht bloss Nischenprogramm bleiben, braucht es aber Geld und den politischen Willen, ihnen in den Lehrplänen ausreichend Platz und Gewicht zu geben. Wieweit das der Fall ist, kann man am Kulturstammtisch dieser Woche aus erster Hand erfahren: Prominenter Gast ist die St.Galler Regierungsrätin und Kulturchefin Laura Bucher.
Note ungenügend?
Um Fragen an sie und an die Vermittlungsprofis dürfte Stammtisch-Moderator Eric Facon nicht verlegen sein. Eine Frage samt These ist schon in der Ankündigung formuliert: «Wie kann nachhaltige Kulturvermittlung gestaltet werden? Reichen bisherige Formen der kulturellen Bildung, um die Gesellschaft zu befähigen, neue Herausforderungen zu meistern? Der momentane Blick auf die Weltlage lässt vermuten, dass wir weit davon entfernt sind. Die Fähigkeiten, gesellschaftliche Konzepte und komplexe neue Herausforderungen zu begreifen, scheinen abzunehmen.»
Ob eine solche kulturpessimistische Sichtweise zutrifft, ist mehr als ein Stammtischthema. Kaum in Frage stehen wird dagegen, dass kulturelle Bildung grundsätzlich unverzichtbar ist. Am letzten Netzwerktreffen von kklick im Mai hatte Bettina Schneider Weder, Dozentin für Darstellende Künste an der PH St.Gallen, dies auf den Punkt gebracht: «Rund zwei Drittel der Kinder, welche jetzt geboren werden, erlernen einen Beruf, den es heute noch nicht gibt.» Darum sei es unerlässlich, Kindern und Jugendlichen Werkzeuge, zum Beispiel mit den Mitteln der Theaterpädagogik, an die Hand zu geben, mit denen sie ein Leben lang neugierig und anpassungsfähig bleiben.
Der Kulturstammtisch 2025 ist eine Kooperation von Saiten, thurgaukultur.ch und der IG Kultur Ost. Zwei Anlässe finden im Apollo Kreuzlingen statt, zwei in der St.Galler Militärkantine.
Kulturstammtisch Kulturelle Bildung
Do 19. Juni, 18 Uhr, Militärkantine St.Gallen
militaerkantine.ch