Liebevoll, hässig, fadegrad
«Hässig sein braucht Energie», schreibt SP-Nationalrätin Anna Rosenwasser Anfang September in ihrem Newsletter, und wer die Aktivistin und ihre «innere Gewerkschaft» kennt, weiss, warum sie ihre Talkshow «Hässig am Mittwuch» bis auf weiteres pausiert. Manchmal wird es einfach zu viel. Frau muss ihre Kräfte gut einteilen. In einer ihrer letzten Saiten-Kolumnen schrieb Rosenwasser: «Ich bin nicht links geworden, um mich selbst auszubeuten.» An ihrer Überzeugung hält sie fest, auch jetzt, wo sie als Politikerin im Bundeshaus sitzt. Das kann man nicht von allen behaupten.
Anna Rosenwasser liest aus dem Rosa Buch: 16. Oktober, 19:30 Uhr, Grabenhalle St. Gallen.
Zum Glück streicht die gebürtige Schaffhauserin aber nicht alle Talkformate und Lesungen aus ihrem Kalender. Im Oktober kommt sie mit ihrem Rosa Buch nach St.Gallen. Wer regelmässig Saiten liest, kennt es bereits, oder zumindest einen Teil davon, denn im Rosa Buch sind einige Texte zu lesen, die sie während ihrer Zeit als Saiten-Kolumnistin geschrieben hat. Also zwischen April 2019 und Januar 2024. Aber keine Sorge, das Buch ist prallvoll mit weiteren Texten, die sie unter anderem für das «Mannschaft Magazin», die «Fabrikzeitung», «hellozurich», die NZZ oder den «Tagi» geschrieben hat.
Langeweile kommt auf den 240 Seiten nicht auf. So lernen wir zum Beispiel, warum die Rolands dieser Welt probably ein Problem mit Rosenwasser haben (weil sie nicht für gewisse Stereotypen herhalten wollen). Dass Cremeschnitten und Analsex theoretisch für alle da wären (weil wegen ihr wisst schon). Oder wie viele Disney-Prinzessinnen so gar nicht ins Schema des gängigen heteronormativen Familienmodells passen (irgendwie sind Arielle & Co. meist mutterlos?). Und das sind noch die leicht verdaulichen Brocken.
Das Rosa Buch ist vieles gleichzeitig: liebevoll, hässig, tränenreich und humorvoll, aber auch politisch, fadegrad und ungeschönt, geeignet für Einsteiger:innen ebenso wie für Fortgeschrittene. Und von Rosenwasser vorgelesen und mit Kontext ausgeschmückt, sind die Texte gleich noch ein Stück unterhaltsamer.