, 15. Juni 2021
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Make Feminism A Threat Again!

Zum 30. Jahrestag des Frauen*streiks 1991 protestierten gestern auch in St.Gallen mehrere hundert Menschen für eine queerfeministische Zukunft und gegen das festgefahrene patriarchale System. Miriam Rizvi war für Saiten dabei.

Drei Jahre nach dem starken Frauen*streik 2019 zeigt auch die queerfeministische Bewegung in St.Gallen, dass sie mit ihren Forderungen nicht nachlässt, bis die Geschlechtergerechtigkeit endlich hergestellt ist.

Nach einem ereignisreichen Aktionswochenende begann das Finale am Montagabend: Mehrere hundert Menschen zogen in einem Sternmarsch zur Schlusskundgebung auf den Marktplatz. Ein friedliches feministisches Fest, bei dem Familien, Jugendliche, ältere Frauen* und solidarische Männer* nebeneinander herliefen.

Um 19 Uhr füllte sich der Streikplatz mit Menschen, überall lilafarbene Kleidung, Transparente und gute Laune. Das Mutter-Tochter-Duo Alexandra Akeret und Léonie Schubiger leitete die Kundgebung ein, wies auf das Corona-Schutzkonzept hin und verkündete das diesjährige Frauen*streik-Motto: Vorwärts gegen den Rückschritt!

Auch Vadian weiss, wies läuft.

Was mit Rückschritt gemeint ist, verdeutlichten sechs Vorträge von Frauen* aus verschiedenen Ecken der queerfeministischen Revolution. Jana Menayo vom Frauen*haus St.Gallen etwa sprach über den Kampf gegen häusliche Gewalt, die im Zuge der Pandemie auf ein neues Niveau gestiegen ist. Das Thema sei hochaktuell, sagte sie, denn täglich gehen bei der Polizei in St.Gallen durchschnittlich drei Anrufe im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt ein.

Sonja Lavaca sprach darüber, wie sehr gehörlose Frauen* von patriarchalen Strukturen betroffen sind. Und machte Platz, als eine gehörlose Übersetzerin die Bühne betrat und mit ihren Händen und ihrer Mimik zum Publikum sprach.

Die nächste Rednerin trug ihre Botschaft in beschwingtem Rhythmus vor: I don’t care arbeit für deinen Alltagssexismus. Slampoetin Mia Akermann berichtete über ihre persönlichen Alltagserfahrungen in der patriarchalen Welt und erhielt lautstarke Zustimmung.

Auf Akermann folgte Jasmina Wehrli, angehende Gesundheitsfachfrau – ein Beruf, der momentan durch die Pandemie und als mehrheitlich weiblicher Beruf an der vordersten Front der kapitalistischen Ausbeutung der Carearbeit steht. Wehrli kritisierte heftig den symbolischen Applaus in der ersten Welle und hielt ihre Wut über die mangelnde politische Unterstützung des Gesundheitspersonals vor und während der Pandemie nicht zurück.

Die letzte Rede hielt Carmela Perroni, intersektionale Feminist*in und Juso aus dem Rheintal. Sie verknüpfte die verschiedenen Stränge der sozialen Gerechtigkeitskämpfe miteinander und betonte, wie wichtig es ist, dass die queerfeministische Bewegung auch Forderungen für Klimagerechtigkeit, gegen Transphobie, Rassismus, Antisemitismus und die ausbeuterische Natur des Kapitalismus beinhaltet.

Die offizielle Kundgebung schloss mit Musik von Melanie Danuser, bekannt durch ihre Arbeit als Teil des Duos Mischgewebe. Doch als sich die Marktgasse langsam zu leeren begann, ballte sich am Bärenplatz nochmals eine letzte laute Faust für eine queer-feministische Zukunft. Eine autonome Gruppe von rund 70 Aktivist*innen versammelte sich und bahnte sich ihren Weg durch die Altstadt, Parolen rufend, vereint hinter einem Transpi mit der Botschaft «Make Feminism A Threat Again».

Die Aktion verlief trotz ihrem lauten und kämpferischen Anspruch friedlich. Die Passant*innen reagierten unterschiedlich auf die Spontan-Demo, viele hoben solidarisch die Fäuste, aber auch kritische Blicke waren zu beobachten. Die Demo zog unbeirrt weiter durch die Gassen und wuchs sich zur Party aus. Bis in die Nacht hinein wurde gelacht und getanzt, womit der Frauen*streik 2021 langsam zu Ende ging.

In der gestern erschienenen Folge von «We Talk. Schweiz ungefiltert» blicken Hannan Salamat, Mandy Abou Shoak, Iman Ibragic, Monse Ortego und Karin Hasler zum einen auf 50 Jahre Frauen*stimmrecht in der Schweiz zurück und zum anderen auf das, was in der Schweiz in Bezug auf die Stellung der Frauen* noch passieren muss:

Mehr zu «We Talk. Schweiz ungefiltert»: hier.

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