, 15. Januar 2015
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Darknet-Ausstellung: Behörden beschlagnahmen Ecstasy-Pillen

Kaum war die Darknet-Ausstellung in der Kunsthalle St.Gallen beendet, wurde eines der zufällig erworbenen Werke der !Mediengruppe Bitnik abtransportiert.

Die Staatsanwaltschaft St.Gallen hat am Montag in der Kunsthalle St.Gallen zehn Ecstasy-Pillen beschlagnahmt. Zudem hat sie ein Strafverfahren gegen Unbekannt eröffnet.

Die Pillen waren Teil der Ausstellung «The Darknet – From Memes from to Onionland. An Exploration», die internationale Beachtung gefunden hatte und letzten Sonntag zu Ende ging. Sie thematisierte das Darknet, den für Normal-User nicht auffindbaren Teil des Internets.

In der vom Künstlerkollektiv !Mediengruppe Bitnik konzipierten Ausstellung ging unter anderem ein Bot – ein autonom laufendes Programm – einmal pro Woche einkaufen. Dieser Random Darknet Shopper tat dies im Agora, einer Art «Ricardo.ch» des Darknets. Nebst Sneakers, Jeans und einer Mütze mit versteckter Kamera kaufte der Bot auch die nun beschlagnahmten Ecstasy-Pillen ein. Bezahlt wurde mit Bitcoins. Die so zufällig gekauften Artikel wurden jeweils per Post an die Kunsthalle St.Gallen geliefert.

Behörden erhielten einen Tipp

Die Staatsanwaltschaft St.Gallen hat die Pillen auf Ersuchen der Künstler nach der Beschlagnahmung versiegelt. Nun entscheidet die Anklagekammer, wie und ob diese in der Untersuchung verwendet werden können. «Gemäss Gesetz müssen wir illegale Betäubungsmittel beschlagnahmen», sagt Andreas Baumann, Mediensprecher der St.Galler Staatsanwaltschaft. Die Behörden waren aktiv geworden, nachdem laut Baumann am Freitag ein Hinweis eingegangen war.

Doch dieser kam reichlich spät: Über die Ausstellung samt Ecstasy hatten bereits Monate zuvor unter anderem The Guardian, Vice, Libération die Washington Post und auch Saiten berichtet. «Wir sind schon erstaunt, dass die Beschlagnahmung erst jetzt passiert ist», sagt Markus Bänziger, Vorstandsmitglied der Kunsthalle. Die Künstler hätten im Vorfeld der Ausstellung ein Gutachten eines Kunstrechtexperten eingeholt, um sich abzusichern.

Kritik an Behörden

Die !Mediengruppe Bitnik kritisiert das Eingreifen der Behörden: Die Beschlagnahmung der «Kunstobjekte» sei ein «ungerechtfertigter Eingriff in die Kunstfreiheit», heisst es in einer Erklärung, die das Kollektiv am Donnerstag auf seiner Website veröffentlichte.

Und weiter: «Wir sind überzeugt, dass es eine Aufgabe der Kunst ist, Ränder auszuleuchten und zeitgenössische, gesellschaftliche Fragen zu thematisieren.»

Zunächst einmal die drängendste Frage in diesem Fall: Wer kann überhaupt zur Verantwortung gezogen werden, wenn ein autonomes Programm zufällig Drogen kauft? Interessante Gedanken dazu finden sich etwa bei Watson und Vice.

 

Titelbild: Die Ecstasy-Pillen aus der Darknet-Ausstellung, die von der St.Galler Staatsanwaltschaft beschlagnahmt wurden. (Bild: !Mediengruppe Bitnik)

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