Ein Punkt ist eben nicht nur ein Punkt – jedenfalls nicht immer. Ab dem 31. Mai flirrt er in der Vebikus Kunsthalle Schaffhausen als Brailleschrift über Fotografien, tanzt als elektrischer Impuls in filigranen Linien oder zeigt sich als Lichtblitz im Allgemeingültigen. Ausgestellt werden die Arbeiten von drei Kunstschaffenden: Werner Widmer, Christine Hübscher und Sandra Capaul. Alle setzen sich auf ihre Weise mit Punkt, Wahrnehmung und Prozess auseinander.
In «Punktum», gezeigt im Erdgeschoss, befasst sich der Thurgauer Werner Widmer (*1967) mit der von Sehenden leicht übersehenen Brailleschrift. «Mit grossem Respekt», schreibt die Kunsthalle, nähert sich der Künstler der 1852 von Louis Braille entwickelten Punktschrift. Gemäss Ausstellungsbeschrieb fokussiert Widmer sowohl auf die ästhetische Qualität der Schrift als auch auf deren Funktion als Kommunikationsmittel.
«Indem Widmer Fotografie wie Installation mit Brailleschrift gezielt verschmilzt, durchbricht er die Dominanz des vordergründigen Sehens und gibt Anstoss zu einer hintergründig sinnlichen wie gedanklichen Erweiterung des ästhetischen Erlebens». Über die Verbindung von Braille und Fotografie befasst sich Widmer laut der Kunsthalle mit grossen Themen: Erinnerung, Identität und Wahrnehmung.

Werner Widmers light my fire aus dem Jahr 2025 (Bild: pd/Vebikus Kunsthalle Schaffhausen)
Ebenfalls mit der Wahrnehmung setzt sich Christine Hübscher (*1954), seit über 30 Jahren Mitglied des Vebikus, in «Von Elektrizität, Nerven und Zellen» im Südraum der Kunsthalle auseinander. Die Künstlerin aus Schaffhausen untersucht in ihren Arbeiten verschiedene Strukturen und deren Reaktionen auf die punktuelle Stimulation mit elektrischen Impulsen. Der Fokus liegt dabei auf der «bildlichen Umsetzung solcher Impulse in organischen und anorganischen Naturphänomenen».
Im Nordraum der Kunsthalle werden Sandra Capauls (*1965) Werke unter dem Titel «NOW – A Universe in Chapters» gezeigt. Die Churerin arbeitet mit Installationen, Fotografien, Videos, Zeichnungen und Skulpturen aus Materialien wie Ton oder Aluminium. Laut der Kunsthalle untersucht sie «optische Phänomene an den Rändern der Wahrnehmung im Spannungsfeld von Licht, Raum und Zeit».
Vor allem sei, so zitiert die Kunsthalle die Künstlerin, «Reduktion und Konzentration eine Voraussetzung für eine Öffnung ins Allgemeingültige und Sinnbildhafte». Capaul geht dabei der Frage nach, wie sich Kontrolle und Zufall auf festgelegte Prozesse auswirken und ob daraus Neues entstehen kann.
Vernissage am 30. Mai, 18 Uhr, Vebikus Kunsthalle Schaffhausen.
«Sandra Capauls, Christine Hübscher, Werner Widmer»: bis 20. Juli, jeweils donnerstags 18 bis 20 Uhr, freitags 16 bis 18 Uhr und samstags bis sonntags 12 bis 16 Uhr, in der Vebikus Kunsthalle Schaffhausen.