Punkte und Allgemeingültigkeiten

Sandra Capauls Werk Still 3 aus dem Jahr 2020  (Bild: Martin Bachmann)

Brailleschrift, Elektrizität und Prozesse – damit befassen sich die drei Künstler:innen, die ab dem 31. Mai in der Vebikus Kunsthalle Schaffhausen ausstellen.

Ein Punkt ist eben nicht nur ein Punkt – je­den­falls nicht im­mer. Ab dem 31. Mai flirrt er in der Ve­bi­kus Kunst­hal­le Schaff­hau­sen als Braille­schrift über Fo­to­gra­fien, tanzt als elek­tri­scher Im­puls in fi­li­gra­nen Li­ni­en oder zeigt sich als Licht­blitz im All­ge­mein­gül­ti­gen. Aus­ge­stellt wer­den die Ar­bei­ten von drei Kunst­schaf­fen­den: Wer­ner Wid­mer, Chris­ti­ne Hüb­scher und San­dra Ca­paul. Al­le set­zen sich auf ih­re Wei­se mit Punkt, Wahr­neh­mung und Pro­zess aus­ein­an­der.

In «Punk­tum», ge­zeigt im Erd­ge­schoss, be­fasst sich der Thur­gau­er Wer­ner Wid­mer (*1967) mit der von Se­hen­den leicht über­se­he­nen Braille­schrift. «Mit gros­sem Re­spekt», schreibt die Kunst­hal­le, nä­hert sich der Künst­ler der 1852 von Lou­is Braille ent­wi­ckel­ten Punkt­schrift. Ge­mäss Aus­stel­lungs­be­schrieb fo­kus­siert Wid­mer so­wohl auf die äs­the­ti­sche Qua­li­tät der Schrift als auch auf de­ren Funk­ti­on als Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel.

«In­dem Wid­mer Fo­to­gra­fie wie In­stal­la­ti­on mit Braille­schrift ge­zielt ver­schmilzt, durch­bricht er die Do­mi­nanz des vor­der­grün­di­gen Se­hens und gibt An­stoss zu ei­ner hin­ter­grün­dig sinn­li­chen wie ge­dank­li­chen Er­wei­te­rung des äs­the­ti­schen Er­le­bens». Über die Ver­bin­dung von Braille und Fo­to­gra­fie be­fasst sich Wid­mer laut der Kunst­hal­le mit gros­sen The­men: Er­in­ne­rung, Iden­ti­tät und Wahr­neh­mung.

Werner Widmers light my fire aus dem Jahr 2025 (Bild: pd/Vebikus Kunsthalle Schaffhausen)

Eben­falls mit der Wahr­neh­mung setzt sich Chris­ti­ne Hüb­scher (*1954), seit über 30 Jah­ren Mit­glied des Ve­bi­kus, in «Von Elek­tri­zi­tät, Ner­ven und Zel­len» im Süd­raum der Kunst­hal­le aus­ein­an­der. Die Künst­le­rin aus Schaff­hau­sen un­ter­sucht in ih­ren Ar­bei­ten ver­schie­de­ne Struk­tu­ren und de­ren Re­ak­tio­nen auf die punk­tu­el­le Sti­mu­la­ti­on mit elek­tri­schen Im­pul­sen. Der Fo­kus liegt da­bei auf der «bild­li­chen Um­set­zung sol­cher Im­pul­se in or­ga­ni­schen und an­or­ga­ni­schen Na­tur­phä­no­me­nen».

Im Nord­raum der Kunst­hal­le wer­den San­dra Ca­pauls (*1965) Wer­ke un­ter dem Ti­tel «NOW – A Uni­ver­se in Chap­ters» ge­zeigt. Die Chu­re­rin ar­bei­tet mit In­stal­la­tio­nen, Fo­to­gra­fien, Vi­de­os, Zeich­nun­gen und Skulp­tu­ren aus Ma­te­ria­li­en wie Ton oder Alu­mi­ni­um. Laut der Kunst­hal­le un­ter­sucht sie «op­ti­sche Phä­no­me­ne an den Rän­dern der Wahr­neh­mung im Span­nungs­feld von Licht, Raum und Zeit».

Vor al­lem sei, so zi­tiert die Kunst­hal­le die Künst­le­rin, «Re­duk­ti­on und Kon­zen­tra­ti­on ei­ne Vor­aus­set­zung für ei­ne Öff­nung ins All­ge­mein­gül­ti­ge und Sinn­bild­haf­te». Ca­paul geht da­bei der Fra­ge nach, wie sich Kon­trol­le und Zu­fall auf fest­ge­leg­te Pro­zes­se aus­wir­ken und ob dar­aus Neu­es ent­ste­hen kann.

Ver­nis­sa­ge am 30. Mai, 18 Uhr, Ve­bi­kus Kunst­hal­le Schaff­hau­sen.

«San­dra Ca­pauls, Chris­ti­ne Hüb­scher, Wer­ner Wid­mer»: bis 20. Ju­li, je­weils don­ners­tags 18 bis 20 Uhr, frei­tags 16 bis 18 Uhr und sams­tags bis sonn­tags 12 bis 16 Uhr, in der Ve­bi­kus Kunst­hal­le Schaff­hau­sen.

ve­bi­kus-kunst­hal­le-schaff­hau­sen.ch

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