, 24. Dezember 2020
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Saiten im Januar: Guetnachtkultur

Ein Heft über Lichttechnikerinnen, Produzenten, Agentinnen: Für die Kultur schaffen in Pandemiezeiten, wie geht das? Und wie lange? Ausserdem: Antifaschismus in der Ostschweiz, Rapture Boy und ein Literaturhaus für alle.

Bilder zum Titelthema: Hannes Thalmann

Die Pandemie hat fatale Folgen für die Event- und Veranstaltungsbranche. Ibiza zum Beispiel, die Partyinsel schlechthin: im Sommer 2020 wie ausgestorben. Die Arbeitslosigkeit stieg laut dem «Balearischen Verband für Nachtleben und Unterhaltung» um mehr als 140 Prozent. Auch im Rest Europas ist die Lage ernst. Ohne Unterstützung müssen unzählige Betriebe dicht machen. In Frankreich haben Stand Ende November bereits 150 Nachtclubs geschlossen, heisst es in einer «Arte»-Reportage. 300 weiteren droht die Pleite.

Dabei ist Feiern soviel mehr als Hedonismus und verdiente Zerstreuung: Es ist rituelle Begegnung, auch mit Fremden. Feiern ist Körperlichkeit. Hat einen sozialen und kulturellen Wert, der über das Dargebotene hinausgeht. Etliche Modetrends und grafische Strömungen entstanden auf den Dancefloors und Festivals dieser Welt. Und nicht zuletzt ist das gemeinsame Feiern auch eine Aneignung des öffentlichen Raums. All das findet bis auf Weiteres nicht statt. #guetnachtläbä und #guetnachtkultur

Auch in der Schweiz ist die Lage prekär. 2018 betrug die Wertschöpfung der Kulturwirtschaft, zu der auch die Event- und Veranstaltungsbranche gehört, laut Bundesamt für Statistik 15 Milliarden Franken. «Die Kultur» machte 2,1 Prozent des Bruttoinlandprodukts aus, dreimal so viel wie die Landwirtschaft. Die Rechnung für 2020 steht zwar noch aus, die Schäden dürften aber enorm sein. Bund und Kantone wollen das Gröbste mit 200 Millionen abfedern. Ob das reicht, ist zu bezweifeln, zumal die Pandemie so schnell nicht verschwindet und man die Langzeitschäden unmöglich abschätzen kann.

Die Situation ist nicht nur für die Kulturschaffenden verheerend, sondern auch für jene, die für die Kultur schaffen; Lichttechnikerinnen, Produzenten, Agentinnen. Wir haben sie getroffen, die Leute hinter den Kulissen, und gefragt, wie sie das Jahr 2020 erlebt haben, was sie mit all der Freizeit gemacht haben, ob die Zahlungen des Bundes helfen, wie es in ihrem Portemonnaie und in Zukunft aussieht: Agentin Lisa Roth, Produzent Stefan Breitenmoser, Operator und Lichttechnikerin Karina Lotzer, Rigging-Chef Stefan Rüttimann, Promoter und Produktionsleiter Rubel Vetsch, Tontechniker Stefan Reutimann sowie Hektor-Chefin Céline Fuchs und Presswerk-Co-Präsident Cyrill Stadler. Fotografiert hat Hannes Thalmann.

Strom fürs Hirn in Corona-Zeiten: Saiten verschenkt das Januar-Heft

Unser Heft geht monatlich an über 2000 Mitglieder – und liegt in der ganzen Ostschweiz zusätzlich mit einer Gratisauflage von über 3000 Exemplaren in Kulturinstitutionen, Bars und Geschäften auf. Normalerweise. Doch wieder steht die Frage im Raum: Was ist in diesen Tagen noch normal?

Die Antwort ist immer noch die gleiche wie in der ersten Welle der Corona-Pandemie im Frühling: Normal ist, dass wir uns gegenseitig helfen!

Saiten hilft dir, weiterhin mit Lesestoff zu Kultur, Gesellschaft und Politik versorgt zu sein. Tagesaktuell auf saiten.ch und als Monatsmagazin in deinem Briefkasten. Und weil rundum viele Saiten-Auflegeorte geschlossen sind, gibt es nur eins: Wir verschenken unser Januar-Heft und schicken es Interessierten gratis ins Haus. Ganz einfach: Adresse melden, Heft kommt. Die Anmeldung ist hier: saiten.ch/strom

Corona hat sie alle getroffen. Die einen mehr, die andern weniger. Das Geld ist knapp, die Unsicherheit gross, aber auch die Fragen: Wie wird das Danach aussehen? Sind die Finanzhilfen des Bundes griffig genug? Wann haben wir wieder Planungssicherheit? Trotzdem blicken sie auch hoffnungsvoll in die Zukunft. Denn die aktuelle Durststrecke könnte auch zur längst überfälligen Erkenntnis führen, dass Kultur mehr ist als Unterhaltung, nämlich ein «Wirtschaftszweig, der zu Unrecht in die Freizeitschublade gesteckt wird», wie es auf Seite 30 heisst.

Ausserdem im hoffentlich undistanzierten neuen Jahr: Das Interview mit der neuen Leiterin des Literaturhauses Wyborada, der Besuch bei BandXost-Sieger Rapture Boy und DJ Caesar, das kritische Gespräch mit Daniel Studer vom HVM, der Gastro-Protest in St.Gallen und Erinnerungen an den antifaschistischen Widerstand in der Schweiz.

Alerta 2021!

Corinne Riedener

 

Der Inhalt:

Reaktionen / Viel geklickt
Redeplatz mit Florian Reiser
Stimmrecht von Samantha Wanjiru
Nebenbei gay von Anna Rosenwasser
Warum? von Jan Rutishauser
Ausgerechnet I
Ausgerechnet II

Guetnachtkultur

Die Hektor-Geschäftsleiterin: Céline Fuchs wollte eine Spielwiese am St.Galler Güterbahnhof schaffen. Nicht nur wegen Corona hängt dieser Plan derzeit in der Schwebe. Von Emil Keller

Der Rigging-Chef: 80 Prozent der Stagelight-Umsätze sind eingebrochen. Dafür hatte Stefan Rüttimann diesen Sommer so viel Freizeit wie seit Jahren nicht mehr. Von Roman Hertler

Der Produzent: Stefan Breitenmoser produziert üblicherweise die ganz grossen Bühnen. Im Moment beschäftigen ihn aber vor allem die Verbandsarbeit und die Bundespolitik. Von Roman Hertler

Der Promoter und Produktionsleiter: Rubel U. Vetsch bewirbt und organisiert Events «8 days a week» – das ist auch in normalen Zeiten keine Goldgrube. Von Peter Surber

Der Tontechniker: Stefan Reutimann ist bis jetzt glimpflich durch die Pandemie gekommen. Seinen VW-Bus hat er trotzdem verkauft, «um flüssig zu bleiben». Von Corinne Riedener

Die Agentin: Lisa Roth vertritt die erste Garde der Schweizer Slam- und Comedyszene. Es ärgert sie, wenn Kultur als «nice to have» kleingeredet wird. Von Peter Surber

Der Presswerk-Co-Präsident: Cyrill Stadler sagt, dass wir noch eine Weile mit dem Virus leben müssen und die Konzertbranche Lösungen im Umgang braucht. Von Judith Schuck

Die Lichttechnikerin: Karina Lotzer wurde sie von der Absagewelle überrollt. Seit September läuft der Laden wieder, aber anders: Sie hat umgesattelt. Von Corinne Riedener

Fotografie: Hannes Thalmann

Perspektiven

Cuarantena: 40 Tage Wochenbett in der Kolumbianischen Salsastadt Cali, wo es auch babyfreudliche Schwitzbäder gibt und eine Doula den Eltern in den ersten Wochen mit dem Kind hilft. Von Lydia Baumgartner

Museumsdebatte: HVM-Leiter Daniel Studer über fehlende Ausstellungsobjekte zu städtischen oder sozialen Themen und die Kritik, dass die Kuratorien fachlich einseitig besetzt seien. Von Roman Hertler und Peter Surber

Klassiker des Antifaschismus: Die unterbrochene Spur von Mathias Knauer und Jürg Frischknecht kommt mit einem Vorwort von Jakob Tanner neu heraus. Von Ralph Hug

Späte Ehrung: Der St.Galler Antifaschist und Spanienkämpfer Louis Übrig erhielt in Konstanz einen «Stolperstein» an der Kanzleistrasse. Von Uwe Brügmann

Kultur

Blutgruppe Rap: Shaquille Bernhard alias Rapture Boy hat das Zeug zum Rapper, findet die BandXost-Jury. Besuch bei ihm im Studio. Von Corinne Riedener

Literaturhaus für alle: Was die neue Wyborada-Leiterin Anya Schutzbach plant, wie das Buch überlebt und warum ein eigenes Haus nötig ist. Das Interview. Von Peter Surber

Utopie und Spiel: In St.Fiden befindet sich seit Frühling ein Kunstraum. Wer ihn betritt, bekommt sorgfältig kuratierte Stadtvisionen zu sehen. Von Nina Keel

Don’t Mind the Gap: Im Zeughaus Teufen ist das Dazwischen zu sehen – viel mehr als eine Ausstellung über Farbphänomene und deren Spielräume. Von Kristin Schmidt

Bunte Geschichte: Ralph Brühwiler hat die Caran d’Ache-Saga aufgeschrieben und vermischt dabei ganz bewusst Fakten und Fiktion. Von Roman Hertler

Gächschötzig: Steff Signer, der Musiker und Dichter des «Henderlands», geht den Spuren seiner Jugend nach in Texten und Kurzfilmen. Im Januar wird er 70. Von Peter Surber

Eintauchen: Der Kulturraum «Pool» steht für die szenischen Künste zur Verfügung – nicht in erster Linie für Aufführungen, sondern zum Arbeiten. Von Peter Surber

Boulevard

Abgesang

Kellers Geschichten
Pfahlbauer
Comic

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