, 27. April 2018
1 Kommentar

Saiten im Mai: 68+50=?

50 Jahre nach 1968 diskutieren wir damalige Erfahrungen, heutige Lebensgefühle und die Parolen für morgen. Ausserdem: das vernachlässigte Sarganserland, Frauenrap, Kickboards, Glaziologie und die grosse Hommange an Roman Signer zum Achtzigsten.

Das Coverbild und die ganzseitigen Bilder im Titel des Maihefts zeigen Videoausschnitte von 1.Mai­-Demonstrationen.

«1968 ist der Name für eine sehr unerwartet aufgeflammte Epoche der niemals gesehenen Symbole, des unverhofften Rausches, der erschütterten Alltäglichkeiten – for the times they are a­changin’.» So bilanziert der Philosoph Georg Kohler mit Bob Dylan als Zeuge das Schicksalsjahr 68, in einem Buch zur Berner Rebellion unter Laubengängen.

Und die 68er in der Ostschweiz? Im Mai 2018, 50 Jahre danach, ist in der Ostschweiz von Erinnerungskultur kaum etwas zu merken. Ausstellungen, Debatten, Kontroversen, eine Bilanz der gewaltigen Umbrüche von damals? Fehlanzeige. Allerdings: Die «neuen sozialen Bewegungen» der 60er­- und 70er-­Jahre hat bereits das 2016 als Neujahrsblatt des Historischen Vereins erschienene Buch Aufbruch weiträumig besichtigt.

Saiten will den Mai 2018 dennoch nicht einfach so unter den Teppich kehren. 50 Jahre danach lässt Corinne Riedener in diesem Heft eine generationenübergreifende Runde die damaligen Erfahrungen
 und heutigen Lebensgefühle diskutieren. Chris Schmid, Mann der ersten Stunde in der etwas verspätet zur Rebellion findenden Gallusstadt, erinnert an die Anfänge im «Kreis», dem längst ordentlich gentrifizierten Goliathquartier. Rolf Bossart liest Ueli Mäders ausholende Recherche über 68 und die Folgen, Ralph Hug bespricht das Buch über die «Wochenzeitung», das wirksamste Nach-­68er­-Medium. Jochen Kelter geisselt
 im Kulturteil die Ökonomisierung des Literaturbetriebs, 50 Jahre nachdem das Kursbuch 15 den «Tod der Literatur» verkündet hatte.

Und ohne Parolen für 2018 ff, illustriert von der jungen Zeichnerin Miriam Schöb, lassen wir 1968 nicht ziehen. Umso mehr, als die grossen Themen dieselben bleiben. Ein Kenner der Epoche, der Autor Wolfgang Kraushaar, bilanziert in einem neuen Reclambuch: «68 war
 in seinem Kern auch eine Freiheitsrevolte. Das Subjekt sollte von seinen als ‹bürgerlich› verstandenen Panzerungen aufgebrochen werden. Die Gesellschaft sollte nicht mehr durch eine kapitalistische Wirtschaftsordnung geprägt sein und alle Formen von Ausbeutung und neoimperialistischer Herrschaft hinter sich lassen. All das ist auch heute immer noch nicht überholt.»

Weiter im Heft: ein Blick ins Sarganserland, das als einziger Wahlkreis vor zwei Monaten den Theaterumbau in der weit weg liegenden Hauptstadt abgelehnt hat. Eine Reportage über das Kickboard und Edi Duarte, seinen Winterthurer Erfinder. Frauenrap. Und die grosse Hommage an Sprengmeister Roman Signer zum Achtzigsten.

Peter Surber

 

Der Inhalt:

Reaktionen / Positionen
Redeplatz 
mit Norbert Möslang
Hässig von Nadja Keusch
Herr Sutter sorgt sich… von Bernhard Thöny
Evil Dad von Marcel Müller
Blickwinkel von Daniel V. Keller
Mensch Meyer
 von Helga und Janine Meyer

68 – was bleibt?

«Man kann nicht die Globalisierung kritisieren, aber bei Amazon einkaufen»
Vier Aktivistinnen und Aktivisten diskutieren über 68, die Folgebewegungen und darüber, was heute zu tun wäre.

von Corinne Riedener

«Moskau einfach!»
Chris Schmid erinnert sich an die Anfänge der Revolte in St.Gallen
.
notiert Von Roman Hertler

Ausbruch aus dem Malaise
Zu Ueli Mäders Buch 68 – was bleibt?
von Rolf Bossart

40 Jahre links denken, links schreiben
Stefan Howalds Geschichte der WOZ.
von Ralph Hug

«Lohngleichheit jetzt!»
Die (alten und neuen) Parolen für 2018.
gezeichnet Von Miriam Schöb

Das Coverbild und die ganzseitigen Bilder im Titel zeigen Videoausschnitte von 1. Mai­-Demonstrationen.

Perspektiven

Wie Edi Duarte das Kickboard erfand – und ein anderer davon profitierte.
von Tim Wirth

Wind und Wetter: Die Glaziologin und Meteorologin Rebecca Gugerli im Interview.
von Cathrin Caprez

Sarganserland: Eine Region fühlt sich vernachlässigt.
von Marion Loher

Flaschenpost aus dem Alpenhof.
von Virginie Gauthier, Christof Nüssli, Jessie Kerspe und Justin Tyler Tate

Kultur

Signersignale/Romanromane: Zum 80. von Roman Signer.
von Christoph Keller


Aline Feichtingers Buch über Signers Aktion vor der Orangerie.
von Peter Surber

Frauen­-Rap: Im Mai kommen Flohio und Danitsa ins Palace.
von Corinne Riedener

In den Gängen: Der neue Spielfilm von Thomas Stuber.
von Frédéric Zwicker

50 Jahre nach 68: Tod der Literatur – eine Streitschrift.
von Jochen Kelter

Lea Blochs Buch über das Leben von Kurt Bigler.
von Peter Müller


Die Kellerbühne holt Hiltys Roman Parsifal auf die Bühne.
von Daniel Fuchs

Kulturparcours

Mixologie
von Niklaus Reichle und Philipp Grob

Zwei Gedichte im Mai
von Claire Plassard und Florian Vetsch

Abgesang

Kehl buchstabiert die Ostschweiz
Kellers Geschichten
Kreuzweiseworte
Pfahlbauer
Boulevard

1 Kommentar zu Saiten im Mai: 68+50=?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Impressum

Herausgeber:

 

Verein Saiten
Gutenbergstrasse 2
Postfach 2246
9001 St. Gallen

 

Telefon: +41 71 222 30 66

 

Hindernisfreier Zugang via St.Leonhardstrasse 40

 

Der Verein Saiten ist Mitglied des Verbands Medien mit Zukunft.

Redaktion

Corinne Riedener, David Gadze, Roman Hertler

redaktion@saiten.ch

 

Verlag/Anzeigen

Marc Jenny, Philip Stuber

verlag@saiten.ch

 

Anzeigentarife

siehe Mediadaten

 

Sekretariat

Isabella Zotti

sekretariat@saiten.ch

 

Kalender

Michael Felix Grieder

kalender@saiten.ch

 

Gestaltung

Data-Orbit (Nayla Baumgartner, Fabio Menet, Louis Vaucher),
Michel Egger
grafik@saiten.ch

 

Saiten unterstützen

 

Saiten steht seit über 25 Jahren für kritischen und unabhängigen Journalismus – unterstütze uns dabei.

 

Spenden auf das Postkonto IBAN:

CH87 0900 0000 9016 8856 1

 

Herzlichen Dank!