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Saiten since 1994: Die Pläne im Jubeljahr
In eigener Sache: Der Kulturjournalismus hat einen schweren Stand. Zum 30-Jährigen von Saiten wollen wir gegensteuern – mit einem Crowdfunding zur Lancierung eines Kulturnewsletters und einer zusätzlichen Redaktionsstelle einerseits und mit einem Kongress zum Kulturjournalismus der Zukunft andererseits.
Ohne Berichterstattung bleibt das Kulturschaffen unsichtbar. Es fehlt an Einordnung und öffentlicher Resonanz. Und Kultur, die nicht verhandelt wird, kann auch keine Wirkung entfalten – egal, wie sehr sie gefördert wird. Viele Medienhäuser haben in den letzten Jahren ihre Kulturberichterstattung massiv heruntergefahren. Die Kulturredaktionen wurden laufend ausgedünnt oder die Feuilletons thematisch so erweitert, dass die eigentliche Kulturberichterstattung kaum mehr Platz findet. Eine Konsequenz dieser Entwicklung: Die Sichtbarkeit der Kultur leidet enorm, obwohl sie bis in die hinterletzten Ecken und Weiler wuselt. «Wenn wir in den Medien nicht vorkommen, finden wir auch nicht statt», ist längst ein Bonmot in der Kulturszene.
Das bereitet uns seit längerem Sorgen, darum wollen wir das Problem der verkümmernden Kulturberichterstattung in unserem Jubeljahr auf mehreren Ebenen angehen. Auf institutioneller Ebene mit einem Ausbau und auf fachlicher und gesellschaftlicher Ebene mit einem Kongress.
Crowdfunding für Kulturnewsletter
Wir sind überzeugt, dass Kultur und Kulturschaffende eine grössere Plattform brauchen. Diese Plattform wollen wir ihnen geben in der Ostschweiz – in grösserem Umfang als Saiten das bereits seit 30 Jahren tut. Wir möchten künftig mehr Theaterbesprechungen, mehr Ausstellungsvorschauen, mehr Konzertrezensionen, mehr Nähe zu Kunstschaffenden. Und zwar aus allen Teilen der Ostschweiz. Darum wollen wir einen wöchentlichen Kulturnewsletter aufbauen, der redaktionelle Inhalte mit Veranstaltungshinweisen kombiniert – und dafür braucht Saiten eine vierte Redaktionsstelle.
Um diese Stelle samt Kulturnewsletter ab Anfang 2025 zu finanzieren, starten wir Mitte August ein Crowdfunding. 130’000 Franken insgesamt wollen wir sammeln, ein Teil davon kommt von Stiftungen und Partner:innen. Weitere rund 150’000 Franken steuert Saiten – mit Eigenleistungen und Werbeeinahmen – selber bei. Damit ist das Projekt und die zusätzliche Stelle in den ersten drei Jahren finanziert, ab dann soll sie möglichst selbsttragend sein. Diesen Kulturnewsletter und die damit verbundene vierte Redaktionsstelle, die sich ausschliesslich um Kulturthemen kümmert, wünschen wir uns zum 30. Geburtstag. Es ist ein Geschenk, das ihr uns machen könnt – und das wir letztlich euch allen zurückgeben möchten.
Kongress zur Zukunft des Kulturjournalismus – und danach: Partyparty
Wir wollen aber nicht nur machen, wir wollen auch reden über Kulturberichterstattung, darum veranstalten wir am 21. September im Raum für Literatur in der Hauptpost St.Gallen den «grossen Saiten-Kongress zum Kulturjournalismus der Zukunft». Dieser richtet sich nicht nur an Berufsleute, sondern auch an Kulturschaffende, Veranstalter:innen und das geneigte Publikum, also an euch, liebe Leser:innen.
Der Kongress beginnt um 15 Uhr mit einer Präsentation der neuen Kalenderkooperation «Minasa». Ab September stellt Saiten schrittweise auf das neue System um. Die Präsentation, bei der man viel Nützliches über die vielfältigen Möglichkeiten erfährt, richtet sich in erster Linie an Kulturveranstalter:innen, ist aber auch offen für die interessierte Öffentlichkeit.
Um 16 Uhr folgen zwei Panels: ein Fachgespräch von und für Kulturjournalist:innen und ein Workshop, wo das Publikum seine Erwartungen an den Kulturjournalismus der Zukunft diskutiert. Am Fachgespräch nehmen Susanne Kübler (Dozentin MAZ Kulturjournalismus, Tonhalle Zürich, ehemals Tages-Anzeiger), Robyn Muffler oder Giulia Bernardi (Co-Redaktion Kulturmagazin 041) und weitere Gäste teil, Corinne Riedener leitet das Gespräch. Den Publikumsworkshop moderiert Thomas Weber.
Auf den Apéro Riche von Luzia vom Speck-Catering um 18 Uhr folgt um 19 Uhr das grosse Schlusspodium zur Zukunft des Kulturjournalismus. Es diskutieren Min Li Marti (Nationalrätin, Verlegerin PS, Verband Medien mit Zukunft), Guy Krneta (Schriftsteller, Vorstandsmitglied ch-interculture – Verein für Kulturkritik), Lisa Fuchs (Leiterin ad interim Fachstelle Kultur Kanton Zürich), Frank Heer (Journalist, Kulturredaktor NZZ am Sonntag). Eric Facon leitet das Podium.
Und schliesslich wollen wir auch noch etwas feiern, immerhin ist Saiten im April 30 geworden. Die grosse Jubiläumsparty steigt ab 21 Uhr im Palace St.Gallen. Es spielen Billie Bird, Mamba Bites, The Robots sowie die DJs Nat & Ladybruce. Also: markiert euch den 21. September fett in eurer Agenda.