, 3. Mai 2017
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Saiten taucht ein

#Saitenfährtein in Rorschach und Redaktor Zwicker geht baden. Denn er ist anders als Sie, nämlich so etwas wie Kevin Costner in «Waterworld».

Ja, was tut man denn in diesem Rorschach? Für den Rapperswilerbuben gibt es selbstverständlich nur eine richtige Antwort. Denn der Rapperswilerbub kennt die heimische Seebadi, das recht historische, ungemein schöne Badehaus mit Jahrgang 1940, das hinter der Altstadt versteckt in der Kempratener Bucht liegt. Ein gewisser Stolz schwingt schon mit, wenn der Rapperswilerbub seinem Besuch die Badi zeigt und sagt: «Eine der schönsten – ach was, die mit Abstand allerschönste Badi in der Schweiz – ach was, auf der ganzen Welt.»

Wenn aber der Rapperswilerbub mit Kollegin und Kollege in Rorschach einfährt, um sich da nach Geschichten umzusehen, und er von der Badhütte Rorschach gehört hat, Baujahr 1924, die letzte ihrer Art am Bodenseeufer, dann denkt er sich natürlich: «Jetzt wollen wir doch einmal sehen, was diese Badhütte in Rorschach kann.»

Arme benetzen.

Sie müssen wissen: Der Rapperswilerbub ist vor allem anderen ein Seebub. Er wurde am Lac Léman geboren; am Zürichsee fand die Aufzucht statt. Als er nach Wattwil an die Kanti ging, wurde er ein erstes Mal in seinem Leben so richtig mit Buben und Mädchen konfrontiert, die keine Seebuben noch Seemädchen waren. Ein äusserst bemitleidenswerter Menschenstamm, befand er. Denn: Wie lebt, wer keinen See hat? Lebt, wer keinen See hat, tatsächlich? Nein, wer keinen See hat, lebt nicht wirklich.

Das Schöne an der Kanti Wattwil ist, dass da junge Menschen von westlich und östlich des Rickenpasses zusammenfinden. Eine Dialektgrenze ist er, der Ricken, aber eben auch eine Grenze, die verschiedene Gattungen der Spezies Mensch trennt. Während die ennet-dem-Ricken-Menschen eindeutig Landmenschen sind, sind wir auf unserer Seite so etwas wie Kevin Costner im Film Waterworld, wo dieser evolutionsbedingt mit Kiemen versehen ein Zwischending zwischen Land- und Wasserlebewesen darstellt. Und was tut Kevin Costner am Schluss, als sie «Dryland» endlich gefunden haben? Er setzt sich auf sein Boot und segelt wieder aufs unendliche Wasser hinaus.

Oberkörper und Kopf benetzen.

Was tut der östlichere Ostschweizer an einem freien Nachmittag im Sommer? Nicht vorstellbar. Was gibt ihm Ruhe und Seelenfrieden im Winter? Nicht vorstellbar. Wie kommt er dem begehrten Weibchen näher, nachdem die Beizen schliessen? Er kann ja nicht – wie ich – sagen: «Komm, wir hüpfen noch schnell in den See», wobei es gezwungenermassen zu einer prä-bettlichen Entkleidung kommt, die sich etwas später, nach dem kehlewärmenden Schlummertrunk, fast gezwungenermassen wiederholt.

Wenn der Rapperswilerbub einen See sieht, dann springt er – oft während neun Monaten des Jahres – hinein. Nicht während zwölf Monaten. Die gibt es auch. Aber die nennt man Spinner.

Als also der Kollege schrieb: «Treffpunkt Badhütte, zu einem herzhaften Schwumm?», da dachte er nicht, dass der Rapperswilerbub einen Tag nach ergiebigem Schneefall tatsächlich mit Badehose aufkreuzen würde. Und: Weder er noch der Rapperswilerbub dachten, dass die Badhütte ein derartiges Unterfangen würde verhindern wollen. Denn: Die Badhütte Rorschach öffnet erst am 25. Mai ihre Tore.

Die Badhütte ist – von aussen besehen – eine sehr schöne Badi. Der Bodensee ist ein sehr schöner See. Der Rapperswilerbub ist wenige Meter neben der Badhütte Rorschach in den Bodensee gehüpft. So kalt ist es gar nicht mehr. Danach fühlen sich Seebub und Seemädchen stets wie neu geboren. Aber davon verstehen Sie wohl leider nichts.

Doch. Natürlich. Sie haben recht. Die Weihern sind auch schön. Haha!

Hinein ins Vergnügen!

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