, 5. Mai 2015
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Schnyder, Giger, Henze…

Bemerkenswert viel St.Gallisches und Angebote für Kinder – und ein (allzu unpolitischer) Russland-Schwerpunkt: Das kündigen Konzert und Theater St.Gallen für die Spielzeit 2015/16 an.

Den Paukenschlag setzte an der Medienorientierung vom Dienstag morgen im Theaterfoyer Schauspieldirektor Tim Kramer: Der Kapitalismus habe die Theater zwar nicht zum Verschwinden gebracht, aber verändere sie schleichend – siehe Volksbühne Berlin, und eine ähnliche Entwicklung drohe auch in der Schweiz. Drum sei es ihm wichtig, seine Arbeit in St.Gallen nicht mit einer Party zu beschliessen, sondern mit einem literarischen Text: Georg Büchners «Lenz». Kramer will ihn mit Texten von Frisch, Celan, einem Streichquartett und anderen Ingredienzen anreichern und in der Lokremise als zeitgenössisches «Gespräch im Gebirg» präsentieren – Ende Mai 2016.

Das Stück zur Stickereikrise

Zuvor bringt der Schauspieldirektor mit «König Ubu» einen Klassiker des Grotesken oder mit Frischs «Andorra» ein Stück, das man in Zeiten des ausschliessenden Populismus schon wieder spielen müsse. Und er hat die junge Ausserrhoder Autorin Rebecca C.Schnyder mit einem Stück zur Textil-Vergangenheit und -Gegenwart St.Gallens beauftragt – mehr dazu hier im Interview mit der Autorin. Zeitgenössische Stimmen sind auch der Russe Iwan Wyrypajew mit «Illusionen» und die junge Britin Lucy Prebble mit «The Effect», einem Stück über die Machenschaften der Pharmaindustrie.

Eine Bühnenfassung von Tolstois Roman «Anna Karenina» vervollständigt das Programm im Sprechtheater. Russisch geht es ebenfalls im von Peter Heilker präsentierten Opernprogramm (mit Tschaikowskis «Onegin») und in der Tonhalle mit einer ganzen Reihe von russischen und slawischen Programmen zu und her. Tanzchefin Beate Vollack nimmt sich ihrerseits den russischen Humoristen Daniil Charms vor mit einem Projekt in der Lokremise. Der ganze Russlandschwerpunkt bringt Weltliteratur, Hochromantisches und Überraschendes auf die Bühne – die politischen Verwerfungen und Konflikte des heutigen Russlands lässt er aber bedauerlicherweise völlig ausser acht.

Henze-Oper für und mit Kindern

Bemerkenswert sind hingegen die Bemühungen, Kindern und Jugendlichen (aber auch Erwachsenen) die Schwellenangst vor Musik und Theater zu nehmen. Zeitgenössische Klassik gelte oft als unverständlich, so Konzertdirektor Florian Scheiber – dem will das Programm namens «Ohren auf» abhelfen: ein Gesprächskonzert mit drei neuen Schweizer Orchesterwerken. Im selben Kontext, dem nationalen Förderprogramm «Oeuvres suisses», wird Paul Gigers Komposition «Zwölf Rauhnächte» uraufgeführt.

Für Kinder und Jugendliche gibt es diverse weitere Konzerte unter dem Titel jugend@tonhalle – darunter das «K-Projekt», bei dem Jugendliche selber komponieren, oder eine Konzertreihe mit mittelalterlicher Musik, gespielt vom Ensemble Arianna Savall in der Stiftbibliothek. Ein weiteres löbliches Projekt ist die Kinderoper «Pollicino» von Hans Werner Henze. An der Geschichte des Däumlings wirken neben Profis Kinder und Jugendliche aus der Region als Instrumentalisten und Sängerinnen mit.

Die Nachwuchsförderung scheint Erfolg zu haben: Die Besucherzahlen in der Tonhalle und im Theater St.Gallen zeigen jedenfalls nach oben. In der laufenden Spielzeit ist das Theater zu 78 Prozent und die Tonhalle zu 85 Prozent ausgelastet, wie Theaterdirektor Werner Signer stolz bekanntgab – dies trotz Sparzwang.

Bild: Tim Kramer, Werner Signer, Florian Scheiber, Beate Vollack und Peter Heilker (von links) an der Medienorientierung im Theaterfoyer. (Bild: Theater St.Gallen)

Infos: theatersg.ch

 

 

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