Solidarität und Apokalypse

Katja Riemann liest in St.Gallen aus ihrem Debütroman Nebel und Feuer, der mit einem Suizidversuch beginnt und in der Apokalypse endet.

Die Autorin Katja Riemann (Bild: Mirjam Knickriem)

Die deut­sche Schau­spie­le­rin und Au­torin Kat­ja Rie­mann, be­kannt aus Fack ju Göh­te, hat ih­ren ers­ten Ro­man ge­schrie­ben. Ne­bel und Feu­er heisst das Werk und er­zählt von ei­ner Welt am Ab­grund und ei­ner Frau, die So­li­da­ri­tät und Lie­be fin­det. Im Rah­men der Ver­an­stal­tungs­rei­he L∞T liest Rie­mann am 4. Ju­ni in der LOK und spricht über ih­re Ar­beit. Das For­mat L∞T ist ei­ne Ko­ope­ra­ti­on zwi­schen dem Li­te­ra­tur­haus St. Gal­len so­wie Kon­zert und Thea­ter St. Gal­len und wid­met sich dem flies­sen­den Über­gang zwi­schen bei­den Dis­zi­pli­nen.

Da­bei ist Kat­ja Rie­mann nicht nur Schau­spie­le­rin und Au­torin , son­dern auch Sän­ge­rin und UNICEF-Bot­schaf­te­rin. Für ihr En­ga­ge­ment bei UNICEF er­hielt sie 2010 das Bun­des­ver­dienst­kreuz und 2016 den Bad Ibur­ger Cou­ra­ge-Preis. Bis­her hat Rie­mann ver­schie­de­ne Sach­bü­cher über hu­ma­ni­tä­re Ar­beit ver­fasst. Mit Ne­bel und Feu­er legt sie nun ihr li­te­ra­ri­sches De­büt vor.

Der Ro­man be­ginnt dra­ma­tisch: Die Mu­si­ke­rin Jo­haen­ne steht auf dem Fens­ter­sims im fünf­ten Stock und blickt in den Ab­grund. War­um? Die Lie­be ih­res Le­bens ist weg, üb­rig bleibt nur Schmerz. Und der treibt Jo­haen­ne auf den Sims. Sie ist al­lein, nur der Mond be­ob­ach­tet sie. Mit dem Ab­grund vor Au­gen er­kennt Jo­haen­ne plötz­lich, dass sie sich ei­gent­lich gar nicht um­brin­gen will. Sie ist kei­ne Selbst­mör­de­rin. Vor­sich­tig klet­tert sie vom Sims und be­ginnt, sich lang­sam in ein neu­es Le­ben vor­zu­tas­ten.

Doch wäh­rend sich Jo­haen­ne vom Ab­grund ab­wen­det, steht die Ge­sell­schaft selbst vor ei­nem. Wei­te Tei­le der Welt sind in Ne­bel ge­hüllt, Heu­schre­cken­schwär­me ver­wüs­ten gan­ze Land­stri­che, Feu­er­wal­zen zie­hen durch das Land und bren­nen al­les nie­der, was ih­nen be­geg­net. Mit drei Freun­din­nen und ei­nem klei­nen Hund sucht Jo­haen­ne Zu­flucht im Bun­ga­low ih­res ver­stor­be­nen Va­ters. Hier fin­den die Frau­en zu­ein­an­der und ver­han­deln, was Glück über­haupt ist – auch wenn draus­sen die Welt un­ter­zu­ge­hen scheint.

Das Li­te­ra­tur­haus St.Gal­len schreibt zum Ro­man, dass Rie­mann «die ein­dring­li­che Be­schrei­bung ei­ner apo­ka­lyp­ti­schen Ge­gen­wart (es ist un­se­re!) und ein mit­reis­sen­des Plä­doy­er ge­gen das Ver­schwin­den von Men­schen, Na­tur, Frei­heit und Ver­trau­en» ge­lingt.

Kat­ja Rie­mann: Ne­bel und Feu­er. Fi­scher Ver­lag, Frank­furt am Main 2025.
Au­torin­nen­le­sung: 4. Ju­ni, 20 Uhr, LOK St.Gal­len.
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