, 26. Juli 2017
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Theater im goldenen Käfig

Im Stück «Wie eine Barke das Meer aus Testosteron durchpflügen» der St.Galler Theatergruppe e0b0ff werden Geschlechterverhältnisse durcheinandergewirbelt.

Von links: Dominik Holzer, Lisa Walder und David Koch. (Bild: pd)

Vor zwei Jahren war es das Königsdrama Edward II. von Christopher Marlowe in der Grabenhalle, jetzt kommt es, zumindest dem Titel nach, noch eine Spur männlicher: Wie eine Barke das Meer aus Testosteron durchpflügen ist das Stück betitelt, das die St.Galler Theatergruppe e0b0ff Ende Juli in der Halle im Lattichquartier aufführt.

Schaut man dann genauer hin, sind die Geschlechterverhältnisse jedoch rasch durcheinandergewirbelt. Grundlage der Produktion ist die Kurzgeschichte Mörderische Huren von Roberto Bolano: Eine Frau, Angel, verführt und tötet einen Mann, Max, den sie zuvor im Fernsehen gesehen hat.

Der Autor Dominik Holzer hat gemäss Projektbeschrieb diese «Geschichte über Unterdrückung, über Geschlecht, über das Patriarchat, über Rache, über Liebe zu einem poetischen Monolog umgeschrieben, ins Jetzt geholt, gequeert und neue Fragen gestellt».

Drei Personen spielen, zwei Männer und eine Frau (Dominik Holzer, Lisa Walder und David Koch). Die Männer spielen die Frau, die Frau wird zu einer Art Spielleiterin, die Bühne ist eine Box von sieben auf sieben Metern, ein goldener Käfig, in dem sich die Spieler mit dem Publikum auf engem Raum begegnen.

Das Stück bewege sich «auf der Kippe zwischen Performance und Schauspiel», sagt Sebastian Ryser, der wie schon in Edward II. Regie führt. Ihn interessiere, was mit dem dichten poetischen Text szenisch passiere und was für Spannungen und Atmosphären sich in der engen Box schaffen lassen.

Wie eine Barke das Meer aus Testosteron durchpflügen: 28., 29. und 30. Juli, 20 Uhr (am 30. Juli auch 17 Uhr), Halle Lattich, Güterbahnhof St.Gallen.
e0b0ff.ch

Dabei soll trotz aller Nähe aber kein interaktives Theater entstehen und, trotz der mörderischen Konstellation, auch kein «Gruselstück». «Die Inszenierung zeigt eine Figur am Rande der Gesellschaft, die sich nach einem Leben in Unterdrückung ermächtigt und rächt. Diese Figur soll für Frauen, aber auch für Homosexuelle stehen, für Sexarbeiterinnen, aber auch für Staatenlose. Kurz – für jene, denen das Sprechen verwehrt ist», schreibt das e0b0ff­-Kollektiv zu seinem Projekt.

Premiere ist in Zürich, in St.Gallen kommt die «Barke» Ende Juli in die Lattich­-Halle. Ein Risikotermin mitten in den Sommerferien – dank der mobilen Anlage des Stücks sei aber eine Wiederaufnahme zu einem späteren Zeitpunkt geplant und gut möglich, sagt Ryser.

Dieser Beitrag erschien im Sommerheft von Saiten.

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