, 15. Januar 2015
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Was am Bahnhof Nord entstehen könnte

Am Tisch hinter den Gleisen wurden Ideen fürs kränkelnde Gebiet Bahnhof Nord gesammelt: Angedacht sind etwa eine Markthalle, genossenschaftliche Wohnprojekte und viel Raum für Kultur.

Was mit dem Gebiet Bahnhof Nord passiert ist und passieren wird, bewegt: Rund 50 Personen waren am Mittwoch dem kritisch formulierten Aufruf an den «Tisch hinter den Gleisen» gefolgt. An den Tischen im Spanischen Klubhaus wurde diskutiert und fabuliert, was werden soll und könnte: einerseits mit dem «Spanier» als Treffpunkt für verschiedenste gesellschaftliche und politische Gruppen St.Gallens – andrerseits mit dem Quartier hinter den Gleisen als Ganzes.

Mittendrin sass Florian Kessler, seit Oktober Leiter des St.Galler Stadtplanungsamtes. «Solche Treffen sind wichtig, sie zeigen, dass sich die Bewohner dieser Stadt für ihren Lebensraum interessieren», sagte Kessler. Er sei hier, um zuzuhören, die Stimmung zu spüren und Ideen aufzunehmen.

Markthalle hinter dem Bahnhof

Konkretes konnte der Stadtplanungsleiter aber nicht verkünden: Ob die Stadt das Spanische Klubhaus kauft, ist weiterhin offen. «Die Stadt verhandelt mit den Ausgleichskassen des Gewerbes, mehr kann ich nicht sagen.»

Immerhin liess Kessler durchblicken, dass die Stadt eine «Gesamtbetrachtung» des Quartiers machen wolle, wenn möglich mit partizipativen Ansätzen – also Diskussionsrunden ähnlich jener, die am Mittwoch im Spanier zusammensass. Und diese produzierte doch einige interessante Ideen.

Am Tisch mit Kessler entwickelte sich aus den Stichworten Essen, Arbeiten und Kultur das Projekt einer Markthalle. So könnte man sich von den Querelen rund um den Marktplatz verabschieden. Wie in einem spanischen Mercado tagsüber einkaufen, mittags essen, abends Kulturangebote – das würde dem Quartier gut tun. So könnte man auch verhindern, dass das Gebiet Bahnhof Nord das gleiche Schicksal ereilt, wie die Altstadt: nach Ladenschluss ausgestorben, fast keine Beiz mehr.

Bei der Finanzierung kam allerdings ein «Aber» auf. Die Runde stellte fest, dass die Büromieten ziemlich hoch werden. Man müsste bei knapp über 150 Franken Jahresmiete pro Quadratmeter landen können, um die Flächen zu füllen. Wird das möglich?

Ohne Klubhaus-Kauf keine Planung

An mehreren Tischen wurden Wohnprojekte skizziert. Eine Gruppe, die schon länger ein genossenschaftliches Mehrgenerationenhaus plant, war da. Einrichtungen von der Kinderkrippe bis zum Alterszentrum hätten hier Platz, und auf vielen Tischsets stand auch mit Kugelschreiber gekritzelt: «Klubhaus erhalten» oder Ersatz schaffen, zum Beispiel ein «Volkshaus», eine «Kulturzentrale», eine Bar mit Musik.

Es gab auch die SP-Ecke: Die Stadtparlamentarier Doris Königer und Gallus Hufenus – sie reden übrigens hin und wieder fliessend spanisch miteinander und das nicht nur im Hogar Español – brachten die Eigentumsverhältnisse ins Spiel. Bevor die Stadt nicht die verpasste Chance des Klubhaus-Kaufes nachgeholt habe, könne man kaum planen – ausser der Stadtrat brächte den Mut auf, eine Planungszone zu erlassen. Die brächte einen Baustopp für die Hauseigentümer. Diesen Schritt fordert der Heimatschutz schon länger, bisher ohne Erfolg.

Quartierverein beklagt Betonwüste

Am einen Tisch eine Runde rund um Martin Schregenberger, Architekt und Präsident des Quartiervereins Rosenberg: Er schilderte die Nöte der Quartierbewohner, die Beton- und Teerwüste rund um die Fachhochschule, falsch liegende Querungen an der Rosenbergstrasse, kein Platz, auf dem man sich treffen und auf dem man länger verweilen wollte. Schon länger liegt seine Liste mit Forderungen für Verbesserungen bei der Stadt.

Für jene, die die Situation nicht gut genug kennen, organisiert der Quartierverein eine Führung. Auf dem Flyer lockende Stichworte: «Parkplatz oder Stadtplatz», «Bauten existierend oder geträumt», «St.Leopard revisited: Ein Beispiel für schlechte Baukultur?» Und: «Noch einmal Wiesental».

 

Die Ideensammlung der Tischrunde wird auf dem Tisch-Blog publiziert: tischhinterdengleisen.wordpress.com

Quartierführung HB Nord: Samstag 24. Januar, Treffpunkt um 10 Uhr beim Haupteingang der Fachhochschule.

Der nächste Tisch hinter den Gleisen: Mittwoch, 28. Januar, ab 19 Uhr im Spanischen Klubhaus im 1. Stock.

 

Text: René Hornung / Urs-Peter Zwingli

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